Mareike Kröger

todessritt

Mitten in der Nacht hörte man schon von weitem das Hufgetrappel eines Pferdes, das, so wie es schien,  zur höchsten Eile angetrieben wurde. Ein Vater war mit seinem Kind unterwegs. Sie wollten noch vor Sonnenaufgang das nächste Dorf erreichen, da der Vater dort geschäftliches zu erledigen hatte und er seinen erst  4-jährigen Sohn nicht zurücklassen wollte. Er hielt ihn, so glaubte er, sicher und wohl behütet in seinem Arm. 
Sie ritten schon seit ein paar Stunden, als der Vater ein leises Wimmern von seinem Sohn hörte. Er fragte:  „Was ist los? Was hast du?“  Der Sohn sagte: „Siehst du ihn?“  „Wen denn?“ fragte der Vater. Der Sohn  erklärte ihm: „Den Erlkönig mit seiner Tochter!“ Der Vater antwortete ihm: „Du siehst Gespenster.“
Beide schwiegen wieder. Der Weg wurde immer steiniger und das Pferd schnaubte schon vor Erschöpfung. Doch der Vater trieb das Pferd zu  immer mehr Eile an, da er diesen Wald so schnell wie möglich wieder verlassen wollte.   Das Pferd stolperte und er hörte, wie sein Sohn kurz aufschrie.
Wieder fragte er: „Was ist los? Was hast du?“ „Der Erlkönig, er will mir Leiden zufügen“. „Das war doch nur das Pferd, das gestolpert ist“  entgegnete der Vater.  Sein Sohn widersprach ihm: „Nein! Du irrst dich! Der Erlkönig will, das ich mit ihm gehe!“  „Mein Sohn, bleibe ganz ruhig. So lange ich bei dir bin, wird dir kein Wesen, ob Mensch oder Tier, etwas zu Leide tun“. „Vater, der Erlkönig, er ruft immer lauter nach mir. Ich soll zu ihm kommen. Er will mit mir spielen. Seine Tochter will dort mit mir tanzen und singen. Ich soll zu ihm und seiner Tochter kommen. Hilf mir Vater, ich will nicht weg von dir. Es ist so düster dort!“  „Mein Sohn, ich werde es nicht zulassen. Du bleibst bei mir!“
Da der Vater vor Sorge war, merkte er nicht, wie sein Kind immer roter und heißer wurde. Der Herzschlag des Jungen wurde immer rasender, er röchelte und ächzte.
Wieder trieb er das Pferd an. Es schwitzte und die Lungen rasselten, so dass es mehrere Male husten und schnauben musste. Das Pferd konnte das schnelle Tempo nicht mehr halten und verfiel in einen holperigen Galopp. Das Kind stöhnte wieder, aber der Vater bemerkte in seiner Eile, das Dorf zu erreichen, nicht das gequälte Stöhnen seines Sohnes.
In der Ferne sah er das Dorf. Doch noch ehe sie es erreichten, tat der kleine Junge seinen letzten Atemzug. Das Fieber hatte gesiegt.
Im Dorf stieg der Vater von seinem Pferd und seinen Sohn fest im Arm. „Siehst du, wir haben es geschafft. Deine Sorgen waren unbegründet!“
Doch dies hörte der Sohn nicht mehr, er war tot. Der Erlkönig hatte ihn zu sich gerufen
.
 

Hoffe euch gefällt es, außerdem würde ich mich sehr über eure Kommentare freuen =)Mareike Kröger, Anmerkung zur Geschichte

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