Beate Minderjahn

Hauswirtschaft! - Unser neues Leben am Ende der Welt ...

Hauswirtschaft!
Unser neues Leben am Ende der Welt – 6.November 1999



Das Waschen mit der Waschmaschine entpuppt sich in Neuseeland auch eher als Abenteuer. Man oeffnet den oberen Deckel der Maschine, wirft zuerst das Waschpulver und dann die Waesche von oben in die Trommel, dann schuettet man den Weichspueler in eine Plastikroehre in der Mitte, macht den Deckel wieder zu und waehlt zwischen kalt, warm, heiss, Wasserstand niedrig, mittel oder hoch und Normal oder Wolle. Die Maschine donnert los und nach einer halben Stunde ist alles fertig. Und so sieht auch die Waesche aus! Meine erste Heisswaesche hat saemtliche Sweatshirts von Bernd pink gefaerbt (nicht gerade seine Lieblingsfarbe), meine erste Warmwaesche hat alle dunklen Kleidungsstuecke mit weissen Fusseln ueberzogen (Nein- es war kein Papiertaschentuch in der Hosentasche!) und heute versuche ich es mal mit der oekologischen Kaltwaesche. Wenn das nicht funktioniert, kann ich immer noch die Waesche in der guten alten Pionierfrau-Methode im Fluss waschen, in der Hoffnung, dass sich kein Hammerhai in Bernds Unterwaesche festbeisst und spaeter in seiner professionell beschrifteten deutschen Werkzeugkiste landet.
Ich kann es nicht erwarten bis meine gute deutsche voll elektronisch gesteuerte Marken-Waschmaschine im Container ankommt. Ich hatte sie schon fuer 50,-DM (ja, die gute alte DM!) verkauft und dann im letzten Moment, als noch Platz im Container war, behalten (lass doch den Kaeufer denken, was ich fuer ein hinterlistiges, ausgekochtes, geldgieriges Biest bin - ist mir egal, bin ja weit weg!) Diese Beschwerden muss sich jetzt meine Schwester anhoeren, da es ihre Freundin war, der ich die Maschine verkauft hatte. Und meiner Schwester habe ich auch die Couchgarnitur wieder abgenommen, die ich ihr so ueberschwenglich geschenkt hatte, weil ich dachte, wir haben zu wenig Platz im Container. Waschmaschine und Couchgarniture segeln wahrscheinlich gerade bei Windstaerke 12 um Cap Horn. Da faellt mir dieses romantische Seefahrerlied wieder ein, dass mein Vater in den 70-er Jahren gerne Sonntagsmorgens um 6.00 Uhr vom Plattenspieler droehnen liess, waehrend er sich in der Kueche Bratkartoffeln und geraeucherte Makrele zum Fruehstueck machte. „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord, in den Faessern da faulte das Wasser und taeglich ging einer ueber Bord....“
Immerhin habe ich in meinem Hausfrauen-Pionier-Dasein zur Zeit keine Probleme mit Spuelmaschine, Trockner und Buegeleisen. Auch der Toaster, die Kaffeemaschine, das Kuechenradio, die Klospuelung und die elektrische Knochenzerkleinerungszentrifuge im Kuechenabfluss (nennt man hier: In-Sink-Erator), die einen Hoellenlaerm macht, funktioniert einwandfrei. Da soll noch einer sagen wir waeren hier am A...., sorry Ende der Welt. Cola schmeckt wie Cola, Mc Donalds wie Mc Donalds und gestern bin ich mit dem neuen, „alten“ Auto zum ersten mal auf der linken Strassenseite gefahren. Und das ist auch ein Erlebnis! Habe dreimal den Buergersteig gerammt, ein Vekehrsschild und eine Katze umgefahren (sie hat ueberlebt und sitzt nun im Rollstuhl), ihr Schwanz haengt allerdings noch an der Stosstange und meine Nachbarin hat ganz schnell die Muelltonne und ihre sieben Kinder von der Strasse geholt und in der Garage versteckt. Sonst hat alles wunderbar geklappt, auch wenn man staendig vom Schuldgefuehl eines Geisterfahrers beherrscht wird. Ich weiss nur nicht, warum Bernd und Henry nicht mehr mit mir fahren wollen. Versteh ich nicht....
Das Holz fuer unseren offenen Kamin gehe ich jetzt immer morgens mit Henry im Kinderwagen am Strand sammeln. Dort wird jede Nacht neues Treibholz angeschwemmt und ich stapele es mit den Muscheln und anderen Fundsachen unten im Kinderwagen und bringe es unter dem pruefenden Blick meiner hinter der Gardine versteckten Nachbarin nach Hause. Habe noch nicht herausgefunden, wo man sonst das Feuerholz herholt. Vielleicht muss Bernd mal bei Nacht und Nebel in den Wald fahren und das Holz selber hacken...
Heute nachmittag war ich mit Henry und Kinderwagen in Orewa (dem winzigen Zentrum unserer neuen Heimat), und in einem kleinen Cafe haben wir eine Pause eingelegt. Die Neuseelaender sind ja wirklich klever und erfinderisch. Man kann sich gar nicht vorstellen, was die alles auf ein Sandwich legen. Mich wuerde es nicht wundern, wenn da neben Spaghetti und mit Kaese ueberbackenen Bohnen, auch noch Hund, Katze, Maus, Igel, Pinguin, Opossum, alte Autoreifen, leere Druckerpatronen, gebrauchtes Klebeband und abgeschnittene Grashalme drauf liegen. Und die Bedienung im Cafe – immer freundlich, geduldig und hilfsbereit. Allerdings schliessen die Cafes hier in Orewa um 15.30Uhr – sehr merkwuerdig!
Fortsetzung folgt...

Beate Minderjahn

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