Andreas Rüdig

Die Hausdame

 

Hausdamen arbeiten in Hotels. Als Etagenaufsicht sind sie für den guten und sauberen Zustand einer Etage verantwortlich. Sie leiten dabei nicht nur das Reinigungspersonal an, sondern arbeiten auch selbst mit. Das Bettenmachen, das Aufziehen von Bettwäsche oder Aufräum- und Reinigungsarbeiten seien da als Beispiele genannt. Dafür besorgen sie bei Bedarf auch Wäsche, Badezimmerausstattung oder Gästepräsente im Lager. Hausdamen überwachen auch die Wäscherei und Büglerei. Sie wirken auch bei der Anschaffung von Tapeten, Heimtextilien, Vorhängen und Möbeln mit. Außerdem sorgen die Hausdamen dafür, daß die Sonderwünsche der Gäste erfüllt werden. Sie stellen eine gepflegte Atmosphäre her. Dazu gehört auch die Verschönerung der Zimmer mit Blumen und anderen Dekorationsgegenständen.

 

Dieser Cyculthu - Kult ist doch äußerst merkwürdig. Er behauptet von sich, er würde aus den Tiefen des Weltraumes kommen. Die Schönheit der Frauen, ihre Fruchtbarkeit und ihre Bedeutsamkeit für den Erhalt der Art sind ihnen wichtig. Der Kult tritt sogar für das Matriachat, also die Weiberherrschaft ein! "Weiber an die Macht!" lautet daher das Motto von Davidus, dem Hohepriester. Er hat mich für heute Abend zu sich in den Tempel eingeladen. "Schau dir doch mal unser Fruchtbarkeitsritual an." Neugierig, wie ich bin, sage ich zu. "Vergiß aber eine Sache nicht. Wenn du deine Frau mitbringst, muß sie komplett verschleiert sein." Und wieso das denn? "Na ja, du weißt doch, daß wir Jungens und Männer lüsterne Wesen sind..." Ja, und? "Wenn wir hübsche, luftig bekleidete Damen sehen, haben wir unsere Sexualhormone nicht mehr im Griff. Dann werden wir zu Tieren und wollen nur noch über die anbetungswürdigen Weibchen herfallen und sie entehren. Also verstecken wir sie hinter laufenden Stoffbahnen. Verstanden?"

 

Nein, ich ziehe diese Vollverschleierung nicht an!

Aber wieso denn nicht, mein Täubchen? Wieso bist du so ungehorsam, wenn dein Herr, Meister und Gebieter spricht?

Es ist warm. Es ist Sommer. Ich werde schwitzen ohne Ende.

Aber es ist doch nur für eine Nacht.

Na und?

Sieh doch mal hier. Hier habe ich eine echt venezianische Karnevalsmaske. Hier liegt ein arabischer Turban. Und hier ein prunkvolles mittelalterliches Kleid. Was willst du mehr?

Meine Beinfreiheit.

Isolde! Ich muß doch sehr bitten.

 

Zu einem merkwürdigen Zwischenfall kam es gestern in unserem Cyculthu-Tempel.

Als sich der diesjährige Fruchtbarkeitskult seinem Höhepunkt näherte, sah Ingomar, wie immer stärkere Rinnsäle aus dem Kleid seiner Ehefrau hervorflossen. Instinktiv hob er ihr Kleid hoch - und entdeckte eine fast schon mumifizierte weibliche Gestalt. "Wasser," hörte er sie flüstern. "Ich habe Durst. Gib mir was zu trinken!"

Der schnellstens herbeigerufene Arzt konnte die Ursache für diese unerwartete und mysteriöse Dehydration schnell feststellen. Isolde war zu warm angezogen! "Sie hätten es Ihrer Frau niemals erlauben dürfen, sich so warm anzuziehen," warf er Ingomar vor. "Sie sind ein schlechte Ehemann! Wenn Sie Ihre Frau lieben würden, dann würden Sie auch auf Sie aufpassen!"

 

 

Du, Johanna, wir müssen unseren Tempel umgestalten, zumindest den Raum für den Fruchtbarkeitskult. Wir müssen zumindest kleine Ventilatoren erlauben. Schau doch mal, wo du einen herbekommst.

Ja, gut, Davidus. Wir müssen aber noch über ein paar andere Sachen reden.

So? Worüber denn?

Wir müssen den Raum auch an anderer Stelle verändern. Wir müssen ihn verschönern...

                                                                                                                                                          ...verschönern?

                                                                                                                                                                                      Ja, verschönern.

                                                                                                                                                                                                                   So? Wie denn?

                       Oh, ich habe da schon ein paar Ideen. Wir stellen Topfpflanzen rein. Außerdem habe ich hier ein paar Bilder und Fotographien...

                                        Meine Güte, Johanna! Diese Bilder sind doch sehr frivol und Freizügig. Bist du sicher, daß sie in einen Tempel passen?


Ja, auf jeden Fall. Ein paar Aschenbecher, eine diskrete Mini-Bar, dezente Hintergrundmusik...

                                                                                                                                                                      Hör auf, Johanna, bei deinen Ideen wird mir ganz gruselig.

 

 


Ich habe ein interessante Einladung bekommen. Der Cycluthu-Kult stellt seinen neugestalteten Raum für den Fruchtbarkeitsritus vor. Männchen und Weibchen sind gleichermaßen eingeladen. Was steht da? Die Weibchen müssen unbekleidet sein, wenn sie den Fruchtbarkeitsritusraum betreten? Warum kommt mir da nur Freikörperkultur in den Sinn?

 

 

Davidus war Priester im Cyculthu-Tempel. Er ist jetzt tot. Er wurde von einem Gläubigen erschlagen. "Davidus hat meine Frau nicht genügend geehrt," behauptet der Mann. Doch was genau ist passiert? Frauen dürfen den Raum für den Fruchtbarkeitskult nur unbekleidet betreten. "Da bekam die Hose von Davidus schon eine Beule," berichtet der immer noch erregte Täter. "Später brachte er meiner Frau dann Sekt und Champagner. Da hatte er schon Stielaugen. Er verschüttete jedenfalls Getränke und besudelte meine Frau. Er benutzte sein Malheur, um meine Frau zu betatschen. Er müsse sie abtrocknen, behauptete er. Da habe ich rot gesehen und bin durchgedreht - was Davidus nicht überlebt hat."

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.07.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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