Norbert Wittke

Frau Winke Winke



Sie war ein Markenzeichen von Baden-Baden. Jeder kannte sie dort. Aber ich kenne bis heute nicht mal ihren richtigen Namen. Bekannt war sie dort als Frau Winke Winke. Sie war eine einmalige Erscheinung, so dass ich ihr ein kleines Denkmal setzen möchte, wo sie sicher schon seit vielen Jahren verstorben ist.

Der erste Blick des Beobachters ging auf ihr clownmäßig mehrschichtig geschminktes Gesicht. Ich glaube mancher Archäologe hätte etwas dafür bezahlt, wenn er an den täglichen Schichtabtragungen beteiligt worden wäre. Was mussten das doch für interessante Ausgrabungen sein, wenn man das tatsächliche Gesicht entdecken konnte.

Ihr Markenzeichen war ihr ständiges, aber mutmachendes Lächeln. Ohne dieses Lächeln habe ich sie nie gesehen. Dabei sollte sie in relativ armen Verhältnissen leben. Eine Tochter war in Amerika verheiratet und versorgte sie mit diesen krass bunten Fähnchenkleidern. Ihr Alter war nicht zu bestimmen, doch sie trug die kurzen grellen Rüschenkleider mit einer betonten Eleganz. Stolzierte dabei auf bunten hochhackigen Schuhen. Sie ging wie eine Königin auf dem Wege zu ihrer Thronrede.
Eine gerade und stolze Haltung. Dabei hielt sie in der rechten Hand einen aufgespannten Sonnenschirm als weiteres Zeichen ihrer Besonderheit. Mit der linken Hand winkte sie majestätisch, wenn sie gegrüßt wurde und verstärkte noch ihr Lächeln. Von diesem Winken her bekam sie ihren Namen  Frau Winke Winke. Sie war in der Stadt Baden-Baden sicher bekannter als der Oberbürgermeister.  Eine Frau die jedem Mut machte, das Leben so anzunehmen, wie es ist. Mich als Kind beeindruckte sie mit ihrer stolzen Würde am meisten und machte sie für mich unvergesslich.

Auch nachdem wir längst verzogen waren, traf ich sie bei meinen Besuchen in Baden-Baden immer wieder. Eine Frau die einmalig war und wahrlich ein Denkmal in der Stadt   verdient hätte. Sie war eine einfache Frau aus dem Volke, aber wirkte wie eine strahlende Königin.

27.08.2010                 Norbert Wittke

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Norbert Wittke).
Der Beitrag wurde von Norbert Wittke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  • Autorensteckbrief
  • norbertwittkelyrikhotmail.com (Spam-Schutz - Bitte eMail-Adresse per Hand eintippen!)
  • 1 Leserinnen/Leser folgen Norbert Wittke

  Norbert Wittke als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Hauskater Moritz erzählt selbst von Ernst Dr. Woll



In Märchen, in Fabeln, können Tiere sprechen. Was in dieser Weise in den 9 Kurzgeschichten ein Hauskater erzählt basiert auf vielen wahren Begebenheiten.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (8)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Erinnerungen" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Norbert Wittke

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Kein Weltuntergang von Norbert Wittke (Tragigkömodie)
Der Ort am Rand von Heinz Säring (Erinnerungen)
Der kleine Stern und der Löwe von Anschi Wiegand (Zwischenmenschliches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen