Norbert Wittke

Schwarzwälder Kirschtorte


Im Alter von 9 Jahren habe ich sieh das erste Mal genossen. Sie hat mich und meine Geschmacksnerven gleich fasziniert. Ihr Äußeres beeindruckte mich sehr.  Dann ihr Geschmack. Ich konnte nur denken einmalig. Sie war gleichzeitig meine erste Berührung mit etwas Alkohol. Süßes hatten wir in der Nachkriegszeit kaum bekommen. So wirkte sie auf mich nach dem ersten Genuss umso mehr.

Wir wohnten in Baden-Baden. Ein Mal im Monat gingen wir die 7 km nach Lichtenthal in die Konditorei Cäcilienhof,  wo uns mein Vater zu einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte einlud. Sie kostete damals je Stück um die 1,50 DM. Im Verhältnis zu seinem Verdienst ein kleines Vermögen für 4 Personen (Mutter, Vater, Bruder und ich). Jede Woche war das nicht machbar. Aber wir nahmen dann gerne die 14 km hin und her auf uns,  weil wir uns schon lange auf diesen Genuss freuten.

Noch heute ist die Schwarzwälder Kirschtorte meine Lieblingstorte. Ob sie nun im Schwarzwald konzipiert wurde, steht nicht fest. Sie tauchte das erste Mal um 1930 auf. Ihre wesentlichen Komponenten sind Schokoladenbiskuitböden, die mit Kirschwasser getränkt werden.  Dazu kommt eine aromatisierte Kirschfüllung aus Sauerkirschen, Sahne, Kirschen zur Zierde und Schokoladenraspeln als Verzierung.

Da in Deutschland fast alles per Gesetz oder Verordnung geregelt wird. Gibt es seit dem 7. März 2003 Leitsätze für feine Backwaren, die die Zusammensetzung der Schwarzwälder Kirschtorte staatlich regeln.
Unter 20 steht dort:
Schwarzwälder Kirschtorten sind Kirschwasser-Sahnetorten oder Kirschwasser-Butterkremtorten, auch deren Kombination. Als Füllung dienen Butterkrem und/oder Sahne, teilweise Canache sowie Kirschen, auch als Stücke in gebundener Zubereitung. Der zugesetzte Anteil an Kirschwasser ist geschmacklich deutlich wahrnehmbar.
Für die Krume werden dunkle und/oder helle Wiener- oder Biskuitböden verwendet. Die Masse für die dunklen Böden enthält mindestens 3 % Kakaopulver oder stark entölten Kakao. Für den Unterboden wird auch Mürbeteig verwendet.
Die Torte wird mit Butterkrem oder Sahne bestrichen, mit Schokoladespänen garniert.

Nur Torten die diese Kritierien erfüllen, dürfen in Deutschland unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte verkauft werden.

Wenn ich in den Zeiten nach meiner Kindheit so die Konditoreien und Cafés betrachte, bin ich schon sehr oft an Falschtortler geraten. Ich schätze, dass 70 % der Konditoren das Kirschwasser selber trinken. Oft wird nur undefinierbare rote Masse ohne Eigengeschmack als Kirschersatz verwendet. So verstößt fast jeder Konditor heute gegen diese Verordnung. Von Bestrafungen habe ich noch nichts gehört.

Ich schlage vor, dass jeder dieser Konditorpfuscher sein Produkt so lange selber essen muss, bis er merkt, was er da absichtlich verbrochen hat. Selbst die Firma Coppenrath  Wiese als Fabriktortenhersteller liefert bessere Torten ab als die meister der Konditoren, die inzwischen auch noch Wucherpreise für ihre Produkte verlangen.  Mir ist daher nach vielen Proben der Geschmack an diesem Produkt vergangen. Vereinzelt bin ich auf einige sehr gute Tortenhersteller gestoßen. Hier genieße ich noch die Schwarzwälder Kirschtorte weiter, aber ansonsten bin ich vorsichtig, was meiner Linie dann zu Gute kommt.

03.09.2010          Norbert Wittke

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Norbert Wittke).
Der Beitrag wurde von Norbert Wittke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Norbert Wittke

  Norbert Wittke als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Meier. Ein deutscher Geheimagent von Peter Rieprich



Bei der Amtsübergabe hatte ihn sein glückloser Vorgänger nach dem offiziellen Teil beiseite genommen und ihn zu einem kleinen Spaziergang durch den Tiergarten eingeladen. Ängstlich nach allen Seiten blickend hatte der ihm dann ins Ohr geflüstert, dass es neben den bekannten Geheimdiensten noch einen ganz „geheimen“ gäbe, von dessen Existenz nur der Kanzler und er selbst wüssten. Dieser käme immer dann zum Einsatz, wenn die offiziellen Dienste versagten, was ja leider ziemlich oft der Fall sei.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (8)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Leidenschaft" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Norbert Wittke

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Schmerzensgeld von Norbert Wittke (Wahre Geschichten)
My Way von Rainer Tiemann (Leidenschaft)
Die Muschel von Adalbert Nagele (Beobachtungen am Strand)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen