Kurt Henke

War das die Freundschaft wert? (Teil 1)

Nach der Ausbildungszeit in Herford 1942 wurde Paul nach Köln verlegt. Hier im Köln-Aachener Raum wurden die Vorbereitungen zur Aufstellung der 106 ID getroffen. Zwischenzeitlich gab es für seine Kompanie einen Standortwechsel nach „Den Haan“ in Belgien. Dort mussten sie die Küstenwache übernehmen. Hier hatte es fertiggestelte. Beobachtungsstände, die doppelt besetzt wurden.. Paul und sein Nebenmann Fritz gehörten dem dritten Zug an. Sie hatten sich hier das erste Mal gesehen. Bald stellten sie fest, dass beide aus dem Kreis Unna kamen. Fritz aus Unna-Königsborn und Paul aus Rünthe. Es gab so viel aus der Vergangenheit auszutauschen. Dabei erfuhr Fitz auch, dass Paul noch vor dem Ausmarsch nach Belgien sich verlobt hatte., Der Fritz fragte, hast du keine nette Briefadresse für mich? Da konnte Paul aushelfen. In seiner Nachbarschaft zu Hause, gab es ein sehr nettes Mädel Hannelore. Der gewünschte Briefwechsel kam zustande.

Die Wachsoldaten wurden im Dorf Den Haan von den Einheimischen angesprochen.. Diese waren vielfach Fischer in der Nordsee gewesen. Das Betreten der Strandanlagen war ihnen verboten. Den Trick, bei Ebbe auf einfache Art Fische zu fangen, so gaben sie zu erkennen, würden sie unter gewissen Versprechungen preisgeben. Die Gerätschaften dazu liefern., Nur müssten die Fischfänger später zum Eintausch mit anderen Lebensmitteln bereit sein.. Ein langer, schmaler Spaten wurde benötigt. Mit diesen tief in den Sand nach Wattwürmern gegraben. Den Standort der Würmer könne man an winzigen, kleinen Häufchen im glatten Sand erkennen. An einem bis zu 20 cm langen Stock wurde ein kurzer Bindfaden mit einem Angelhaken geknüpft. Den Angelhaken mit einem Stück der großen Würmer besetzt . Den Stock tief in den Sand eingebuddelt. Dann wartete man auf die eintretende Flut Abstände zwischen den Haken brauchten nicht mehr als 2 m betragen. Die Anzahl der Angeln richtete sich nach er Länge des Strandes, die der dritte Zug kontrollierte.. Dann galt es Flut und erneut Ebbe abzuwarten

Oberfeldwebel Lange hatte den Befehl ausgegeben, den Strand erst jeweils dann zu betreten, wenn er ihn frei gegeben hatte.. Aus den Beobachtungsständen konnten sie Wachsoldaten sehr oft beobachten, wie der Oberfeldwebel schon im Morgengraue mit einer großen Tasche den Ebbestrand ablief. Bei dieser Gelegenheit verschwanden die größten, gefangenen Schollen in seiner optisch immer schwerer werdenden Tasche. Auch für die Wachmannschaft war der Rest der im Sand sich eingebuddelten Fische sehr beachtlich. Die Schollen und alle andern Fische wurden gegrillt, gebraten und mit den Einheimischen gegen Lebensmittel eingetauscht.

Nach einem Monat wurden die einzelnen Züge der Kompanie getauscht. Der dritte Zug ging in Ruhestellung. In dem vorgelagerten Gelände waren lange Bewässerungsgräben gezogen, wie sie Holland. als Sielen bekannt.

Die Ruhestellung war ein Schikaneunternehmen. Der Oberfeldwebel Otto, mit Spitznamen als Sadist bekannt, machte sich ein Vergnügen daraus, im Laufe der Woche sich seine Schäfchen zu suchen. Wer nur im Geringsten aufgefallen war, und war es nur ein verbotenes Grinsen, wurde zum Sonntagsgottesdienst pünktlich 10 Uhr bestellt. Mit ihnen exerzierte er dann im Dünengelände. Das war kein Härtetest, sondern ein Schikanieren und Fertigmachen.



2)

Dass „Auf marsch-marsch“ und das „Hinlegen“ waren seine Lieblingskommandos. Und wehe dem, der beim Kommando Hinlegen, das immer über dem Wasser der Sielen erfolgte. noch versuchte den Grabenrand zu erreichen, dem wurde sofort eine halbe Stunde Nachexerzieren aufgebrummt. Beim Abtreten im Lager gab er eine Stunde Zeit, die verdreckte, nasse Kleidung in Ordnung zu bringen. Das war ohne Mängel zu hinterlassen nicht möglich. Recht viele in der Kompanie wünschten ihm dafür in Russland den frühen Soldatentod .

Es war die Zeit zum Abtransport nach Russland gekommen. Der Hauptfeldwebel stellte den neuen. Kompaniechef vor, Oberleutnant Jänecke aus Werden an der Aller. Von Beruf Richter.“ Wer möchte beim Chef Bursche werden“, fragten er die angetretene Kompanie. Paul versprach sich einige Vorteile davon und trat vor. Der Feldwebel musterte die 9 Vorgetretenen, Er befragte sie nach Beruf, Bildungsstand usw. Dann bat er Paul in die Kompaniestube. Es gab weitere Instruktionen für die Zukunft . Damit war Paul Bursche beim neuen Chef. Fritz war ei Wenig traurig darüber, damit den Kontakt zu seinem neuen Freund verloren zu haben..

Bis Poltawa in Russland fuhren sie im Personenzug in der zweiten Klasse. Dort angekommen, begann eine mehrere Tage andauernde Aktion. Ein riesiges Waldgelände wurde nach Partisanen abgekämmt. Gewehr- und Granatfeuerbeschuss verzögerten den Vormarsch. Auch war der erste Tote zu beklagen. Oberfeldwebel Otto ist nicht mehr aufgetaucht. Eine große Suche wurde nicht angestellt. Dann aber gab es bis Starisaltow am Donezk keine Feindberührung mehr. H belegte Paul mit seinem Chef ein kleines Lehmhaus mit zwei Zimmern. Das Dorf Starisaltow wurde voll evakuiert, Die Besitzerin des Lehmhauses blieb als Aufwartefrau zurück. Damit entfielen alle Paul zustehenden Arbeiten als Bursche. Nur auf Wunsch des Chefs hatte er hin und wieder eine Sonderaufgabe übernehmen müssen.

Bei der Ausgabe von Marketenderwaren war Paul dem Furrier behilflich. Obwohl die Gelegenheit zum Greifen nahe war , blieb er weiter Nichtraucher. Oft wurde danach gefragt, woher Paul den schneeweißen Honig bekomme.. Es nicht zu verraten war ein Versprechen an die Aufwartefrau.

Ein Halbjahr später, das fast ganz ohne Feindberührung, abgelaufen war, deutete der Chef Paul an, dass der Spieß den Urlaubsschein für ihn anfertigen lassen würde. Fritz, dem Paul das erzählte, bat ihn fast bittend darum, beim Chef vorzusprechen, sie beide zusammen fahren zu lassen Trotz der sofortigen Zusage erhielten sie den Berechtigungsschein drei Wochen später als geplant.

Mit der PAK die jede Woche mit einem Fahrzeug nach Charkow fuhr, haben sie die Fahrt in den Urlaub. angetreten. O, welche Überraschung, Charkow war überlaufen von Sanitätern , Lazarettzügen und Krankensankas . Die Panzerschlacht zwischen Issium und Orel war im vollen Gange.. Der neue deutsche Tigerpanzer, der den Krieg zu Gunsten Deutschland vorantreiben sollte, war einer Sabotage zum Opfer gefallen, Die Tiger konnten in breiter Angriffsformation keinen einzigen Schuss abgeben, Falsche Munition.



3)

Im Bahnhof gab es kein Personenzug nach Kiew. Man riet den beiden sofort zur Truppe zurück zu fahren. Fritz wollte mit Gewalt dieser Weisung folgen. Paul hatte etwas anderes ausspioniert. Im Bahnhof stand ein Schotterzug mit beheizter Zugmaschine. Paul und Fritz zwängten sich in ein Bremshäuschen. Und warteten der Dinge, die von ihnen erwartet wurden. Und richtig, um ein Uhr nachts setzte sich der Zug in Bewegung. Die Richtung konnte nur Kiew sein-

In Kiew ging es zur Entlausungsstation. Man hatte sie auf der Urlaubskomendantur darauf hingewiesen, sich zu beeilen. Der Zug würde pünktlich um 15 Uhr abfahren. Dort angekommen sahen sie ihn unter Dampf stehen. O Schreck, der Paul hatte auf der Bank in der Entlausung seine Unterlagen, Urlaubsschein, Soldbuch usw. liegen lassen. Er riet Fritz dringend, sofort einzusteigen, da er nicht sicher war, es selbst noch zurück zu schaffen. Zum Glück kam ihm ein Hiwi mit den Papieren entgegen.

Paul konnte noch die Rücklichter des abgefahrenen Zuges sehen, Aber auch Fritz hatte den Zug nicht bestiegen und saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Tornister.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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