Kurt Henke

Die Höhe des Ranges sagte nichts über den Inhaber aus

Die Front in Russland, infolge der Panzerschlacht bei Issium und Orel, als die neuen Tigerpanzer wegen falscher Munition keinen Schuss abgeben konnten, befand sich in ständiger Rückwärtsbewegung, Ich war von Aachen als Gruppenführer mit 8 Mann zur Front in Marsch gesetzt worden, ohne Handfeuerwaffen. Von einem Hinterlandbahnhof in Russland, sollten wir nur nach Angabe der Himmelsrichtung, auf die in Rückwärtsbewegung befindlichen Front mit den eigenen Kompanien der 106 ID treffen.

Dieser ungenaue Eingliederungsauftrag zur eigenen Truppe, barg für uns die große Gefahr, auf russische Einheiten zu treffen. Wir wollten uns Zeit nehmen, bis die sich westwärts absetzende eigenen Kompanien uns aufnehmen konnten.

Die weite, unendliche Ebene war ein Kolchosengebiet. Die kleinen Gehöfte (Kolchosen) waren zum Spielball der Fronten geworden. Die bei der mal östlich, mal westlich sich verändernde Front, hatte sie menschenleer werden lassen. Kleine Panchoponnis liefen einzeln, oder auch zu kleinen Gruppen in der Ebene auf Futtersuche. Sie ließen sich von uns einfangen. Bald hatte jeder einen berittenen Untersatz. Auch sie selbst, schon lange ohne Fressen, mussten etwas fressbares auftreiben. Unmittelbar bei den Hütten gelegene, abgedeckte Kellergruben, waren für uns oft Fundgruben. Eingelegte grüne Tomaten, Gurken, Zucchini und ähnliches Gaumengemüse in Fässern konserviert waren uns immer willkommen. In Schmalz eingegossene gekochte Wurst- und Fleischstücke besondere Leckerbissen. Ichl versuchte in einen gusseisernen Topf mit aufgefundenen Bohnen und Kartoffeln einen Eintopf zu zaubern. Erst später merkten wir, dass da etwas Entscheidendes fehlte. Salz war nicht aufzutreiben gewesen.

Nach fast 14 Tagen, kam uns die Front hörbar näher. Unsere frühere Kompanie mit dem alten Oberleutnant Jänecke, war bald ausfindig gemacht. Die Truppe war sehr lädiert. Über 1000 km Rückmarsch, davon jede Nacht 50, überstieg auch die Kraft der härtesten Soldaten. Dazu ohne eigenen Verpflegungsnachschub. Was zu holen war, wurde aus einem Selbsterhaltungstrieb der Bevölkerung genommen. Der Marsch durch ein riesiges Sonnenblumenfeld kostete fast alle Kraftreserven. Zunächst wurden nicht unbedingt benötigten Waffen weggeworfen, das fing bei den MG’s und Granatwerfern an und hörte bei den Gewehren auf, wer es durch eine Pistole ersetzen konnte.

Die vor der1o6 ID sich absetzende SS Division Groß-Deutschland, hatte teilweise ihre Fahrzeuge ohne Sprit stehen lassen. Die nachkommende Wehrmacht nutzte diese Gelegenheit, die darin befindlichen Konserven mit allem Esswaren tragender Weise mitzunehmen. Auch diese wurden bald aus körperlicher Schwäche, wieder liegen gelassen.

Als das Sonnenblumenfeld nach drei oder vier Tagen passiert war, tat sich vor uns eine riesige Rollbahn auf. Oberleutnant und Kompaniechef Jänecke versuchte über die Zugführer eine Bestandaufnahme zu bekommen. Schon wenige Stunden später kam in einem Jeep der Divisionsführer mit seinem Stab vorgefahren. Der Oberleutnant machte Meldung. Die abgeschlossene Bestandaufnahme, war zur rechten Zeit ermittelt worden. Zu der dezimierten Bewaffnung sagte der Divisioner zynisch, man sollte sie selbst zurückschicken und einsammeln lassen. Oberleutnant Jäneccke war von Beruf Richter. Mit seinem Ehrgefühl hatte er diese Attacke nicht verkraften können. Er war für nichts mehr ansprechbar. Bald wurde die Rumänische Grenze überschritten. Bei einem der letzten Absetzungsversuche hatte er persönlich, freiwillig für das Batallion die nächtliche Absicherung übernommen. Es war zu einem Feuergefecht gekommen und der Oberleutnant dabei gefallen

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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