Norbert Wittke

Schulbesuch


Als ich Ostern 1952 eingeschult wurde, wohnten wir in einem Dorf namens Rönne (inzwischen eingemeindet nach Kiel). Die Dorfschule hatte nur einen Raum. In meinem Jahrgang waren wir zu dritt. Die Klasen 1 - 4 hatten vormittags Unterricht, die Klassen 5  - 8 am Nachmittag.  Am Anfang war der Lehrer Sierck für alle Klassen zuständig. Später bekam er eine Junglehrerin zur Verstärkung.
Ab 2. Schuljahr mussten wir älteren Schüler mit helfen und die Jüngeren beaufsichtigen, während der Lehrer die anderen Klassen parallel unterrichtete.

Im Dezember 1952 zogen wir um nach Baden-Baden. Da kam ich in eine reine Jungenschule mit einer Klassenstärke von 42 Schülern. Ich war inzwischen im dritten Schuljahr. Unser einziger Lehrer  Ganther war total überfordert. Er versuchte sich mit Hilfe seines Rohrstocks durchzusetzen. Aber ich hatte einige Rabauken als Mitschüler, die das überhaupt nicht  beeindruckte. So machte der Lehrer im Alter von etwa 62 Jahren einen hilflosen Eindruck. Mit seiner schon greisenhaften überstrapazierten Stimme waren alle Ordnungsrufe sinnlos. Nach dem 4. Schuljahr wollte ich an das Markgraf-Ludwig-Gymnasium.

Für die Aufnahme war eine Prüfung angesetzt, die über 2 Tage ging. Wir mussten verschiedene Tests machen und auch mündlich Fragen beantworten. Am Ende wurde ich aufgenommen. Ich bekam sogar, weil ich sehr gut abgeschnitten hatte, eine Saisonkarte für das Hardtberg-Bad und Monatskarten für den O-Bus der dahin fuhr. Das waren für mich sehr schöne Monate, wo ich nach Schulschluss fast jeden Tag im Schwimmbad verbrachte und tiefbraun wurde, denn es war ein sehr schöner Sommer. Mein Bruder ging schon an diese Schule. Meine Eltern mussten für uns beide, obwohl sie wenig verdienten, monatlich mit Geschwisterermäßigung 50 DM Schulgeld zahlen. Dazu kamen die Schulbücher. Es war für sie sehr schwer und Hilfen finanzieller Art gab es nicht.
Nachdem ich die Untertertia erreicht hatte,  zogen wir im August 1958 nach Bonn-Beuel um.

Hier war für mich eine Einschulung nur am Heinrich-Hertz-Gymnasium II möglich. Ich hatte in Baden-Baden als 1. Fremdsprache Französisch, später dann ab Quarta Englisch dazu. Die neue Schule war in meinem Lehrgang dreiklassig (Klassen A, B, C). Es war eine einzige Rennerei, weil die Schule nach einem Kurssystem aufgebaut war. So waren wir im Französischunterricht mit drei Klassen nur 5 Schüler. In der Untertertia war dort noch Latein dazu gekommen, da ich vorher diese Sprache nicht hatte, musste ich den Stoff nachholen. Nur in Deutsch, Musik, Geschichte war die Klasse zusammen. In der Klasse waren Jungen und Mädchen. Dann hatten wir Mitschüler, die den mathematischen Zweig belegt hatten. So wurden Physik, Mathematik, Sport und die Sprachen alle getrennt  unterrichtet. Das Schulgebäude teilten sich zwei Schulen. Wir mussten jeweils einen Monat am Vormittag, den folgenden dann am Nachmittag zum Unterricht. Die Schule lag in Bad Godesberg. So kamen auch noch ca. 2 Stunden für die Fahrt dazu, denn die Fahrpläne von Bahn und Bus waren sehr schlecht aufeinander angestimmt. Oft ging ich vom Bahnhof Bonn zu Fuß nach Hause (ca.5 km), da der nächste Bus erst 45 Minuten später fuhr. Der Schulbesuch dort war für mich sehr stressig, denn die Schularbeiten mussten ja auch noch vormittags oder nachmittags gemacht werden. Für andere Dinge blieb kaum noch Zeit, da ich auch noch den Konfirmandenunterricht besuchen musste, einen Monat vormittags, einen Monat nachmittags.So lernte ich meine Mitkonfirmanden auch wenig kennen, denn ihr Untericht war ja regelmäßig nachmittags. Auch zu den Mitschülern in Bad Godesberg hatte ich keinen großen Kontakt. Die meisten wohnten dort. Telefon hatten wir auch nicht, so dass auch darüber kein Kontakt möglich war. Allerdings brauchten meine Eltern dort kein Schulgeld mehr zahlen.

In der Obersekunda wechselte ich an die Höhere Handelschule, hatte dadurch jede Menge mehr Zeit  für mich. Sie war im Bonner Norden (Kölnstraße). Dort blühte ich wieder richtig auf, denn vom Stoff her war der Unterricht wesentlich leichter. Diese Schule war für mich reinste Erholung.

Mit der Geschichte wollte ich die unterschiedlichen Unterrichtssysteme der Bundesländer darstellen, und wie die Kinder unter Umzügen leiden müssen. Die Kinder bleiben da oft auf der Strecke. In Bad Godesberg war ich der Jüngste in der Klasse. Meine Mitschüler, überwiegend  Diplomatenkinder, waren in der Regel schon 2 -3 mal sitzen geblieben, dadurch eben ca. 2 - 3 Jahre älter als ich.

24.08.2010             Norbert Wittke

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