Sie war ein Markenzeichen von Baden-Baden. Jeder kannte sie dort. Aber ich kenne bis heute nicht mal ihren richtigen Namen. Bekannt war sie dort als Frau Winke Winke. Sie war eine einmalige Erscheinung, so dass ich ihr ein kleines Denkmal setzen möchte, wo sie sicher schon seit vielen Jahren verstorben ist.
Der erste Blick des Beobachters ging auf ihr clownmäßig mehrschichtig geschminktes Gesicht. Ich glaube mancher Archäologe hätte etwas dafür bezahlt, wenn er an den täglichen Schichtabtragungen beteiligt worden wäre. Was mussten das doch für interessante Ausgrabungen sein, wenn man das tatsächliche Gesicht entdecken konnte.
Ihr Markenzeichen war ihr ständiges, aber mutmachendes Lächeln. Ohne dieses Lächeln habe ich sie nie gesehen. Dabei sollte sie in relativ armen Verhältnissen leben. Eine Tochter war in Amerika verheiratet und versorgte sie mit diesen krass bunten Fähnchenkleidern. Ihr Alter war nicht zu bestimmen, doch sie trug die kurzen grellen Rüschenkleider mit einer betonten Eleganz. Stolzierte dabei auf bunten hochhackigen Schuhen. Sie ging wie eine Königin auf dem Wege zu ihrer Thronrede.
Eine gerade und stolze Haltung. Dabei hielt sie in der rechten Hand einen aufgespannten Sonnenschirm als weiteres Zeichen ihrer Besonderheit. Mit der linken Hand winkte sie majestätisch, wenn sie gegrüßt wurde und verstärkte noch ihr Lächeln. Von diesem Winken her bekam sie ihren Namen Frau Winke Winke. Sie war in der Stadt Baden-Baden sicher bekannter als der Oberbürgermeister. Eine Frau die jedem Mut machte, das Leben so anzunehmen, wie es ist. Mich als Kind beeindruckte sie mit ihrer stolzen Würde am meisten und machte sie für mich unvergesslich.
Auch nachdem wir längst verzogen waren, traf ich sie bei meinen Besuchen in Baden-Baden immer wieder. Eine Frau die einmalig war und wahrlich ein Denkmal in der Stadt verdient hätte. Sie war eine einfache Frau aus dem Volke, aber wirkte wie eine strahlende Königin.
27.08.2010 Norbert Wittke
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