Norbert Wittke

Einkaufen

Noch heute kaufe ich für mein Leben gerne ein und durchstreife die Geschäfte mit
Argusaugen. Die Preise habe ich ziemlich im Kopf bei den Lebensmitteln, fingierte
Sonderangebote können mir nichts vormachen.

Das alles geht darauf zurück, dass ich schon als kleiner Junge von meiner Mutter zum
Einkaufen geschickt worden bin. Zuerst in Rönne bei Kiel, damals einem Dorf von ca. 400
Einwohnern. Ein Tante Emmaladen im Ortsmittelpunkt  und ein etwas größerer an der
Grenze zum nächsten Ort, etwa 2,5 km von unserer Wohnung entfernt. Der erste kleine
Laden hatte kaum etwas, außer Mehl, Zucker usw.in großen Säcken, von denen in die
Papiertüten portionsweise abgefüllt wurde. Der andere entferntere Laden hatte mehr im
Angebot. So ging mein Weg meistens dahin. Die Strecke kam mir als 5 - 8-jährigen immer
sehr weit  vor. Meistens hatte ich aber nur Kleinigkeiten wie Brot, Milch, usw., also täglche
Bedarfsartikel. Die größeren Einkäufe machte ich mit meiner Mutter auch zu Fuß, denn
wir hatten keinen fahrbaren Untersatz.

Nach unserem Umzug nach Baden-Baden hatte meine Mutter eine Halbtagsstelle in einem
Schuhgeschäft. Nach dem Schulbesuch bekam ich dann von ihr die Aufträge, was noch zu
besorgen war. Gleich nahe an unserer Wohnung in der Stefanienstraße gab es zwei Bäcker.
Ich war schon geschäftstüchtig, wenn ich Brot holen ging, bekam ich manchmal ein Hefe-
teolchen vom Vortag geschenkt. Bekam ich keines, ging ich zum anderen Bäcker. Das
bewährte sich. Gegenüber von unserer Wohnung präsentierte ich das Brot vom anderen Bäcker,
der etwa 300 m entfernt war. Das nächste Mal bekam ich dann wieder mein Teilchen. Eine
Rosinenschnecke kostete 1954 10 Pfennig, aber wir konnten uns dies nicht jeden Tag leisten.
Eine Haribo Lakritzschnecke, die ich für mein Leben gerne aß, kostete 5 Pfennig.
In der Langen Straße in Baden-Baden gab es, die damals etwas größeren Lebensmittel-
geschäfte wie Thams & Garfs und Kaisers Kaffee. Damals kamen sie mir groß vor, den auf dem
Dorf waren sie ja höchstens 40 qm von der Fläche her. Hier gab es sogar Selbstbedienung.
Drahtkörbe standen bereit, mit einem Wagen wäre man nicht durch die Geschäfte gekommen.
Mein Lohn bestand darin, dass ich die Rabattmarken behalten durfte. Wenn ein Heft voll war
gab es 1,50 DM, die ich dann behalten durfte. Das war mein Taschengeld für Kino und
Süßigkeiten. so war ich natürlich schon am Einkaufen interessiert.
Mein 5 jahre älterer Bruder dagegen traute sich in kein Geschäft. Als er Pfeife rauchen wollte,
was bei seinen Klassekameraden in war, musste ich ihm das Zubehör Pfeife und auch Tabak
kaufen.
Wennich heute diese Geschäfte von damals sehe, denke ich nur, wie haben die das ganz Zeug
dort hinein bekommen. In einem ist ein Juwelier, im anderen dein Lederwarengeschäft.

Diese Geschichte schreibe ich zur Erinnerung und für die Kinder von heute, die sich manches
nicht mehr vorstellen können.

22.08.2010                           Norbert  Wittke



Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Norbert Wittke).
Der Beitrag wurde von Norbert Wittke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Norbert Wittke

  Norbert Wittke als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Am Ende oder am Anfang? von Anke Treinis



Eine gescheiterte Affäre, die eigentliche Ehe in Gefahr? Es gibt keinen Ausweg mehr? Das Ende oder gibt es einen Neuanfang?

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (6)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Kindheit" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Norbert Wittke

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Sprachen von Norbert Wittke (Zwischenmenschliches)
...Eiszeit.. von Annie Krug (Kindheit)
Pilgerweg X IV. von Rüdiger Nazar (Reiseberichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen