Er hat das Hotel fluchtartig verlassen. Hinter ihm rennt eine Frau. Hinter der Frau ein Mann. Hinter dem Mann wieder eine Frau usw. Der Mann rennt einige hundert Meter die Strasse entlang, in regelmässigen Abständen rennen ihm die anderen 15 Personen hinterher. Bis er ein Hotel erblickt und zur Rezeption rennt, dort ein Zimmer bucht, während die anderen hinter ihm Schlange stehen. Er rennt auf sein Zimmer, die anderen rennen in regelmässigen Abständen auf ihre Zimmer und warten hinter den Türen. Bis der Mann wieder die Treppe hinunterrennt, an der Rezeption vorbei in den Speisesaal. Dort nimmt er Platz, die anderen, die ihm gefolgt sind, nehmen auch Platz, alle an einem anderen Tisch. Der Mann beginnt zu gähnen, die anderen tun das auch. Er schläft ein, die anderen auch. Um Mitternacht schleicht er sich aus dem Speisesaal auf die Strasse. Dort steht die Frau, die als 15. hinter ihm hergerannt war. Sie nimmt ihn bei der Hand, führt ihn in den Speisesaal zurück und ruft in die schlafende Menge: "Es hat sich doch gelohnt, aus der Reihe zu tanzen!"
Die anderen wachen auf, stellen sich in eine Reihe und applaudieren.
© René Oberholzer
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V: Die Liebe wurde an einem Dienstag erfunden, Nimrod-Literaturverlag, Zürich (CH), 2006
V: e-Stories, Internet-Portal, Nauheim (D), 2010
V: amobo, Internet-Portal, Ursensollen (D), 2011
V: WebStories, Internet-Portal, Berlin (D), 2012René Oberholzer, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.09.2010.
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