Meine Bergmannsjahre (neunter Teil)
Nachdem die hölzerne Kübelführung eingebaut worden war, teuften wir die restlichen 15 Meter in Ruhe ab. Die Arbeiten im Schacht waren immer gefährlich und man konnte nie vorsichtig genug sein. Während der Maurerarbeiten hatte man einem alten Bergmann kurz vor dem Rentenalter die Aufsicht über die Schachtklappen gegeben seit sich die Sache mit mir dort ereignet hatte. Man erinnerte sich an das Berggesetz, dass bei Schachtarbeiten immer jemand oben am Schacht sein müsse, um die Klappen auf und zu zu machen, und die Signale zu betätigen. Über ein quadratisches Loch zwischen den Klappen, durch das das Förderkabel lief, hatte der alte Kumpel vorsichtshalber einen Backstein gelegt, damit nichts herunterfallen konnte. Gut und schön gedacht, aber einmal vergaß er beim aufmachen der Klappen den Stein wegzunehmen, und weil alles nun einmal nach unten fällt, kam der Stein auf uns beim Mauern herunter und streifte einen Bergschüler am Kopf. Der Schlafnerv des armen Kerls war beschädigt. Er konnte viele Tage nicht schlafen.
Wir waren froh, als die schwere und nicht ungefährliche Schachtarbeit ein Ende gefunden hatte. Wir hatten nicht viel verdient, und ich hoffte auf den Erzabbau zurückkehren zu können. Das war ein Trugschluss. Aufbrüche und Strecken folgten und wenn man für den aufgefahrenen Meter bezahlt wird, dann war es im Rammelsberg unmöglich, gute Verdienste zu erzielen.
Als Bergmann hatte ich alle Phasen im Erzbergbau erlernt. Ich war dafür bekannt, dass ich selbständig arbeiten und denken konnte. Ich war reif für eine Beförderung. Für zwei Wochen sass ich mit einigen Kameraden im Klassenzimmer und wurde über Arbeiten belehrt, die ich eigentlich schon alle gemacht hatte. Die Handhabung von Sprengstoffen war das Hauptthema, da man als Schießhauer nun täglich mit Sprengstoffen arbeiten musste. Darüber musste sogar Buch geführt, und der Verbrauch eingetragen werden. Bei Inspektionen musste Patronen- und Zünderzahl immer mit dem Buch übereinstimmen. Nach bestandener Prüfung bekamen wir die Hauerbriefe und in der Grube die Büchse, in der Sprengstoff aufbewahrt werden musste. Am Arbeitsort stand eine Holzkiste, um die Büchse einzuschließen. Man hielt mich auch für geeignet, dem Grubenrettungsdienst beizutreten. Es war eine besondere Ehrung für mich, da diese etwa 20 Mann starke Einheit nur aus erfahrenen Hauern bestand.
Als Belohnung für die bestandene Prüfung hatte das Werk eine Busfahrt organisiert.
Die frischgebackenen Hauer sollten ein Salzbergwerk in Wunsdorf in der Nähe von Hannover besichtigen. In dem Werk passierte jedoch einige Wochen später ein Unglück, das wiederum aufzeigte, dass Berggesetze dafür da sind, beachtet zu werden. Wir erhielten in der Kantine ein gutes Essen und dann wurden Anzüge und Grubenhelme ausgegeben und runter ging es ins Salz. Wir fanden die Arbeitsmethoden interessant, da sie sich sehr vom Rammelsberg unterschieden. Wir lernten, dass es der Gesundheit sehr zuträglich sei im Salz zu arbeiten. Über das angekündigte Unglück berichte ich im nächsten Teil.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.09.2010.
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