Diethelm Reiner Kaminski

Nur ein kleiner Denkzettel



Nur ein kleiner Denkzettel hat es sein sollen. Ein halbes Stündchen. Höchstens ein ganzes. Damit Kalli endlich kapiert, dass Geheimnisse nicht für fremde Ohren sind. Was Manni und Toby ihm anvertrauen, ist für andere tabu. Wer nicht hören will, muss fühlen. Deshalb haben sie ihn im Keller von Tobys Behausung an ein Gasrohr gekettet. Mit Handschellen. Die haben sie sich von einem Erotikversand schicken lassen. So was kann man immer mal gebrauchen. Und eine brennende Kerze haben sie im Kellerraum aufgestellt. Damit Kalli nicht auf die Idee kommt, das Leitungsrohr abzureißen und so seine verdiente Strafe zu verkürzen. Ein bisschen Einschüchterung kann nicht schaden.
Haben sie ahnen können, dass die Bullen sie beim Autoaufbruch erwischen würden, mit dem sie sich die Zeit haben vertreiben wollen? Und Kohle haben sie schließlich auch gebraucht. Nicht zuletzt, um dem Kalli ein paar Biere spendieren zu können, damit er sich von dem Schreck erholt, den sie ihm eingejagt haben. Sie haben doch nicht wissen können, dass die Bullen sie 24 Stunden einlochen würden, um sie als Wiederholungstäter am nächsten Tag dem Haftrichter vorzuführen. Sie haben den Bullen die Geschichte mit Kalli nicht stecken können, wo die doch immer gleich alles aufblasen: Freiheitsberaubung, Geiselnahme und was nicht noch.
Die Story mit dem Denkzettel hätten sie ihnen nie und nimmer abgekauft. Am nächsten Tag sind sie dann gleich runter in den Keller. Aber da hat Kalli schon leblos in den Handschellen gehangen. Sie haben ihn losgekettet und versucht, ihn wieder lebendig zu machen. Ist aber alles zwecklos gewesen. Kalli ist schon mausetot gewesen. Da ist ihnen nicht anderes übrig geblieben, als ihn in eine Decke zu wickeln und abends im Auto in ein Waldstück zu schaffen.
Es hat ihnen echt leid getan. Kalli ist kein schlechter Kumpel gewesen, nur hat er ´nen Webfehler in seinem Charakter gehabt. Er hat nichts für sich behalten können. Dumm gelaufen eben. Weil Manni und Toby ihm eh nicht mehr haben helfen können, haben sie ab jetzt vor allem an die eigene Haut denken müssen.
Aber sie haben nicht die geringste Chance gehabt, sie noch zu retten. Eine schnell gebildete Sondergruppe hat den Fall an einem Tag aufgeklärt. Toby und Manni haben noch viel zu lernen, wenn sie was werden wollen in ihrem Revier.
Sie haben eindeutige Spuren hinterlassen: im Keller, im Auto, in ihren Buden. Und sie haben auch nicht darauf geachtet, ob es Zeugen gegeben hat. Und ob es die gegeben hat. Und die Schweine haben nur darauf gewartet, Toby und Manni einen Denkzettel zu verpassen. Sogar den Einzahlungsbeleg für die Handschellen hat die Hausdurchsuchung ans Tageslicht befördert. Mannomann, das hätten Toby und Manni alles wissen müssen. Auch, dass Kalli Diabetiker gewesen ist, der ohne seine Spritze schon nach wenigen Stunden schlapp gemacht hat.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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