Andreas Rüdig

Die Schillerroute in Mannheim und Ludwigshafen

 


Nach seiner Flucht aus Württemberg in die Kurpfalz im September 1782 verbrachte Friedrich Schiller (1759 - 1805) fast zwei Jahre in Mannheim. Die spektakuläre Uraufführung seines ersten Schauspiels "Die Räuber" am 13. Januar 1782 im Mannheimer Nationaltheater begründete seinen Ruhm als Dramenautor. In Schillers Mannheimer Zeit fallen außerdem der vorläufige Abschluß des "Fresko", die Vollendung von "Kabale und Liebe" und der Beginn am "Don Carlos", den er in seiner Theaterzeitschrift "Rheinische THalia" veröffentlichte, die erstmals im Februar 1785 in Mannheim erschien. Und im Juni 1784 lernte er - wenn auch nur flüchtig - seine spätere Frau Charlotte von Lengefeld (1766 - 1826) kennen.

Vom 13. Oktober bis zum 30. November 1782 hielt sich Schiller in Oggersheim auf. Unter dem Pseudonym "Dr. Schmidt" nahm er zusammen mit seinem Freund Andreas Streicher ein Zimmer im Gasthaus "Zum Viehhof". Dort schrieb er den "Fiesko" für die Mannheimer Bühne um. Er beschäftigte sich mit ersten Entwürfen zu seinem bürgerlichen Trauerspiel "Luise Miller", das später den zugkräftigeren Titel "Kabale und Liebe" erhielt. Außer mit der Wirtsfamilie Schick hatteerr nur mit dem Oggersheimer Kaufmann und Philantropen Jakob Derein Kontakt. Er unternahm mehrfach den Fußweg über die Oggersheimer Allee nach Mannheim, um mmit dem Intendanten Dalberg und dem Regisseur Meyer über seine Zukunft am Nationaltheater zu sprechen. Das Ergebnis blieb für ihn enttäuschend. Am 30. November reiste er nach Bauerbach in Thüringen ab. Er kehrte aber im folgenden Jahr zu einem kurzen Aufenthalt bei der Familie Schick nach Oggersheim zurück.

Schiller weilte am 14. April 1784 - einen Tag vor der Mannheimer Erstaufführung von "Kabale und Liebe" - im Schloß, als ein mit Wasserstoff gefüllter Heißluftballon des in Mannheim arbeitenden Physikers, Meteorologen und Sprachforschers Johann Jacob Hemmer (1733 - 1790) abstürzt. Die einzig bekannte Adresse Schillers in Mannheim ist das Hubertushaus in L 2,1.

Der frühere Theaterplatz heißt seit 1862. Er füllt das gesamte Quadrat B 3 aus. In der Nordostecke ist das von Carl Cauer (1828 - 1885) geschaffene Schillerdenkmal aufgestellt. Es stand ursprünglich seit 1862 auf demselben Platz in der Mitte vor dem Nationaltheatergebäude mit Blick zur schräg gegenüberliegenden Jesuitenkirche. Im Jahre 1777 war die "Deutsche Schaubühne", das Nationaltheater auf B 3 eröffnet worden. Fünf Jahre später wurden hier Schillers "Räuber" uraufgeführt. In den 1850er Jahren erfolgte ein grundsätzlicher Umbau des Hauses. 1943 fiel das Gebäude dem Krieg zum Opfer.

In unmittelbarer Nähe zum Schillerplatz lädt in C 3, 20 der Gasthof "Fliegender Holländer" ein. In einem Teil des Gebäudes befand sich die nicht konzessionierte Weinwirtschaft des Weinhändlers Hunzinger. Schiller soll sie gern besucht haben. Überliefert ist, daß eine Laube im Hofe des Anwesens sein Lieblingsplatz gewesen sei. Dort pflegte er bei manchem Schoppen Wein gerne zu dichten.

Seit dem Schillerjahr 2005 haebn sich die Reiss-Engelhorn-Museen in B 5,7 ihr "Museum Schillerhaus" eingerichtet. Es ist Mannheims erstens und bisher einziges Literaturmuseum. Im Erdgeschoß ist hier eine etwa halbstündige Multivision zum Leben Schillers in Mannheim zu sehen. Im Quadrat B 5 existierten im 18. Jahrhundert mehrere Gartenhäuser. Heute ist nur noch das Gartenhaus in B 5,7 vorhanden. Es vermittelt eine Vorstellung über die Mannheimer Wohnverhältnisse zu Schillers Zeiten.

Bei D 7,2 stand eines der vier Mannheimer Stadttore, das Rheintor. Es war in das Festungswerk eingefügt. Von hier aus machte sich Schiller an manchem ABend auf den etwa einstündigen Fußweg nach Oggersheim. Gegenüber in D 6,11 befand sic hdas Gasthaus "Zum silbernen Schlüsel", in dem Schiller auf dem abendlichen Nachhauseweg hin und wieder eingekehrt sein soll.

In der Zeit von 1777 bis 1779 wurde auf dem Quadrat C 5 das Zeughaus errichtet. Nach seiner Generalsanierung ist es am 24. Januar 2007 als Museum Zeughaus des Reiss-Engelhorn-Museen wieder eröffnet worden. Die frühklassizistische Erscheinung wird durch "Lux", die derzeit größte Fassadeninstallation Europas der Künstlerin Elisabeth Brockmann, aufgelöst. Im 3. Obergeschoß im Rahmen der Theatergeschichtlichen Ausstellung kann man sich anhand vieler Originale einen bilderreichen Eindruck von Schillers Zeit in Mannheim machen.

Zunächst 1669 als "Fliegende Brücke" - also als fest installierte, an Seilen gezogene Fähre - errichtet, die als technische Meisterleistung ihrer Zeit galt und neben Pferden und Wagen noch 100 Personen transportieren konnte, wurde diese in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch eine Schiffsbrücke ersetzt. Ihre Holzkonstruktion lag auf verankerten Kähnen auf, so daß sie mit dem Wassergang steigen und fallen konnte. Im Herbst 1782 ging Schiller mehrfach über diese Schiffsbrücke. Im Jahre 1865 schließlich wurde die erste feste Brücke am Standort der heutigen Konrad-Adenauer-Brücke errichtet.

Die Rheinschanze war ab 1607 noch als vorgelagerte militärische Verteidigungsanlage Mannheims erbaut worden. In den zerstörerischen Kriegen des 17. Jahrhunderts wurde die Anlage mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahm diese den heutigen Raum zwischen Bahnhof-, Wrede- und Ludwigstraße ein. Im Herbst 1782 ging Schiller mehrfach auf seinem Weg nach Oggersheim durch diese Anlage."

Natürlich hat die Schillerroute noch andere Stationen. Sie sind aber nicht so bedeutend.


In Mannheim gibt es die "Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung Fachbereich Arbeitsverwaltung". Ich selbst wurde 1989 - 1993 für den gehobenen Dienst bei der Arbeitsverwaltung ausgebildet. Die praktische Unterweisung erfolgte zuhause in Duisburg, der fachtheoretische Unterricht eben in Mannheim.

Wenn ich mich zurückerinere, kann ich nicht sgen, daß Goethe udn Schiller damals irgendeine Rolel für uns "Lehrlinge" gespielt haben. Mir war damals noch nicht einmal bewußt, auf welch´ historischem Boden ich damals wandelte. Im Straßenbild gab es jedenfalls keinen Hinweis darauf.

Und heute? Heute ist Mannheim schon allein regional viel zu weit weg, als daß ich Lust verspüren würde, diese wenig erbauliche Stadt aufzusuchen. Die örtliche Touristenwerbung nennt zwar viele Orte, die einen Bezug zu Schiller aufweisen (siehe oben); ob sie aber die weite und teure Anreise rechtfertigen, sei einmal dahingestellt.


Dieses Buch
ist mein Fluch
wegen Schiller
werd ich zum Killer
meine Doktorarbeit
ist noch nicht soweit
wie ich wollte
und sollte
ich verstehe das Buch nicht
sieht man das in meinem Gesicht?
Don Juan, Kabale und Liebe
Was hat der Mann für Triebe?
Was der damals alles darf
find´ ich wirklich scharf
heute sind sie zum Glück verboten
auf den Brühnenbrettern, diese Schoten
und das ist auch so gut
sie entfachen zu viel Glut.

 

Als  Kurfürst Carl Philipp 1720 die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegte, entstand in der Folgezeit eines der größten europäischen Schlösser des Absolutismus. Carl Theodor, sein Nachfolger, beendete 4 Jahrzehnte später das monumentale Bauwerk. Da er Kunst, Musik und die Wissenschaften förderte, erwarb sich Mannheim einen Ruf als "Musenhof". Als die  rechtsrheinische Kurpfalz 1803 an das badische Markgrafen- und spätere Großherzogrum wurde, erlebte die Stadt eine zweite Blütezeit. Die badische Großherzogin Stephanie ist die Adoptivtochter des französischen Kaisers Napoleon. Sie modernisierte das Schloß im Innern zum Teil im klassizistischen Empire-Stil. Bis zu ihrem Tode 1860 blieb Mannheim Witwensitz dieser einflußreichen Fürstin, die Kontakte zu vielen europäischen Herrscherhäusern hatte.


Das Schloß, mein Schloß,
bin ich hier der Boß?
woher hab ich all mein Schiller-Wissen?
hab ich`s mit den Löffeln gefressen, von Hornissen?
bei Sonnenlicht und Kerzenschein
las ich jeden Text in mich hinein
meine zweite Heimat: der Bücherraum
meine Frau, die sah ich kaumn
heute ist mein Wissen groß
doch was mache ich damit bloß?
Magister, Doktortitel, Professorenehren
kann mir niemand verwehren.

mein Kopf ist grau, mein Kopf ist alt
Finger und Augen werden kalt
eine Sache bedauere ich sehr
meinen Schiller seh´ ich nicht mehr.
meine Finger, die eiseskalten
wollen seine Bücher nicht mehr halten
meine Lebensfreude ist verschwunden
Körper und Geist geschunden
Ich bin am Ende meiner Tage
Schiller begleitet mich bis zum Grabe.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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