Wieder einmal war ich in diesem wunderschönen Park. Früh, im ersten Tageslicht, um meine „erste Nahrung“ für den Tag in vollen Zügen aufzunehmen.
Ein kurzer Regenschauer, schön anzuhören. Regentropfen klopften leise auf das prächtige Blätterwerk des Baumes, unter dem ich für einen Augenblick verweilte.
Mal kurz stehen bleiben um einem Laut zu folgen oder auch einen schönen Anblick zu genießen, sind herrliche Momente.
Dass ich an einem bestimmten Baum stehen blieb ist für mich auch im Nachhinein gar nicht so recht nachvollziehbar.
Warum gerade heute dieser Baum? Er steht doch schließlich schon immer dort.
Jedenfalls fesselte mich der Anblick.
Vom hohen Alter einmal abgesehen ist sein Wuchs auffällig. Ungewöhnlich in seiner Art dehnt er sein Geäst mehr in die Breite als in die Höhe. Kräftig und knorrig strecken sich seine mit grünen Sprossen versehenen Äste wie Arme weit hinaus.
"Halt, hier stehe ich, dieses ist mein Bereich", könnte man den Baum rufen hören.
Und wirklich dringt kaum ein fremder Ast, ein Blatt hinein. Sogar unterhalb ist nur struppiges Gras zu sehen. Leicht könnte man ihn für einen unwirklichen Gesellen halten.
Es raschelt im Laubwerk jenseits des Baums.
Ein Eichhörnchen erscheint auf einem Ast. Es richtet sich kurz auf, als ob es fragen wollte, "Baum, ist es dir recht, dass ich dich besuche?"
Kurz darauf läuft es geschickt Richtung Stamm. Es ist ja nun lustig anzusehen, wie geschickt mit feinen Krallen ein Eichhörnchen durch einen Baum turnt. Stamm hoch und runter, einfach spielerisch ist jede Bewegung. Nach einer Weile verschwand das Eichhörnchen in einer angrenzenden Fichte, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen.
'Ob der Baum wohl so empfindet wie ich, wenn mir eine Fliege über den Handrücken läuft?'. Der Gedanke war mir irgendwie sympathisch.
' Nein Baum, du erscheinst mir nun ganz anders. Nicht knorrig und mürrisch zu allem Umgebenden.
Öffnend streckst du deine Arme aus. So wie du Sonnenstrahlen und Regentropfen wohltuend aufnimmst, sind auch ganz bestimmt Tiere dir willkommene Gäste.
Es ist sicher Ehrfurcht deiner Nachbarn Abstand zu halten bzw. Wohlempfinden, dich hier und da zu berühren. Ach, diesen großen Raum zu atmen, mit der ungeheuren Sensibilität eines Alten in diesen hineinzufühlen....'
"Guten Morgen, ist das nicht ein herrlicher Tag?"
Ein Spaziergänger stand vor mir und riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja ja, guten Morgen!!".
Bald darauf beendete ich meinen Spaziergang, den Baum seit dem in mir tragend.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2010.
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