Julia Stadler

I´m Alive

 

Es war ein kalter, verregneter Nachmittag. Die Sonne war bedeckt von Wolken die unnachgibig ihren kalten Segen nach unten auf die kalten, kahlen Grabsteine ließen. Mit gesenkten Kopf und mit schweren Schritten ging er auf den steinigen Weg entlang. Vincent, Vincent Grey war sein Name. Sein schwarzer, bodenlanger Mantel war durchfeuchtet von dem kühlen Nass und auch seine Mütze brachte ihm keinen Schutz mehr vor der nassen Kälte. In der rechte Hand trug er einige weiße Rosen mit sich. Langsam und mit bedachten Schritten ging er seinen Weg, den Weg den er nun schon seit einigen Monaten immer und immer wieder ging. Die letzten Ereignisse liegen noch gar nicht so weit zurück, es schien ihm immer als wären sie gerade eben passiert, doch es war nicht so. Er spürte noch zu gut das Feuer in seiner Brust, dass jedesmal entflammte wenn er ihn sah. Ihn, seine bessere Hälfte, seinen Grund warum er lebt, seinen Seelenverwandten, seinen besten Freund der nun unter der nassen Erde vergraben liegt. Erst vor einem Monat ist er gegangen und hat eine klaffende Wunde auf dem Herzen hinterlassen, eine Wunde die womöglich nicht geschlossen werden kann. Und wieder steht Vincent vor dem Grab. Er kann kaum aufsehen vor Schmerz. Ein leiser Schluchtzer. Leise rollen ihm die Tränen aus den Augen. Seine Hände krampfen sich zur Faust zusammen. Er zittert am ganzen Körper, bekommt kaum Luft, so schwer lastet es auf ihm. "Warum nur!" Seine Gedanken kreisen um seinen verlorenen Freund. "Warum du und net ich?" Leise flüstert er die Worte in den Wind, nur damit sie gleich wieder verstummen in der kalten, kahlen Realität des Lebens. Verbittert biss er sich auf die Lippen, so sehr das diese zu bluten begannen, doch auch dies brachte nicht die Linderung über den Schmerz den er gerade fühlte. Mit einem Male sackte er in sich zusammen. Unsanft ließ er sich auf seine Knie fallen. Seine Knie bohrten sich in den matschigen und nassen Boden. Mit gebückter Haltung saß er vor dem Grab und hielt sich seine Hände vor das Gesicht. Immer und immer wieder sagte er zu sich selbst "Warum!" Er wippte leicht mit seinem Körper hin und her. Immer noch mit Tränen in den Augen sah er nach oben in den Himmel. Der Regen fiel auf Vincents Gesicht nieder und fühlte sich nass und kalt an. Er schloss seine Augen und ließ den Regen über sein Gesicht sich ergießen. "Warum, warum hast du mir das angetan!" Wieder flüsterte er in den Wind. "Und dabei hast du nur gesagt Ich werde kämpfen ein letztes mal! Doch warum musste es so enden?" Ein kalter Wind wehte ihm um die Nase und durch die nun total durchnässten Haare. Ein kleines Lächeln ging von seinen Lippen. Der Regen schien ihm etwas Schmerz von der Seele zu nehmen und so genoss er es förmlich. "Regentage sind schöne Tag ... " dachte er sich. "... denn es sind die einzigen Tage andenen man mit erhoben Kopf weinen kann ohne das es jemand sieht!" Er ließ seiner Trauer freien Lauf. Nun wandte er sich mit seinen Augen dem Grabstein zu, auf dem der Name seinen Freundes geschrieben stand. "Riku Valentine!" sagte er leise und sacht. Und wieder schossen ihm Erinnerungen in den Sinn, die noch nicht lange zurücklagen. Erinnerungen an einen tollen Menschen den er geliebt hatte für das wie er ist, für das was er kann, für das was er ist. Es fiel ihm schwer überhaupt zu glauben das sein Freund nie wieder kommen wird. Er erinnert sich genau an den letzten Tag. Er hatte mit eigenen Augen gesehen wie Riku in den Tod stürzte. Er erinnert sich noch genau an diesem Moment. Der Moment war ziemlich erdrücken. Es war jene Aufbruchsituation. Sie saßen beide nebeneinander, doch dann erhob Riku sich. Vincent hielt seine Hand fest als Riku gerade gehen wollte. Für einen kurzen Moment hielt Riku inne. Er blickte kurz in den Himmel auf um nach einer Antwort zu suchen. "Bitte geh nicht!" sagte Vincent ihm und wollte nicht loslassen. Riku senkte sein Haupt. "Ich muss kämpfen. Ein letztes mal muss ich noch. Hörst du mir zu!" Vincent flossen die Tränen nur so aus den Augen. Riku drehte sich zu seinem Freund um. Er ging in die Knie und hielt beide Arme Vincents nochmals ganz fest in den Armen. "Einmal muss ich noch kämpfen, ein letztes mal muss es sein. Ich bin nämlich nicht der Feind! Ich werde es Versuchen ein letztes mal, Ich werde kämpfen ein letztes mal den ich bin nicht der Feind!" Dies waren seine letzten Worte. Er riss sich von Vincent los und ging hinaus in die kalte, brutale Welt. Vincent konnte für den Moment nicht reagiren. Er war wie gelähmt und saß stocksteif auf seinen Sessel und ließ seinen Tränen freien Lauf. Er konnte noch nicht realisieren was nun passiert ist. Doch da wurden seine Gedanken wieder klar. Er musste seinen Freund beseite stehen. Mit einem entschlossenen Ruck sprang er von seinem Sessel auf und rannte bei der Türe hinaus. Es roch nach kalten Schweiß als er die Straße hinab rannte. Sein Gefühl sagte ihm, dass irgendetwas anders war, als es eigentlich sein sollte. Alles um sich herum nahm er nicht wirklich war. Er rannte einfach geradeaus, wusste schon wohin es geht. Sein Blick wurde zu einem Tunnelblick. Nichts um sich herum erkannte er mehr. Doch das was er dann vor sich sah brach seine Welt in zwei. Vor ihm lag der leblose Leib eines gefallenen Engels, seines Engels, der von Riku. Aus seiner Brust floss dunkles Blut. Er war übersäht von Wunden, die Wunden eines Kampfes. Vincent sank auf die Knie. Er zitterte am ganzen Leib und die Tränen rollten ihm aus den Augen. Mit einer zitternden Hand strich er Riku nocheinmal über den leblosen Körper. Der Körper war übersäht mit Rissen und Schusswunden. Langsam suchte sich seine linke Hand unter Riku Haare ihren Weg hindurch, damit Vincent seinen Freund auf seinen Schoss hieven konnte. Wieder strich er Riku über den leblosen Körper. Er blickte zum Himmel empor. "Warum!" er sagte es ganz leise, als wäre es nur für sich bestimmt. "Warum!" Er schrie es aus sich heraus. Er schrie so laut er nur konnte und was seine Stimmbänder hergaben. Er schluchzte und sein Kopf sank auf seine Brust hinab. Die Tränen rollten ihm jetzt nun in Massen über die Wangen und tropfen auf Riku hinab. "Warum nur musstest du ein letztes mal kämpfen?" sagte er zu seinem leblosen Freund. Dies ist nun gut einen Monat her und noch immer nagt der Schmerz an Vincent. Er sammelt seine Kräfte und machte sich wieder auf dem Heimweg. Er wollte gerade seine Tür öffnen als er etwas in seiner Tür bemerkte. Ein kleiner dezenter Zettel steckte in der Türritze. Er war etwas durchnässt aber man konnte noch gut lesen was auf ihm geschrieben war. Mit bedacht öffnete er den kleinen Zettel. Er kannte die Schrift, sie war eine ihm wohlbekannte Schrift. "Ich lebe!" Er ließ die Hand sinken in der er das Papier hielt. Seine Augen wurden groß. Mit einem Ruck drehte er sich um und was er dort sah ließ ihn vor Freude strahlen. Er konnte nur einen kurzen Moment erhaschen, doch für einen kurzen Augenblick sah er Riku, seinen Freund, doch im nächsten Moment war er auch schon wieder verschwunden. Vincent schloss seine Augen und konnte sein Glück kaum glauben. Sein Freund lebt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.06.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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