Norbert Wittke

Russisch Brot



Zunächst zur Erklärung: Russisch Brot (auch Patience) ist ein trockenes Gebäck aus einem schaumigen Kakao-Eiweiß-Teig ohne Fettzugabe. Es wird traditionell in Buchstabenform gebacken. Ein Tipp für Kalorienbewusste, es ist eine Süßigkeit, die nicht so viele Kalorien hat wie anderes Gebäck.
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Vermutlich stammt es aus Sankt Petersburg, wo es  als Bukwy bekannt ist. Der Bäcker Hanke aus Dresden brachte das Rezept 1844 nach seinem dortigen Aufenthalt mit nach Deutschland. Aber es gibt auch die Version, dass es in Wien erfunden sein soll. dort ist es unter dem Namen Patience bekannt.

Ich erinnere mich noch genau an einen Sonntag als 12-jähriger in Baden-Baden. Es war 1956 ich hatte kein Geld in der Tasche, aber irgendwie Verlangen auf etwas süßes. Ich streunte alleine durch die Stadt und blieb an einem Bäckerladen stehen, der einen Verkaufsautomaten mit mehreren Fächern hatte. In ihnen befand sich in durchsichtige Tüten eingepacktes Russisch Brot. Mit großen Augen bleibe ich vor dem Automaten stehen. Ein Mann kam an mir vorbei, schaute mir wohl dabei zu. Ich ging dann weiter über die kleine Brücke, die über die Oos führt.

Nach einigen Metern holte mich der  Unbekannte ein und drückte mir eine Tüte mit dem Russisch Brot in die Hand. Ich staunte nur und konnte nichts sagen. Er ging weiter. Ich überlegte. Meine Eltern hatten mir strikt verboten etwas von  fremden Leuten anzunehmen. Ich konnte die Tüte mit dem Russisch Brot schlecht mit nach Hause bringen. Kurzentschlossen entschied ich mich und warf das Russisch Brot schweren Herzens in die Oos. Vermutlich hatte der Mann es gut gemeint, aber ich habe doch lieber auf das Verbot der Eltern geachtet. Sicher ist sicher.

Wenn ich heute irgendwo Russisch Brot sehe, muss ich immer an diesen Sonntag denken. Ab und zu ese ich es jetzt,  jetzt wo ich nicht mehr so viel Kuchen und Eis ärztlicherseits essen soll. So ist das Leben ungerecht. Früher hatte ich kein Geld dafür, heute soll ich so etwas möglichst nicht essen. Aber Geld schmeckt auch nicht so gut, so leiste ich es mir doch mal.

23.08.2010                  Norbert Wittke

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