Beate Minderjahn

12. Neuer Tag - neues Glück - Unser neues Leben...

12.) Neuer Tag – neues Glueck!
Unser neues Leben am Ende der Welt – Neuseeland 25. November 1999


Mein lieber Mann war richtig begeistert von der Idee, sich einen Kleinbus fuer die Arbeit zu kaufen. Im Geiste hat er schon fein saeuberlich Regale eingebaut, Stapelkaesten befestigt, sein Werkzeug poliert und alle Nippel, Muffen, Form-und Verbindungsstuecke aus Messing, Kupfer und Kunstoff einsortiert.....
Habe ihm immer noch nicht gesagt, dass ich unbedingt den Kombi zum Transport von schweren Babies, Marken-Kinderwagen, Ueberlebens-Utensilien und zum Erforschen neuer Kontinente brauche.
Als er gestern Abend gut gelaunt von seinem zweiten Arbeitstag auf der Grossbaustelle nach Hause kam, erfuhr ich ein wenig mehr ueber Sitten und Gebraueche im Arbeitsleben.
Zitat Bernd: „Die Arbeit hier ist kein Problem. Ich vergesse einfach die Sicherheitsbestimmungen und die anderen Vorschriften wie Schallschutz, Brandschutz, Isolierung und Waermedaemmung und dann geht es ganz gut. Bei Fragen nach Schwitzwasserbildung zuckt der Bauleiter nur mit den Schultern (ist vielleicht nur unterm Arm und an den Oberschenkeln bekannt).“
Ansonsten haben die Kollegen, die gestern nicht auf der Arbeit waren, meinen lieben Mann wie einen Ausserirdischen begutachtet, als er mit seiner feinen, tadellosen Arbeitskleidung erschien (frisch gewaschene, geschleuderte, entfusselte, dampfgebuegelte Jeans ohne Loecher, aber mit eingearbeiteter Pumpenzangen-Lasche und speziellem Zollstock-Fach, ein nicht-eingerissenes gelbes Poloshirt, die Arme professionell aufgerollt, festes Schuhwerk aus echtem Leder mit integrierten Stahlkappen). Erst dachten alle, er sei der Bauherr, aber dann wurden sie belehrt, dass Bernd der neue Plumber ist - vermutlich aus Mexiko wegen seiner schwarzen Haare und des gezwirbelten Schnaeuzers. Mit dem Gruss, „you look very tidy!“ haben sie ihn dann herzlich in ihren Kreis aufgenommen und jeder wollte mal das feine Stoeffchen anfassen (was mein Mann wegen seiner Antipathie gegen Bakterien nicht so gut leiden kann). Hoffentlich hat er seine $29.95-Edelstahl-hochpolierte Thermoskanne im Auto gelassen. Wirkt vielleicht ein bisschen arrogant! Waehrend der Arbeit haben die Kollegen ihn immer wieder ermuntert mit den Worten: „Don’t hurry - MAN!“, dann haben sie zusammen ein wenig in den Plaenen geblaettert, von links nach rechts, von oben nach unten, von hinten nach vorne. Anschliessend fuhren sie mit vereinten Kraeften und in abgedaempftem Tempo fort, die Abflussrohre mit Plastikfolie und Klebeband zu verpacken (?!?).
Bernd hat auch noch ein paar neue Vokabeln gelernt: „ Bloody, f......ing stuff - f.... off the rubbish - this big sheet (oder shit?)“ und andere Redewendungen, von denen ich nicht weiss, wie man sie schreibt, aber die man vielleicht mal brauchen kann (man weiss ja nie).
Hauptsache der Mann ist happy und hat was zu tun!
Henry war heute ein liebes Baby, nachdem ich ihm den ganzen Tag das gute alte Volkslied „Hoppe, hoppe Reiter“ vorgesungen habe und ihn dann „plumbsen“ liess. Da hat er sich kaputt gelacht (immer noch ohne Haare – ohne Zaehne). Allerdings musste ich mir staendig neue Strophen einfallen lassen, damit es nicht zu langweilig wird. „Faellt er in die Hecken, fressen ihn die Schnecken – faellt er in das Klo, pubst er aus dem Po – faellt er auf die Katz, macht die einen Satz – faellt er auf den Hund, wird er dick und rund - faellt er vom Balkon, kriegt er einen Sohn - faellt er in den Garten, muss er lange warten - faellt er auf den Bus, kriegt er einen Kuss – faellt er in den Schnee, dann trinkt er gerne Tee - faellt er auf die Waesche, kriegt der Junge Dresche.....“ usw.
Im Fernsehen kam heute nachmittag ein Zeichentrickfim von „Catdog“. Das ist ein Tier, dessen vordere Haelfte eine Katze und die hintere einen Hund darstellt. Man kann es besser zeichnen als erklaeren, aber so ein Haustier haette ich auch gerne, weil es handlicher ist als ein Dinosaurier. Waehrend das eine Ende Maeuse faengt, bellt das andere Ende den Brieftraeger an, der taeglich mit seinem roten Mofa unverrichteter Dinge an unserer Letterbox vorbeifaehrt. Keiner schreibt uns!

Fortsetzung folgt...
(c) Beate Minderjahn

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