Rüdiger Nazar

Pilgertour X.

 

 

 

 

Wir wollten wieder an die Allier...um dort zu nächtigen...es ist einfach schöner an einem Fluss als im Wald oder auf dem Felde.

Der Weg führte bergauf...vereinzelte Häuser...ein kleiner Ort auf dem Hügel. Aber wir ließen ihn recht liegen und gingen  bergab. Am letzten Haus fragen wir noch mal nach Wasser...die Flaschen waren voll.

Der Wald begann...dann eine Schrifttafel...Terrain Allier. Wir ließen die Absperrung hinter uns und kamen in ein wunderschönes Naturschutzgebiet. 

Renate schlug das Lager unter einer riesigen Esche auf...es war sooooo romantisch...ach ja...sagte ich...die Weltenesche  Yggdrasil ...und träumte dahin...und meine Wölfin schufftete. Was ein Baum...selten eine so große Esche gesehen. In unserer Nähe standen  Holzbänke und ein Holztisch für Wanderer... diese nutzten wir natürlich für unsere Belange.

Die Vögel zwitscherten...ein Kuckuck rief...ab und zu ein Reh zu sehen. Aber auch wieder Spuren von Wildschweinen. Wir blieben lange wach...ich schnitzte mir wieder einen Sauspieß...man kann ja nie wissen. Die Gegend wurde erkundet...es war da phantastisch...sah bald so aus...wie in der Lüneburger Heide. 

Die Nacht verlief ruhig...keine Störung von irgendwelcher Seite...keine Wildschweine. Im frühen Morgengrauen wurde ich durch ein furchtbares Geräusch geweckt...was war das ? Ein Hirsch in unmittelbarer Nähe röhrte...röhr...röhr ! Ein tolles Erlebnis. Oh mein Gott sagte Renate...was ein Kabensmann...riesig...hoffentlich kommt er nicht näher. Oh ne sagte ich...die kennen den Menschen...sie hüten sich wohl  in seiner Nähe zu kommen...und das ist auch gut so.

Es war so acht...oder neun...oder zehn..oder...oder...keine Ahnung als wir erwachten. 

Der nächste Ort den wir anliefen hieß...Saint Pourcan sur Sivule ...ein schöner Ort...auch nicht gerade klein. Das erste was wir ansteuerten war die nächst erreichbare Bank...und siehe da...Geld auf dem Konto...Freudentanz. Also vorläufig noch nicht auf der Fussgängerpassage betteln...vorläufig nicht...hahah!

Gingen erst einmal vernünftig Kaffee trinken...ein nettes Bistro...die Inhaberin war sehr freundlich...und sehr neugierig. Wir kauften ein paar Ansichtskarten...damit die daheimgebliebenen wissen sollten...das bei uns alles in Ordnung war...dann gingen wir einkaufen...der Rucksack wurde dadurch wieder etwas schwerer....was soll`s ? An der Eglise (Kirche)...       Saint Croix...sprachen uns zwei Leute an...hallo...sind sie aus Deutschland. Es ergab sich ein nettes Gespräch...und Wunder oh Wunder...sie waren aus Brüggen - Bracht...das cirka zwanzig Kilometer von unserem Wohnort  lag. 

Auch bekamen wir wieder auf der Post unseren so heiß begehrten Durchgangsstempel.  In der Kirche trugen wir uns noch ins " Gästebuch " ein...und hinterließen einen schönen Spruch. Wir hielten uns den ganzen Tag in dieser Stadt auf. Achtzehn Uhr...wir mußten weiter...raus aus diesem Ort...um unser nachtquartier zu suchen...und wieder lange lange Strassen...unendlich zogen sie sich dahin...38 Grad Hitze...der Schweiß klebt am Körper wie eine zweite Haut.

Rechts schien ein vielversprechender Weg zu sein...den nahmen wir dann auch. Dann...ein E-Werk...links davon eine hohe...sehr schmale Metallbrücke. Ein Schild am Anfang dieser mahnte...Danger...! Aber wir mußten darüber...oder den Weg wieder zurück. Also besser rüber. Ich ging zuerst die Treppen empor...bei jedem Schritt wackelte das Gerüst. Oben sah ich voller Schrecken...warum das Schild...Danger...aufgestellt war. Einige Holzplanken fehlten...die anderen gaben bei jedem schritt etwas nach. Pass bloß auf sagte Renate...ein Unfall fehlte uns jetzt gerade noch. Naja...bei einem Bruch der Brücke würde man nicht sehr tief fallen...aber unterhalb waren fFlsen...schroffe...und Wasser... Baumstämme und einige Metallträger stachen in den Himmel wie lanzen...ich schluckte...dann mal los.

Wir kamen beide unbeschadet hinüber...puh...Gott sei dank. Dann erwartete uns der Lohn für diese Mühe. Ein See...ein wunderschöner See. Einige Angler saßen am Ufer.... Bonyour wurden wir freundlich empfangen. Was für eine herrliche Gegend...hier wollten wir wohl bleiben. Renate...gerade angekommen...schlug das Nachtlager auf. Dann wurde auf einer Bank erst mal richtig gemampft.

Weißt du was...sagte ich...ich springe jetzt in den See. Ich nicht sagte sie...ist mir zu schmutzig. Ich lachte...schmutziger wie wir...kann er nicht sein. Aber das Wasser war so furchtbar kalt...ich beschränkte mich auf das  waschen meiner Haare...das würde für`s erste reichen.  Danach ging es mir besser...ich war frisch...und munter.

Renate tauchte nur ihre Füße in`s kühle Nass...huch sagte sie...wie im Gefrierhaus.

So nach und nach verschwanden die Angler...wir waren alleine...saßen so auf der Bank herum...das Lager war ja schon fertig...da kam ein Auto angefahren...und hielt bei uns. Bonyour...sagte der ältere Herr ...oh mein Gott...vielleicht war er mal gerade  zehn Jahre älter als ich...diese Redensart sollte ich mir mal abgewöhnen.  jedenfalls war er sehr freundlich...und fragte ob wir angeln. No sagte ich und zeigte auf unseren Schlafplatz...machte das zeichen für Schlafen. No no ...sagte er...hier darf man nicht schlafen...nachts fährt hier die Polizei Streife...Camping verboten. Renate sah mich an...was ein Mist...was jetzt. Na...was jetzt sagte ich...abbauen und weiter.  Glaube ich ja wohl nicht zischte sie. Doch...muß wohl sein...oder willst du in einer Polizeizelle nächtigen ? Warum nicht sagte sie...warm und trocken.

Als alles wieder in den Rucksäcken war...zogen wir weiter...rechts am See entlang .Die Gegend war schön..aber nun hatten  wir kein Auge mehr dafür...wir waren geschafft...Beine und Schultern schmerzten.nach einer halben Stunde des suchens fanden wir abseits in einem Waldgebiet eine Stelle...ok...aus und Schluss...hier bleiben wir.  Alles von neuem...Lager errichten...Renate murrte...hätte ich auch getan in dieser misslichen Situation.

Hier konnte man wenigstens ein Feuer machen...und so tranken wir bald einen schönen heißen Kaffee. 

Der Boden auf dem wir lagen...gab etwas nach...es war mal wieder ein Sumpfgebiet...wir bemerkten es zu spät. Renate sah mich fragend an...nein nein sagte ich...wir bleiben hier.

Als meine Wölfin sich zur Nachtruhe legte...strolchte ich noch etwas herum...schnitzte mir mal wieder den obligatorischen Sauspieß...man kann ja nie wissen. Warum müssen wie eigentlich immer so weit in der Wildnis schlafen fragte sie...so weit von Ortschaften habe ich etwas Angst.  Wenn dir mal etwas geschehen sollte...stehe ich alleine hier...und kann nicht Hilfe holen...oder glaubst du...ich laufe mitten in der Nacht durch den Dschungel ?

Was soll schon passieren sagte ich...aber ich mußte doch zugeben...daß sie recht hatte. Sie würde dann absolut hilflos in der Wildnis stehen. Ok sagte ich...der nächste Schlafplatz...in Ortsnähe.

 Die Nacht war feucht...wie immer..aber man gewöhnte sich daran. Der Mond erhellte unsere Stelle in einem gespentigen fahlen Weiß.

Am nächsten Morgen...kaputt wie Harry...liefen wir wieder zurück in Richtung See. Jetzt gehen wir links um den See sagte Renate...dann kommen wir bestimmt wieder auf unsere Landstrasse...über diese alte Eisenbrücke gehe ich nicht mehr. Ok..ok sage ich. Wir gingen links um den See und endeten in einem Waldgebiet...ohne Wege...nur Brommbeersträucher...Disteln...Brennessel... cund allerlei sonstigem Gestrüpp. Meine Wölfin sah mich an...sage jetzt bloß nicht falsches. Ich schluckte meinen Kommentar hinunter .

Dennoch...wir schlugen uns durch...sahen beide so aus...als hätten wir mit den Krallen einer Katze Kontakt gehabt...aua...aua. 

Irgendwann waren wir durch...aus dieser Hölle aus grün ...Stacheln und Dornen...und zur Belohnung ? Wir standen vor einem hohen rostigen Stacheldrahtzaun...Ende...es ging nicht weiter. Aber so schnell gaben wir nicht auf...und auch das Schild...Danger...Attention...sollte uns nicht daran hindern...den Zaun zu überwinden. Wir zwängten uns durch. Auf der anderen seite ging es etwas nach unten...aber es ging. Vor unseren Augen floss langsam und gemächlich ein Fluss...graugrün gefärbt. Ein langer  Betonsteg...vielleicht so fünfzig Meter in der Länge...lief am Fluss entlang.

Pause sagte ich...aber mindestens eine Stunde...ich kann nicht mehr. Meine Wölfin lächelte...ach...gut daß du das auch mal zugibst. 

Mal sehen wie wir nachher weiterkamen . Unsere Schuhe und Socken aus..und ab in`s kühle Wasser. Hier ist kein Mensch sagte sie...wer weiß wie weit wir im Busch sind. Egal...dort war es einfach herrlich. Ich springe in`s Wasser sagte ich...scheint nicht sehr tief zu sein.  Und wenn auch...ich kann ja schwimmen. Ich nicht sagt sie wieder...ist mir zu schmutzig.

Ich ziehe mich splitternackt aus...hier ist ja so wie so kein Mensch...der mich sehen könnte...und wenn schon. Oh...das Wasser ist herrlich kühl... eine Wohltat. Gib mir mal bitte die Seife...ich seife mich ab...das wasser verfärbt sich grauweiß. Macht man normalerweise nicht...aber hier bei dieser Strömung würde sich die Schmiere schnell verflüchtigen.

Renate hatte die Augen geschlossen...und genoss die Kühle...die ihre müden Füße küssten. Ich sah mich um...schöne Gegend...dann ein Winken...Hallo...Bonyour. Ein junger Mann stand so zwanzig Meter von uns entfernt mitten im Fluss und angelte. Wo kam der denn jetzt so plötzlich her ?   Ohne Hast stieg ich auf den Betonsteg und trocknete mich ab.  Renate lachte sich kaputt...alleine in der Wildnis...wie ?  Mein Gott sagte ich...das macht doch nichts...obwohl....eine Anglerin wäre mir lieber gewesen.  Kann ich mir denken sagte sie...und boxte auf  meinen Arm...der mir so wie so schon weh tat...vom blöden Rucksack.

 Hallo...können sie uns sagen...wie wir hier auf die andere Seite des Flusses kommen ?  Die Antwort hatte ich schon vermutet. Ja...quer durch den Fluss. Nein sagte Renate...da gehe ich nicht durch. Stell`dir vor...wir verlieren das Gleichgewicht und fallen in`s Wasser. 

Es war ein netter Mann der sich sehr hilfsbereit zeigte mit seinen Überlegungen...aber nichts half...entweder durch den Fluss...oder zurück durch das Gestrüpp. Bitte sagte ich...entweder durch den Fluss...oder zurück durch die Hölle. Nein sagte Renate...dort hinten gehen wir am Feld entlang...irgendwo finden wir schon einen Übergang über den Fluss...der junge Mann schüttelte den Kopf.

Wir gingen am Feld entlang...entfernten uns immer weiter vom Fluss...und von der dahinter liegenden Landstrasse...die unsere Landstrasse war...die wir gehen mußten. 

Der Feldweg schlängelte sich wie ein Bandwurm durch die Landschaft...bergauf...bergab...die Sonne brannte...das Wasser ging zur Neige.

Jetzt ging der Weg scharf rechts...und in der Ferne sahen wir den See wieder...wo wir vor Stunden gewesen waren. Dann ein Haus...ich schellte und fragte nach Wasser. Der Besitzer war mürrisch...bekamen aber das erfrischende Nass.

Nein ...recht entlang wollte ich nicht mehr gehen...also links entlang. der Weg war steinig...sandig und staubig...er klebte auf der Haut wie Schmirgelpapier. 

Dann ein kleiner  Ort...kurz vorher ein kleines Haus mitten in einem Feld...unbewohnt...total zugewachsen... aus  dem inneren wuchsen kleine Bäume. Wie im Märchen erschien uns dieses Gebäude...das schon ewig leer zu stehen schien. Wir liefen durch das Getreide und sahen uns dieses Prachtstück an...wie romantisch...wie für uns gemacht...sagte Renate...so würde ich gerne wohnen. Ja...ich auch...oh ja. Vor dem Haus standen drei riesige Eichenbäume...davor ein alter Brunnen mit Holzeimer und Kettenaufzug...oh wie schön.

Hier verweilten wir eine Weile...zogen dann weiter...Richtung Dorf. Es war klein...nur ein paar Häuser...mehr eine landwirtschaftliche  Kleinsiedlung...wir waren schnell durch. Ein Gewächshaus mit Erdbeeren...unten keine Glasscheiben...Renate sah mich an. Oh nein sagte ich...oh nein.

Die nächste Strasse die links ab ging...diese nahmen wir...sollte diese doch wieder in unsere Richtung zur Landstrasse gehen. 

Es ging gemächlich bergab...schöne...wunderschöne Gegend...dann eine kleine Eisenbrücke...der kleine Fluss...L`Souile...wir kommen in einem Industriegebiet an und machen erst einmal Pause...

und das mache ich jetzt auch...bis morgen ihr lieben Leser...

euer Rudevicus...

 

Morgen wird es spannender...heute war es mehr träge und allgemein...was ich beschrieben habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.07.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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