Es war ein düsterer Herbsttag und Nebel geisterte durch die Gassen und verschlang die Sicht und Farben. Die Welt in Grau gehüllt. Der Wind war ganz still. Kein Atemzug mehr rührte Leben. Ich saß an meinem Schreibtisch und meine Seele löste sich in dem Blick des Nebels. Ich seufzte schwermütig und sehnte mich nach Liebe und Schönheit., nach lodernder Leidenschaft, die wie der Sommer im Herbst verstorben ist.. Ich war des vielen Studierens müde, packte mich in meinen Mantel und glitt durch den Nebel, wie ein Fisch durch das Meer. Ich spazierte zum Wald herauf, abgelegen von dem Dorf, in dem ich wohnte. Ich blieb stehen und drehte mich um, doch es war nichts zu sehen, außer dieser flirrende immergraue Nebel, der die Welt verschluckte mit seinem Kleid. Doch der Nebel erweckte einen großen Eindruck in mir und so sang ich das Lied vom Nebel:
Nebelschauer
so schaudernd in die Welt gegossen
hüllt die Welt in seine grauen Schleier
und verbirgt des Tages Licht
das nicht durch seine Meere bricht.
Vergessen sind die Farben
aufgelöst die Formen
die Welt im Geist ertrunken
ist ihr Leuchten schier versunken
und verdüstert ihr helles Licht
So löse auch ich mich auf
in des Nebels Schemen
werde eins mit seinem Hauch
und bin in ihn versunken
wie in einen alten Brauch.
Langsam, aber immer bestimmter, zogen mich meine Schritte in das Herz des Waldes. Die Fichten und Tannen wurden immer dichter und der silberne Tau des Nebels tropfte auf mein Haupt. Mitten in diesen Tannen war von roten Rosen umrankt ein kleiner Marienaltar aufgestellt. Ich zündete die Kerzen an und versank mich in die heilige Figur. Nicht dass ich katholisch wäre, auch wenn ich katholisch getauft wurde. Aber man muss nicht katholisch sein und denken, um von der Andacht dieses marmornen Bildnisses erfüllt zu werden. Ich saß mich vor den Altar im verschränkten Sitz, faltete die Hände und versank mich in den Anblick. Ja wahrlich, dieses Marmorbild ist ein Abbild der Ewigkeit, ein Abbild im weiblichen Antlitz, der Ursprung als Mutterschoß, als Geburt, als alltränkende Brust der Schöpfung, als das Erbarmen einer zärtlichen Mutter, als die bergenden Arme, die einen umarmen und beschützen; all dieser Zauber wirkte auf meine Seele und erhob sie zu der geistigen Schönheit, die in ihm lebendig wirkt und zur Gegenwart, ja Begegnung wird. So verweilte ich eine Stunde vor diesem Bildnis und versank mich immer mehr in dieses ewige Gesicht, in diese verklärten Augen, aus denen das Geheimnis geboren ward, in ihren Mund, der eine göttliche Botschaft spricht, in ihre schwellende Brust, die mich mit Heiligkeit nährte, und in ihren Schoß, der mein Leben neu gebiert.
Ich vergaß mich in meiner Versenkung und erwachte erst als es dunkler wurde und bemerkte dass der Nebel verstummte und das Bildnis nur noch vom Kerzenschimmer erleuchtet ward. So war ich allein im finsteren Wald und brach auf, bevor die Finsternis mir jeden Blick versperrt. Die Heimkehr wirkte gespenstig, eine Mischung aus Nebel und Finsternis und immer wieder das Flüstern des Laubes und der tropfende Tau, in dem der Nebel zu Tränen gerinnt. So zog ich meinen schauerlichen Weg und fragte ob das alles wirklich sei, was um mich herum vorbeizog.
Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich mich in der Dunkelheit verlaufen hatte. Es war ganz finster und es machte keinen Sinn mehr weiter zu gehen. Nicht mal meine eigene Hand sah ich noch vor den Augen. Es war stockfinster. So legte ich mich unter einen Baum und versuchte zu schlafen. Und im Hintergrund hörte ich die Tiere des Waldes und immer wieder die tropfenden Tränen. Es war kalt.
Als ich fast dabei war einzuschlafen, sah ich ein Mädchen neben mir stehen, in weiße, leuchtende Kleider gehüllt. Sie streichelte meine Stirn, küsste mich und sang mich wie ein liebender Engel in den Schlaf. Und ich träumte von ihr, und wir kuschelten in unsren Träumen nArm in Arm, und ich sang ihr folgendes Lied:
Engel des Waldes
zärtlicher Schemen
leuchten Deine Augen
winkt mich Dein Ruf
zu folgen
auf Deinen verborgenen Weg
durch das Dickichts des Lebens
düster und ungeebnet
und dem Ausblick kein Ziel
Doch Du Engel
führst mich
sanft an Deiner Hand
durch Büsche und Zeiten
zu fernen Abenteuern
unbekannt
Ach
wie Du
auf meinem traurigen Weg
so verlockend in mein Leben tratst
mit einem Versprechen
und mich entführtest
in die tröstende Welt
die das Denken nicht kennt
die nur das Träumen erkundet
Am nächsten morgen erwachte ich unter den funkelnden Sonnenstrahlen des Morgens. Es war ein goldener Herbsttag. Und frischen Mutes und mit neuer Lebensfreude zog ich meines Weges und kehrte zurück.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.09.2010.
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