Andreas Rüdig

Jahrmarktforschung

Der Studiengang "Kirmes- und Jahrmarktforschung" ist seit diesem Sommersemester exklusiv an der Niederrheinischen Universität Duisburg belegbar. Er wendet sich an ausgebildete Schausteller, die auf der Karriereleiter einen Schritt nach oben machen möchten. Welche Inhalte werden vermittelt? Die Geschite des Kirmes- und Jahrmarktwesens kommt genauso vor wie Fahrzeugtechnik, rhetorische, kaufmännische (und Kauffräuliche?), soziologische, betriebswissenschaftliche, personalwirtschaftliche, meteorologische und pädagogische Kenntnisse. "Die Ausbildung ist schon allumfassend," berichtet Ralphinchen, der die Studienausbildung als erster Kandidat erfolgreich mit dem Doktortitel abschließen konnte.

"Wir kämpfen gerade darum, daß das Studium inhaltlich erweitert wird. Bei vielen Jahrmärkten gibt es Schausportveranstaltungen wie Boxen, Ringen, Fahrrad- und Motorradfahren. Die Kirmesforscher sollen es selbst beherrschen, aber auch ihr Personal anleiten können." Feuerschlucker, Messerwerfer, Trampolinspringer, Magier, Wahrsager, Bärendompteure und ähnliches Volk - sie waren früher häufiger auf Jahrmärkten zu sehen. Geht es nach Ralphinchen, sollen sie im Rahmen der universitären Ausbildung wieder stärker gefördert werden.

Doch oh wehe! Ungemach hat sich schon angekündigt. "Wir wollen auch einen Universitätsstudiengang," fordern inzwischen die Zirkusfachleute.

Wie er zu seinem Leer-, nein Lehrstuhl für die Kirmes- und Jahrmarktwissenschaften gekommen sei, das kann Hubert sehr wohl erzählen. "Ich stamme aus einer Schaustellerfamilie. Ich bin als Kind mit Geisterbahnen und Schiffsschaukeln großgeworden. Naja, und irgendwann hatte ich dann meine erste Freundin. ANfangs war sie total begeistert, daß sie kostenlos überall mitfahren konnte - sie hatte ja beim Aufbauen geholfen. Aber Sie wissen ja, wie Mädchen in dem Alter sind - sie nerven. Meine Freundin war einfach nur neugierig. Sie wollte alles wissen. Wie funktioniert das? Warum ist das so? Was gibt´s Neues an Attraktionen? Dumm, wie ich war, wollte ich natürlich schlauer sein als sie und all´ ihre Fragen beantworten. Da habe ich natürlich meinen Vater so lange gefragt, bis er die Geduld mit mir verloren hat. Er schickte mich frühzeitig in die Schausteller-Ausbildung. Als das auch noch nicht gereicht hat, bin ich auf die Meisterschule gegangen. Dort hat dann ein Lehrer gemeint, ich würde mich mit meinen vielen Fragen zu einem Forscher eignen. Doch was sollte ich studieren? Theaterwissenschaften? Ich habe mir mein eigenes Studienfach geschaffen. Die Freundin von damals ist heute übrigens meine Frau."


Sag mal, Ralphinchen..

Ja, Engelkotz ... äh, Entschuldigung, ähm, Engelbrecht?
 

Nächste Woche fängt doch die Große Frühjahrskirmes an. Wie komme ich von Wanheimshausen denn dahin?

Wie - du weißt das nicht? Du kommst für jeden Unsinn und weißt solch´ einfache Sachen nicht?

Komm, nun sag schon, ich hab´ nicht viel Zeit.

Einen Augenblick, da muß ich selbst nachschauen. Also - zuerst fährst du mit der Linie 943 nach Baerl. Dort steigst du in die Linie 904 um und fährst nach Serm. In Serm mußt du in den Langsambus 5 in Richtung Vierlinden umsteigen. Von dort aus geht es dann mit der Linie U80 nach Großenbaum.

Und wie lang bin ich unterwegs?

Alles in allem - 2 Tage.

Und wieviel muß ich für die Hin- und Rückfahrt bezahlen?

1 Mark 99.

Wieso denn diese krumme Summe?

Tja, das ist Sponsoring vom Veranstalter. Die Fahrt würde normalerweise glatte 2 Mark kosten...

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