Nicolas Gelis

The Sands of the Forgotten

The Sands of the Forgotten

 

Wo Empathie mehr wiegt,

Als Wissen,

Ging sehen,

Durch Glauben verloren.“

 

Der Strand

 

Faszinierend! Einfach unglaublich! Ein Ereignis wie dieses, das nur in tausenden von Jahren passiert, mitanzusehen!“ Der Kameramann hält auf den in kurzer beiger Hose und weißem Hemd bekleidetet Reporter. Es war angehende Nacht und das violett und purpurn des vergangenen Tages hing am Ende des Horizonts, geteilt von der unendlich weiten, spiegelnden Wasserfläche. Die Wolken absorbierten das letzte Licht der Sonne in einem illuminierenden Orangerot. Warme Böen kamen vom Meer geströmt und beförderte in einer unaufhörlicher Wanderung kleine Sandkörner, die angenehm gegen die Beine der Besucher rieselten. Im Magenta und Orchidee dunkel peitschten die Wellen über den Strand, sodass der Saum sich silbern und glitzernd im Karamellsand verfing. Von den Dünen aus, waren unmittelbar am Strand die luxuriösen, sonderlichen architektonischen Häuser der hier Zugezogenen zu sehen, dessen gewaltige Fenster das Farbspektakel reflektierten. Ein düsterer Schein ging von ihren dunklen Umrissen aus. In der Szenerie stand ein älterer Herr, gekleidet in einer Flachs Hose, einem königsblauen, gestrickten Pullover und einer Large-Bent-Pfeife neben dem Liveteam. Er zog und die Glut zischte bei jeder Böe Kamin rot auf. Die lichtgraue Asche flog an seinem ledrigen aufgehellten Gesicht vorbei. Der Reporter geht auf ihn zu:

Nun, was halten sie von diesem ultimativem Ereignis?“, und hält ihm das Mikrofon hin. Der Alte klopft seine Pfeife aus. Sein Gesicht ist voller Zweifel. Ohne sich zum Mikro zu drehen antwortet er dem Meer zugewendet: „Eych hab sohwahs in moinen 50 Jahren auf uhnd anner sey net erleybt. Guckt ma di Möwen da, wi di kraischen. Ganz wild. Is dat normal? Ich glaub net. Sohwas machen di eygentlich nuhr, wenns streit um wat zu essen am strahnd gibbt, aber dat is ja noch jarnix. Da frach ich mich scho, wat di haben.“

Die Kamera schwenkt in den Himmel, wo die Möwen miteinander Kämpfen. Nur zerrissene Kreische sind wegen des starken Windes hörbar, als würde man sich die Ohren auf und zu halten.

Das Bild fängt wieder den Reporter ein, umgeben von einem perfekten Panorama „Was das Forschungsschiff Planet vor 2 Wochen vorausgesagt hat, trifft nun in wenigen Minuten ein. Die über Tausende von Jahren lange Wanderung der Adlerkrebse, einer Nebengruppe der Pfeilschwanzkrebse, die vor ca. 2 Wochen, am 24. September 2012 entdeckt und nach dem Forscher Dr. Henry Adler benannt wurden, nimmt ein Ende. Doch erst einmal gebe ich zurück ins Studio.“ Die Kamera senkt sich. Der Kameramann geht auf den Reporter zu, „Du Fred, ich hab ein ungutes Gefühl.“ „Warte mal ich bekomme gerade neue Instruktionen rein.“ Der Reporter wendet sich mit der Gestik einer flachen Hand ab, während er mit der anderen versucht dem Mann im Ohr vor dem Wind zu schützen. Zwei bestätigende Ja´s und eine weitere Handbewegung fördern den Kameramann an seine alte Position, die er mit einer schönen Muschel markiert hat. „Es scheint wegen technischer Probleme leider jeglicher Kontakt zur Planet unmöglich zu sein, weswegen wir hier unser Programm fortführen. Die Krebse wurden zufällig von einem Ultrasonar am Freitag den 16ten September entdeckt, als sie aus sehr tiefen Gewässern auftauchten. Diese Krebse müssen ein unglaubliches Druckverhältnis haben und die Möglichkeit, über einen unglaublich langen Zeitraum zu überleben, wodurch sie unverhältnismäßig alt sind und wohl schon zur Zeit der Dinosaurier aktiv waren, was besonders die Forscher in der Nautik und der Biologie interessieren wird.“ Die Kamera schwenkt von ihm ab und zeigt die Küste. „Hey!“ Schwarze Objekte krabbeln in Zeitlupe aus dem Wasser. Groß wie Steine. Ihre Panzer sehen wie feiner dunkler, schiefergrauer, geschliffener Diamant aus. „Wie sie sehen beginnt es nun! Die Krebse werden höchstwahrscheinlich gleich anfangen ihre Eier im Sand zu vergraben. Und das nach tausenden von Jahren!“ Die ersten Möwen greifen die Krebse an. Wutentbrannte Kreische sind zu vernehmen. „Für Möwen ist so etwas natürlich ein Festmahl. Das ist bei so einer uralten Spezies natürlich grausam, aber vor allem ist es kein schöner Geruch.“ Fügt der Reporter nasal hinzu. Der alte Mann geht an der Kamera vorbei. „Deyse verdämmten Moyven!“ Er läuft auf das Geschehen zu. „Was zur Hölle...?“ Durch den näheren Zoom auf den alten Mann wird erkennbar, dass sich etwas aus den Krebsen entfaltet. Aus ihnen kommen zwei lange dünne Scherenarme. „Unglaublich...“ Die Krabben schnappen nach den Möwen und zerreißen sie. Ein ungerechter Kampf hat begonnen. Eine Möwe steht mit blutende abgetrennten Bein da und wird im nächsten Moment von einer Schere gepackt und in zwei geteilt. Unangepasst und mit dem Instinkt eingestellt, greifen die Möwen weiter an, bis auch die Letzte zerstückelt am Boden liegt.

Langsam machen sich die Krabben über die toten, blutigen Leiber her. Die Scheren scheinen zu winken. Die Kamera zoomt weiter heran. Die Bildqualität sinkt, trotzdem ist dort blütenfeiner gelblicher Staub zu erkennen, der sich mit dem auflandigen Wind verbreitet. Der alte Mann steht angestarrt da. Langsam dreht er sich um und geht auf die Kameramann zu. „Ey, gehen sie aus dem Bild!“, schreit dieser. Der Fleck des Mannes wird schnell größer. „Ich hab gesagt sie sollen aus dem Bild verschwinden.“ Der auflandige Wind lässt den Ruf unvernommen, während der Körper des alten Mannes wieder Gestalt annimmt. „Sagen Sie mal hören Sie schlecht?!“, der alte Mann steht vor ihm, er sieht irgendwie nicht mehr ganz gesund aus. Die Kamera schwenkt nach unten. Fetzen einer Diskussion sind noch zu vernehmen, dann geht die Kamera aus.

 

 

Die Tankstelle

 

Wie es scheint, haben wir Probleme bei der Übertragung. Kommen wir nun zum Wetter. Claudia.“

Danke, Anett. Auch in dieser Woche halten die Temperaturen an. Selbst jetzt im September können wir von 35 Grad sprechen, eine Klimakatastrophe ist wohl jetzt nicht mehr auszuschließen...“

Chris starrt einen letzten verstohlenen Blick auf den Fernseher der Bar, dann setzt er sein Bier an und leert es. Er fällt mit den armen zurück auf die Ablage der Bar, den Kopf abgelegt auf seinen Armen. Seine hellblonden Haare fallen auf den Tresen, während das Fernseherlicht diese umkränzen. Er ist besorgt und ihm ist heiß. In der alten Seemannsbar sind außer ihm nur der Wirt und sein Freund Mike. Um diese Uhrzeit und innerhalb der Woche ist es ruhig. Hätten sie nicht Urlaub wäre der Laden vermutlich schon zu. Alles ist weitestgehend aus Holz, überall steht Krimskrams rum, das an Meer, Fische und Boote erinnert, um ein authentisches Gefühl für die See zu erzeugen. Chris dreht seinen dünnen Körper auf dem Hocker zu Mike, der sich zum Einlochen der letzten Kugel auf dem Billardtisch in Position begibt. Der Lichtkegel über seinen dunklen Haaren überschattet die Augen. Rauch qualmt über der Kippe in seinem Mund. Gradlinig schwingt er den Cue nach hinten und vorne. Es klackt und die Kugel ist im Loch verschwunden. Graziös bewegt er seinen gut gebauten Körper vom Tisch, betont von einem enganliegenden schwarzen Hemd und seiner Bluejeans und setzt sich neben Chris. „Ich weiß gar nicht was die haben. Von mir aus könnte es das ganze Jahr 35 Grad warm sein.“ „Sag mal Mike, das ist jetzt schon das dritte Jahr in Folge das wir so einen krassen Sommer haben und ich find es langsam beängstigend, noch im September im Meer schwimmen zu gehen.“ „Hm“, er schnauft. Mit seiner coolen, lässigen Art dreht er sich zur Seite, schnalzt einmal, „Ich halte es für normal. So ist die Welt eben. Ich kann es einfach nur genießen.“ Die Tür springt auf. Alle drei Personen erschrecken und drehen sich nach hinten um. „Jungs, der Wagen ist fertig. Wir können.“

 

Sag mal, musst du eigentlich immer überall rein platzen?“, regt sich Chris auf. Joshua grinst. Der kleine Ghanese führt die zwei neben die Tankstelle, zu ihrem Buggy. Der VW steht vor der Waschanlage, unmittelbar von den Tanksäulen entfernt. Neben ihm ist der Mechaniker den sie extra vom ADAC um diese Uhrzeit bestellt hatten. Gute zwei Stunden waren seit dem vergangen und sie wollten schon längst wieder unterwegs sein. Ungeduld machte sich dementsprechend breit. „Nächstes Mal gibt ihr einfach weniger Gas und versucht es nicht selber, ok?“ Der Mechaniker guckt finster drein. „Was war denn jetzt los?“, fragt Mike. Jetzt kommen die Fachmänner. Auch Josh bleibt als Wagenhalter gehörig stehen. Nachdem Mike eine Stunde lang erfolglos selbst am Buggy rumgewerkelt hatte, wollte er nun, wie er so ist, eine explizite Lösung wissen. Chris macht kehrt und geht zum Nachtschalter der Tankstelle. „Einen Sixer Becks null fünf, bitte.“ Motorgeräusche und lautes Gelächter stößt in die Nacht. Chris dreht den Kopf herum, während er noch im Portemonnaie nach Geld kramt. Ein schwarzer Mecedes Cabrio fährt auf die Tanke zu. Erst im hellen Lichtkegel der Tankstelle werden die fünf Personen sichtbar. Einer von ihnen steht im fahrenden Wagen. Alle lachen und kreischen. Der Stehende sieht aus wie Dr. Frank-N-Furter. Die anderen sehen aus wie Mitglieder von Kiss. Das Auto hält mit einer Vollbremsung. „Was für verrückte Freaks. Manchmal hasse ich den Nachtdienst“, grummelt die Kassiererin, als sie Chris das Bier durch die Klappe der Ausgabe reicht. Der im Fahrzeug Stehende kommt aus dem Auto gesprungen und auf die beiden zu. Er ist groß und die enge schwarze Lackhose betont dabei seinen stylishen Gang. „2 Flaschen ihren besten Vodkas bitte, gnädige Maid!“ Sofort verschwindet sie im Hintergrund. Er stützt sich mit dem Ellbogen auf und dreht sich zu Chris. Mit seinen schwarzen hochgestylten Haaren, dem weiß geschminkten Gesicht, den schwarzen Kajal um die Augen und den großen schwarzen Lippen grinst er ihn an: „Na Kleiner, haste Heut schon was vor? Ich geh nämlich mit den zwei hübschen Ladys da im Wagen und meinen Freunden heut n kleinen Gangbang starten.“ Er zeigt mit dem Daumen nach hinten, „und wenn du willst kannst du zu meinen Freunden gehören.“ Das Grinsen verbiegt sich abnormal und endet in einem tiefen Gelächter. Chris guckt zum Wagen. Einer tankt gerade. Eine halbnackte Emopunkerin und eine Brünette sind auf den Rücksitz und machen miteinander rum. „Ne, lass mal, ich hab schon was vor.“ Der große Frank-N-Furter beugt sich zu Chris herunter und stemmt die Fäuste auf die Taille „O nein, sind wir etwa verliebt? Hast du ne Freundin die du nicht verlieren willst? O Gucci, Gucci Gu!“ „Willst du ein paar auf die Fresse, du Pussy!?“ mit erhobener Faust taucht Mike hinter Chris auf. „O, ich verstehe.“ Frank-N-Furter winkt homosexuell mit der Hand ab. Aus dem Cabrio versucht das brünette Mädchen auszusteigen, fällt über einen der Insassen und schafft es gerade so ohne Blessuren auf den Boden und zum Schalter zu torkeln. „Den Schlüssel zur Toilette bitte“, fragt sie kraftlos, erblasst und hält sich im nächsten Moment die Hand vor den Mund. Mit einer Hand stemmt sie sich an der Glasfront ab. Sie würgt, ihre Augen weiten sich, aber zum Glück würgt sie gerade noch runter. Eigentlich ein schönes Mädchen. Gebeugt nimmt sie den Schlüssel aus der Annahme. „Scheiß Krabben.“, flucht sie im vorbeigehen. „Was Habt ihr denn mit der gemacht?“ Der Emo guckt Mike an, „Gar nichts“, wirft er unschuldig die Hände in die Luft, „Die haben wir so vom Strand auf gegabelt und wollten sie nach Hause fahren.“ Er zwinkert, „Man sieht sich immer zweimal im Leben“, bezahlt seinen Wodka und geht. Aus dem Cabrio dröhnt Wheres your head at und Gelächter. Alle schenken sich in weißen Plastikbechern den neuerworbenen Wodka ein.

Was wollte die Schwuchtel denn?!“ fragt Mike, während Chris dem jetzt mit Sommersprossen übersehenen Mädchen hinterher guckt, dass von der Toiletten kommt, den Schlüssel abgibt und zum Cabrio zurück torkelt. „Mir unmoralische Angebote machen.“, antwortet er Mike mit einem lächeln.

Josh komplementiert das Trio. „So hab dem Heini n ordentliches Trinkgeld gegeben, damit er nochmal kommt, falls was ist, also können wir jetzt los und Fabienne abholen.“ Er grinst. „Aber vorher muss ich noch ordentlich einen abseilen, sonst furz ich während der ganzen Fahrt und wisst was danach kommt.“, grinst er breit. Aus dem Schalter kommt wie mit Wunderhand der Schlüssel von der Kassiererin, die zugehört hat.

 

 

Die Fahrt

 

Chris drückt den Knopf für weiteres suchen. Die blauen Zahlen des Hightech Pioneer Audiosystems zählen die Frequenzen ab. Obwohl der Buggy mit allen erdenklichen Accessoires und Gimmicks ausgestattet ist, braucht das Radio Jahre um einen vernünftigen Sender zu finden. Zum trotz der schlechten Signalstärke auf der Insel bleiben die Zahlen stehen. Hit me baby one more time, dröhnt es aus den hochwertigen Boxensystem. „Scheiß Pop!“ Chris muss bei Mikes genervten Ausdruck lachen. „Jetzt mach verdammt nochmal was Vernünftiges an, sonst kotz ich gleich!“ Chris drückt auf den Suchlaufauslöser. Fabienne löst ihren Mund von Joshs. „Hey, das war doch gut!“, ertönt ihre mädchenhaft Stimme. „Frauen...“, schnaubt Mike. Josh zieht Fabienne zurück und sie verfällt sogleich auf dem Rücksitz wieder in Zungenarbeiten und massives Petting mit ihm. „Ich frag mich wann ihre beiden Freundinnen kommen.“ Chris guckt in die endlose Nacht hinaus, seinen Hände hinterm Kopf auf der Kopflehene abstützend. Es ist stockdüster, egal wo er hinschaut. Selbst die Wohnhäuser in der nähe der Straße sind nicht zu erkennen. Was man mit dem Nebelscheinwerfer deutlich vor sich hertreiben sieht als Straße nehmen die beiden Lichtkegel der Sicht in der restlichen Umgebung. „Eher frag ich mich ob keine Hässliche dabei ist“, Mike grinst. Sein breites spitzes lächeln erinnert an einen Filmbösewicht aus den Stummfilmzeiten. „Aber die kannst du ja dann haben, ich fahr ja schon das Auto.“ „Erstens, hab ich keinen Führerschein und zweitens stell ich uns die Räumlichkeiten. Alter geiler Ochse!“ „Ey, du kannst ja endlich mal einen machen, nur weil du angst hast, sie könnten herauskriegen das du kiffst. Außerdem gehört das Haus noch immer deinen Eltern, also stell dich nicht so an. Am Ende zählt eh, wer auf wen fährt und da ist für mich Matchpoint. “ Mikes Gesicht erhellt sich. Seine Augen werden schlitze. Er kichert. Die Zahlen des Radios laufen weiter. „Komm schon, komm schon. Dreh das Rad, dreh das Rad, mach mich reich mach, mich reich!“ Tatsächlich bleibt der Zähler stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde sind alle gespannt, was ertönen wird. Uptown Girl, she´s been living...Oldies. Absolut ernüchternd. Mike dreht seinen Kopf zu Chris und hat die Mimik eines Psychopathen, bei dem Chris lachen muss. Seine Haare flattern im Wind, nur betont von dem zurückfallenden Licht der Straße. „Jetzt mach endlichen diesen Scheiß aus!“

In einem Sekundenbruchteil nimmt durch eine Reflektion der Scheinwerfer seines Kopfes an Helligkeit zu.

Ein lauter Knall. Mike tritt auf die Pedale, legt eine Vollbremsung hin. Ein leises Stöhnen, schnelle Schritte, als würde ein Schatten am Auto vorbei laufen. Chris und Mike gucken sich erschrocken an, dann drehen sich beide zu Josh und Fabienne um. Zum Glück lagen sie auf den Rücksitzen und sind gegen die Vordersitze geknallt. Beide reiben sich ihre Köpfe. „Man Jungs, was macht ihr?“, stöhnt Josh. Mike guckt wieder nach vorne, sein Blick leer, seine Hände fest an dem Lenkrad. „Ich hab was angefahren.“, gibt er ausdruckslos von sich. Nach dem Satz löst er sich in schnellen Zügen vom Gurt, steigt aus und geht vor die Haube. Er hockt sich hin. Erst fassungslos streicht er über die Haube, dann kommt er zur Besinnung. „Verdammt, alles voller Blut.“ Chris steigt aus und stellt sich neben ihn. „Was zum Teufel war das?“ Mit den Fäusten auf die Taille gestemmt dreht er sich im Kreis. Die Nacht bleibt schwarz, nur die Umrisse der Dünen sind zu erkennen. Josh geht ums Auto herum, dann etwas weiter vor das Auto. „Egal was es war, es ist weg.“ Mit Fabienne stehen nun alle vier auf der Straße, aber weit und breit ist nichts zu sehen. „Man, welches Tier kann das bloß gewesen sein?“ Chris guckt Mike an. „Das ist ne Insel, hier gibt es keine Tiere.“ „Man scheiße, guck dir die Delle an. Der Wagen war nagelneu.“ Josh hält sich die Hände vor dem Kopf. „Man ich kann doch auch nichts dafür. Die Hitze macht mich fertig und es ist stockdüster. Wer oder was es auch war, ich hab´s nicht gesehen.“ Chris geht zu Josh. „Wegen der Sache hier, da kann auch der Sicherheitsdienst helfen. Bei Personenschaden können die mit Scheinwerfern alles absuchen. Ruf da mal an, da ist immer jemand.“ Josh nickt. Er weiß es, schließlich wohnt er auch hier. Er zückt sein Handy und wählt. Mike sieht verzweifelt aus. „Man Chris! Wenns n Typ gewesen wär, dann würd der doch jetzt hier noch liegen!“ Josh dreht sich zu Chris um. „Da geht keiner ran.“ „Hm, komisch.“ Chris versucht es von seinem Handy. Eigentlich hat die Wohngemeinschaft einen eigenen Sicherheitsdienst für die gesamte Gegend. Bei den Lebensstandards auf der Insel etwas völlig normales. Es klingelt, aber keiner nimmt ab. Josh, Fabienne und Mike steigen wieder ins Auto ein, während Chris mit dem Handy am Ohr stehenbleibt. „Chris, es hat keinen Sinn, versuch es später nochmal. Ich glaub Mike hat recht, wär es ein Mensch dann wär der hier.“ Chris steckt das Handy weg, geht an die Beifahrertür und steigt ein. Mike Atmet tief ein und wieder aus und startet den Motor. Es brummt.

Achso, CD´s mit Elektro un so sind im Handschuhfach.“ Mike dreht sich verärgert zu Josh um. „Alter, hättest du das nicht mal früher sagen können!?“

 

 

Das Ferienhaus

 

Mike parkt den Buggy unter dem Carport. Mit dem auslassen des Motors geht auch das Licht aus und mit angewöhnen an die Dunkelheit ist mehr und mehr vom Haus zu erkennen. Keine Laterne ziert hier mehr die Straße, nur von weiten sind die Lichter anderer Häuser zu erkennen, da selbst das Haus von Chris Eltern abgelegen ist. „Wir hätten doch zu Josh gehen sollen, ich finds hier ziemlich gruselig.“, beschwert sich Fabienne. „Dann und wann muss jemand mal in das Haus, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist, außerdem ist es schön hier und wir haben einen ganzen Strandabschnitt für uns alleine“, rechtfertigt sich Chris im vorbeigehen, nachdem er aus dem Kofferraum seine Reisekoffer geholt hat. Vor der klotzigen Holztür mit Karofenster des kolossalen Hauses klopft Chris seine Hose nach dem Schlüssel ab. Er bringt etwas kleines zutage, auf das er drückt. Die Diode der Signalleuchte am Türknauf leuchtet einmal rot auf, es macht klick und die Tür fällt auf. „Trautes Heim, Glück allein.“ Chris tritt in ein und macht Licht. Mike mit Gepäck und Josh mit Fabienne im Arm folgen. „Nich schlecht.“ Mike ist sichtlich erstaunt. Chris lässt die Koffer stehen und führt die anderen von der am Flur angrenzenden Küche zum riesigen Wohnzimmer, mit Panoramablick aufs Meer. „Hier lässts sichs leben.“ Chris geht in den hinteren Teil. „Links geht’s zum Gästeklo rechts wieder in den Flur.“ Chris öffnet die recht Holztür und macht das Licht an. „Vom Flur geht es über die Treppe nach oben in den zweiten und dritten Stock. Ganz oben schlafen die beiden und im ersten Stock wir. Auf der rechten Seite und linken Seite ist ein Zimmer, such dir eines aus.“ Mike nickt und geht mit seinem Gepäck die Treppe rauf Richtung Zimmer. Chris geht zurück ins noch dunkle Wohnzimmer, von dem man aus im Panoramafenster den Strand und das Meer im Hintergrund der untergehenden Sonne sehen kann. Josh und Fabienne stehen verträumt davor. „Und?“ Josh dreht sich zu Chris. Er sieht etwas blass aus. „Hat sich ja einiges verändert.“ „Ja, das kommt, weil mein Vater immer mit der neueste Technik mithalten wollte, wenn er herkommt. Guck mal an die Wand. Da ist jetzt ein organischer 3D Leuchtstofffehrnseher eingebaut. Den haben wir noch bis jetzt noch nicht einmal zuhause!“ Chris grinst verschmitzt. Er sieht aus dem Fenster. Am Strand laufen noch Leute herum. Während den Ferien ist meistens noch Strandparty.

Was ist denn jetzt mit deinen Freundinnen?“ Fabienne holt ihr iPhone aus ihrer kleinen D&G Tasche und guckt kurz darauf. „Eigentlich sollte Beatrice´s Vater die beiden schon längst hier abgesetzt haben.“ Mit einem Daumenwisch entsperrt sie und wählt. Es klingelt. Und klingelt. „Hm, normalerweise geht sie gleich ran. Vielleicht spinnt ja das Handynetz, den Sicherheitsdienst habt ihr ja auch nicht erreicht.“ Josh grinst, „Nein mein Schatz, wenn es klingelt, dann geht es auch, oder?“, während er fragend zu Chris blickt. Chris überlegt kurz, verschwindet und kommt mit dem Kabellosen Tefefon wieder. „Damit muss es gehen, es ist ne Standleitung. Fabienne versucht es auf verschiedenen Nummern, doch niemand geht ran. „Und was nun?“

Machen wir uns halt einen schönen Abend zu viert. Morgen ist ja auch noch ein Tag.“, Chris lächelt. „Und wir haben einen geilen Fernseher.“ Josh Stimme klingt gefährlich tief, als sei er von einem Moment zum nächsten Krank geworden. „Ein Abend ohne Frauen, ist ein verlorener Abend!“ ruft Mike aus der Küche. Er kommt mit einem eiskalten Bier zu ihnen. „Aber mit diesem Fastfreezer lässt es sich gerade so überleben!“ Alle verfallen in ein gemeinsames Gelächter.

Der Abend

 

Nachdem sie die neuesten Blockbuster in 3D gesehen haben, macht Chris den Kamin an und Fabienne einige Kerzen. Sie rauchen, kiffen und trinken Bier, erzählen sich ihre Geschichten und machen das Beste aus dem Abend. Chris guckt immer wieder zu Josh rüber der mittlerweile sehr aggressiv aussieht und an dem Schweiß hinunter tropft. „ Alles okay mit dir?“ Josh lächelt, „Ja klar, wieso?“ Seine Stimme ist noch tiefer als vorher. Fabienne löst sich etwas kraftvoller aus seiner Umarmung. „Chris hat recht, du hörst dich wirklich krank an! Außerdem riecht dein Schweiß!“ Josh guckt in die Runde, guckt hin und her. „Nein! Mir geht’s gut, ich fühle mich sogar super. Wer hat Lust schwimmen zu gehen. Ich hab riesige Lust zum Meer zu gehen!“ Das Grinsen wirkt übertrieben aufgesetzt. Mike lehnt sich vor. „Josh, es ist 3 Uhr Morgens. Wir sind glaub ich alle müde und das einzige wo ich mich jetzt noch in die Horizontale begebe ist mein Bett!“ Er steht auf. „Gut Nacht.“, und geht. „Naja, dann werde ich auch mal. Was ist mit euch?“ Fabienne und Josh sehen sich an und wieder zu Chris. Fabienne antwortet neckisch: „Wir bleiben noch ein wenig.“ „Aber bitte, macht weg was ihr produziert.“ Chris geht die Treppe hinauf, öffnet die Tür zu seinem Zimmer und lässt sich auf sein Bett fallen. Er ist frustriert. Was würde er dafür tun mit Josh tauschen zu können. Er würde sie besser behandeln, denkt er. Obwohl seine Eltern übermäßig viel Geld verdienen und er gut aussieht, findet er einfach keine Freundin. Er ist klein und hat einfach nicht das gewisse etwas. Nur Lucy war die einzige die es länger mit ihm ausgehalten hat. Und sie hat ihn wegen des Geldes verlassen. Sie kam aus armen Verhältnissen und er dachte er könne ihr eine völlig neue Welt offenbaren, aber nach dem anfänglichen Märchen lief nach der ersten Diskussion zwischen ihr und seinen Eltern alles schief. Seine Eltern waren empört über die Vorwürfe seiner Freundin. Als „Reiche“ hätte man keinen Bezug mehr zur Realität, rief sie nach einer erneuten langen Diskussion beim Abendessen, schmiss alles hin und ging. Und er? Er ging ihr nicht nach. Obwohl seine Eltern wieder alles besser wissen mussten und Sturköpfe ohne gleichen waren, hielt er zu ihnen. Blut ist nun mal dicker als Wasser, besonders wenn es vom goldenen Fett genährt ist. Er rief sie Abends an. Was willst du? Sagen, dass es mir leid tut. Und wird sich dadruch was ändern? Ich weiss... . Nein! Haben du und deine Eltern jemals in die Welt hinaus geschaut, oder sich für irgendetwas anderes interessiert, außer ihrem eigenen Leben, Chris? Willst du mir wirklich sagen, alle die arm sind, sind faul und nur wer sein Leben aufgibt für eine Kampagne oder eine Firma hat etwas erreicht? Nur wer sein Inneres umkrempelt und Egomane ist, wessen Gefühle kalt sind, wer das Gute in sich tötet, ja der hat es zu was gebracht? Ich hatte Anfangs Vorurteile und du warst trotzdem so nett zu mir, aber weisst du was das schlimmste ist? Das sich meine Vorurteile bestätigt haben! Aber meine Eltern sind so! was hätt ich denn tun sollen? Öffne einmal in deinem Leben deine Augen, Chris und hör auf dein Herz und nicht darauf was deine Eltern sagen. Guck einmal im Internet, was nicht den Glaubenssätzen deiner Familie entspricht, oder hör einmal im Radio Nachrichten, dann würde sich schon was ändern!

Chris lag im Bett und heulte. Sie hatte mit allem recht. Ganz tief im Herzen wusste er das alles, so wie es war, nicht richtig war. Die ganze Lebensart der Bourgeoise war falsch und nun war im dunkler Herzen dieser. Er griff nach seiner Tasche und holte sein mit dem Haus über Bluetooth ins Internet verbundenen Mp3-Mediaplayer aus der Tasche und seine Sennheiszer Kopfhörer. Da kaum ein Radiosendern ging, ging er ins Internet. Lucy hörte immer Deutschlandfunk. Die einzigen die Programm ohne Hintergrund machen.

Er schaltet ein und eine Frauenstimme in heller Aufregung ertönt: „Nein, wir haben immer noch keinen Kontakt. Unsere letzte Info war, das die Menschen wie tollwütige aufeinander losgehen. Der gesamte verkehr in der Innenstadt scheint lahmgelegt!“ „Und gibt es Sicherheit darüber, dass die Krebse mit involviert sind?“ „Das kann bislang keiner bestätigen. Aber man geht davon aus, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Planet und dem Vorfall des RTL-Reporters geben muss.“ „Gehen sie bitte bei Seite.“ „Wie ich gerade höre wird die Absperrzone um den gesamten Bahnhof vergrößert. Die Reporter werden soeben alle nach Hinten gedrängt. Wahrscheinlich wird in den nächsten Stunden das Militär eintreffen und mit Schiffen übersetzen, nachdem auch der Zugverkehr ausgesetzt ist.“ „Vielen Dank, Katja Kees, wir hören uns wieder, sobald es neue Infos gibt.“ Die Moderatorin macht eine Pause, „Professor Svensgaard, sie sind Meeresbiologe und arbeiteten auf der Planet und hatten sogar Videokontakt, vor und während der Hubschrauber eingetroffen ist, was ist passiert?“ eine alte Männerstimme erklingt. „Es war grässlich. Den Videokontakt verloren wir Gestern. Der Kapitän rief uns an und schilderte, dass alle Krank und danach verrückt geworden seien und sich Gegenseitig angriffen. Dass es alles mit dem Krebs zusammenhängen würde, danach wurde er von hinten attackiert und wir verloren jeglichen Kontakt. Heute, um 19 Uhr traf unser Rettungshubschrauber ein, die Hälfte der Insassen wurde getötet, die andere konnte sich verschanzen.“ „Was halten sie von den Krebsen? Sind sie der Auslöser?“ „Ich kann mir das nur auf eine Weise erklären, die Krebse benutzen eine Art Virus, der Feinde in Tollwut versetzt und sie dadurch schützt. Vielleicht haben wir uns seit Jahren geirrt und der wahre Grund für die Auslöschung der Dinosaurier waren diese Krebse.“

Was denken sie über die Situation?“ „Ich hoffe ich habe unrecht und den Menschen geht es gut, ansonsten sollte jeder der dort ist sich in Sicherheit bringen und jeglichen Kontakt mit anderen Menschen vermeiden, denn ich kann nicht sagen, ob es eine Ansteckungsgefahr gibt.“

Chris nimmt seine Kopfhörer ab und guckt aus dem Fenster. „Ist doch alles normal?“ „Christian!“

Er stürmt aus seinem Zimmer und ins Wohnzimmer. An der Tür bleibt er stehen. Mike liegt auf dem Boden, auf ihm Josh den er festhält. Josh Augen sind gelblich. Er grunzt, windet seinen Kopf und versucht Mike zu beißen. Fabienne liegt völlig zerfleischt auf dem Sofa. Josh guckt Chris an, er spricht mit fauchender Lächeln: „Entschuldige, dass ich noch nicht wegmachen konnte, was ich produziert habe, Chris!“ Hilf mir, Chris!“, stöhnt Mike. Josh löst sich aus Mike´s Griff und dreht sich zu ihm um. Chris steht fassungslos da. Mike hält Josh mit den Händen an der Kehle zurück. „Chris, tu was.“ Fabienne steht mit einem mal auf. Ihre Gedärme hängen heraus, ihr Gesicht ist ein Apfel aus dem man ein gutes Stück heraus gebissen hat. „Hey Chris, bist du noch geil auf mich?“ Verdammt. Er tritt Josh von Mike, zieht ihn am Arm Hoch. „Komm mit!“ Fabienne und Josh gehen auf sie los. Mike und Chris rennen in den Keller und durch eine Tür. Chris drückt auf den roten Knopf, die Tür schließt. Chris macht das Licht an. „Hat er dich erwischt?“ „Nein. What the fuck?! Was ist mit denen los?“ „Ich hab grad Nachrichten gehört gehabt. Es ist ne Seuche.“ Mike lehnt sich an die Wand. Sie scheint wie aus Papier. Schläge gegen die Tür sind vernehmbar. Mike guckt zu Chris. „Dein Vater hatn verdammten Dojo im Keller?!“ „Kein Keller. Von hier kommt man noch an den Strand.“ Er zeigt auf die Glasfront zur rechten. „Lass uns die Schwerter vom Altar da hinten nehmen und dann hauen wir ab. Durch die andere Tür geht’s zur Garage!“ Das gepolter hört auf. „Ich glaub sie haben zugehört! Schnell!“ Mit Schwertern bepackt gehen sie durch die Tür. Ein klirren ist zu hören. Über die Treppe sind sie wieder im Carport. Mike rennt zum Buggy. „Nein! Lass uns den Wagen von meinem Vater nehmen!“ Chris drückt wieder auf den Knopf und das Auto öffnet sich. Mike rennt zur Fahrertür und steigt ein. „Aber wie?“ „Ja, dann ramm halt den Buggy weg!“ Mike guckt sich um. „Der Schlüssel!“ Chris drückt auf einen Knopf auf dem Start steht. Der Motor läuft. „Verdammte Technik!“ Sie rammen den Buggy und stehen auf der Straße. Rechts von ihnen ist Josh. Er schreit und läuft auf sie zu. Mike biegt nach hinten, richtet den Wagen aus und fährt auf Josh zu. Der Aufprall ist dumpf und Josh fliegt durch die Luft. Sie Stehen. Glück gehabt. Aus der Dunkelheit kommt ein Gestalt. Fabienne schlägt wie wild gegen die Fensterscheibe auf Mike´s Seite. „Fuck!“ Mike legt den Rückwärtsgang ein, macht einen U-turn, brettert über Josh und gibt Vollgas.

 

 

Der Spielplatz

 

Roger und seine Begleiter kommen an, wo er hin wollte. Der alte Spielplatz, auf dem er sein erstes Mal hatte, als er auf Klassenfahrt war. 13 war nicht zu Jung, schließlich war er seinem alter immer ein wenig voraus. Das Mädchen kam aus seinem Jahrgang, war einmal sitzengeblieben und nach einer Flasche geklauten Jim Bean musste das passieren, was zwischen zwei verliebten Teenagern passieren musste. Ihr tat es leid, ihm nicht. Und was wäre wenn sie schwanger ist? Das glaube er nicht und wenn schon, treibt sie halt ab. Was sollen ihre Eltern dazu sagen? Er wisse es nicht, er hätte nicht so uncoole Eltern. 3 Monate später war sie von der Schule gegangen und auf eine Mädcheninternat gekommen. Ja, sie war doch schwanger, aber Scheiß drauf, dann war er halt jetzt auf dem Spielplatz der Erzeugnis seines ersten ungeborenen.

Saskia ging mit Rolf und Willy zur Schaukel. Roger saß mit Marie auf einem Geländer der Rutsche, genau unter der es passiert war. „Und Franky, noch nicht zu viel getrunken?“, sie grinst. Ihr crimsonrot gefärbten Haare waren nach hinten gestriegelt. Ihr Gesicht war Blass. Überall hatte sie Piercings. Der Mund war Ebenholz schwarz und ihre Augen waren weiß, durch die Linsen die sie trug. „Ich kann immer.“, lacht er und nahm einen tiefen Schluck aus der Vodkaflasche. „Das will ich sehen“, grinst sie erneut und beugt sich vor ihn. Mit ihren Langen Fingernägeln macht sie seine Hose auf, holt sein Bestes heraus und nimmt ihn in den Mund. „Hier will wohl jemand Beetlejuice.“, lacht er und setzt erneut die Flasche an. „Yeah, baby!“ Hört man von der Schaukel. Marie dreht sich nach hinten um. „Sie scheint es den beiden gut zu besorgen.“ „Wenn man auf der Schaukel liegt, lässt es sich halt gut Schaukel, besonders von vorn und hinten.“ Er lacht. Erst im Nachhinein und ohne das Bestätigungslachen merkt er, wie platt sein Witz war. Marie macht weiter mit der Entspannungstherapie. Roger gibt ihr zu verstehen, sich aufzustellen. Er zieht ihr die Lackhose aus und hebt sie. Sie klammert sich um ihn und es geht los. Er kann sie nicht mehr halten. Sie bewegt sich zu heftig und beide fallen nach hinten über, genau an die Stelle seines ersten Males. Beide lachen und es geht weiter. Er ist kurz vorm kommen. Dann kommt Rolf. Wie ein schwarzer Schatten steht er da, wo kein Licht ihn anstrahlt. „Na, willst du mitmachen?“, grinst Marie nach hinten. Ohne zu antworten rammt er sie mit. „Oh, wow!“, gibt Marie erfreut von sich. „Oh fuck.“ Roger kommt. Rolf beugt sich nach vorne und grinst. „Was zum Teufel?“, Rolfs Augen glühen gelb. Spuckfäden zieren seinen offenen Mund. Mit einem Ruck beißt er zu.

Wir müssen halten! Du pennst ja gleich weg!“ „Nein man. Ich schaff das noch bis zum Bahnhof, von da aus können wir den Zug nehmen.“ „Ich hab doch gesagt, dass kein Zug mehr fährt! Wir müssen ein Schiff nehmen!“ „Aha und du hast ein Schiff, oder was? Wenn du kein Schlüssel für das Schiff hast, können wir damit auch nicht fahren! Auch mit deinem Zauberschlüssel nicht!“ Das war für Chris Argumentation genug. Mit einem Schiff würden sie es nicht schaffen, aber vielleicht war Mike´s Theorie gar nicht mal so falsch, einen Zug zu nehmen, der möglicherweise noch am Bahnhof stand und mit etwas Glück könnte man damit auch fahren. Das Auto macht einen schlenker. „Man, Mike!“ Mike schlägt wieder ein. „Schuldigung.“

Fahr da links rein.“ Als sie neben einem Gebüsch zum stehen kamen schauten sie sich um. „Ein Spielplatz?“, Mike schaut zu Chris an. Die Schaukel schwingte noch im Wind. „Lass uns etwas schlafen. Im Auto sind wir sicher und Morgen früh hauen wir von hier ab!“ Mit einem Knopfdruck gingen die Lehnen nach hinten. „Penn jetzt. Ich bleib noch wach.“ Mike schlief sofort ein. Chris legte das Schwert seines Vaters auf sich. Minuten später war auch er eingeschlafen. Ein Rockkonzert mit wenig Leuten. Einige schrien, aber es war noch gar keine Musik am laufen, doch dann kam ein dumpfes Klopfen. Eher kakofonisch, aber es erhöhte die Spannung. Welche Band würde er gleich sehen. Etwas brach. Ein Schrei. Es ging los.

Chris, hilf mir!“ Mike hielt sich Frank-N-Furter vom Leib. Von allen Seiten schlugen Menschen auf das Auto ein. Nicht mehr lang und die Scheiben würden brechen. Chris zog das Schwert und stach zu. Frank torkelte ein paar schritte nach hinten und hielt sich das penetrierte Gesicht. Im nächsten Moment drückte Mike auf Start und legte den Rückwärtsgang ein. Sie fuhren zahllose Menschen um, bis sie wieder auf der Straße waren. Mike fuhr sofort weiter. Hintern ihnen rannte die Meute, konnten aber nicht aufholen. Unzählige Menschen, die jetzt langsam von allen Seiten kam. Vor ihnen verschwamm in den Nebenscheinwerfern die Straße. „Woh!“ Ein Ruck ging durch das Auto. Mike musste herumstehenden Infizierten ausweichen. Nach einer halben Stunde erreichten sie die Stadt. Sie fuhren langsamer. „Was ist los?“, Chris war völlig aufgebracht. Mit zitternder Hand hielt er das Schwert umklammert. „Es ist zu still.“, flüsterte Mike. Sie fuhren an der Tankstelle der letzten Nacht vorbei, oder war es der gleiche Tag? Chris hatte kein Zeitgefühl mehr. Die Tür war eingeschlagen, am Fenster der Kassiererin klebte ein Schwall Blut. Die Bar von gegenüber brannte. Keine Infizierten. Eine Geisterstadt. „Wo sind die alle?“ Die Skepsis ging nun auch auf Chris über. Er sah sich so genau wie möglich um, sah aber nichts, doch umso mehr Kreuzungen sie überfuhren, umso mehr wurde Chris mulmig. Chris Augen weiteten sich. Er dachte erst der Boden würde sich bewegen, doch nun sah er es. „Krebse!“ Wie flinke kleine Spinnen krabbelten sie über den Boden. Der Wagen beschleunigte. „Wir müssen zum Bahnhof!“, sagte Mike verbissen und konzentrierte sich auf die Straße von überall Kamen Krebse die die Straßen überquerten. Einige hoben ihre scheren und fingen an damit zu winken. Pollen streuten durch die Luft. Durchs zerstörte Fenster Kamen die einige Pollen rein geflogen, aber beide hatten schon ihre Jacken über Mund und Nase gezogen. Der Fahrtwind beförderte die Gefahr schnell wieder davon. Nur noch einige Meter.

 

 

Der Bahnhof

 

Sie stiegen aus. Der schwarze Mercedes stand quer. Überall waren Beulen und Blut, aber der Wagen verlor trotzdem nicht seinen Stil. Von hier konnten si direkt zu den Gleisen gehen. Mike zündete sich eine Zigarette an und guckte in den Himmel. Der Himmel war gelblich-orange, die Wolken waren Marshmellow dick und saugten sich mit dem Licht der aufgehenden Sonne auf. „Welch ein aufregender Morgen.“ „Was ist los Mike?“ Mike schob den Ärmel seiner Cortjacke hoch. Er war gebissen. „Aber wann?“ „Frank-N-Furter.“ „Verdammt.“ „Los, gib mir dein Schwert.“ Chris warf es ihm rüber. Auf Gleis 3 stand wirklich ein Zug. Die Türen waren alle offen. Aus ihnen strahlte das typische helle Neonlicht, das die Morgenmuffel und Penner mit seiner Ungemütlichkeit wach halten oder vertreiben sollte. Wie Chris es hasste. Im Schein der aufgehenden Sonne auf der rechten und dem Neonlicht ging Chris das Gleis hinunter. Traurig guckte Mike ihm nach. Im Hintergrund waren die näher kommenden Schreie der Infizierten zu hören. Geschmeidig ließ Mike die Sayas der Schwerter fallen. Die linke spiegelte das kalte Neonlicht, die Rechte das vanillige Licht der Sonne. „Kommt her ihr fiesen Wichser!“, schrie Mike, die Luft zerreißend. Vögel stiegen in der Luft auf. Die ersten Krebszombies kamen über den Mercedes geklettert.

 

 

Das Cockpit

 

Die Schreie kamen näher. Chris hatte alle möglichen Knöpfe versucht. Als er den Hebel betätigt, leuchtet eine Alarmanzeige auf, die die Türen zeigte, aber kein Knopf zum schließen. Es war zu spät...

Näher. Es war einfach zu spät. Er schaut die vom Morgenlicht durchflutete erste Kabine durch, doch nichts zu sehen, außer Müllreste und ein Fahrrad. Dann sieht er es; ein kleiner Schlüssel baumelt über der Tür des Wagons. Er stürmt hin. Das Grunzen und Gekreische ist fast vor ihm. Er dreht den Schlüssel. Die Tür fällt zu. Infizierte Menschen schlagen gegen das Fenster der geschlossenen Tür. Er guckt ein wenig näher. Ist das auf der linken Fensterseite nicht Josh? Und da rechts Mike? Langsam trottet Chris wieder in die Kabine und betätigt den Hebel. Der Zug setzt sich quietschend in Bewegung.

Willkommen in der Deutschen Bundesbahn. Wir hoffen Sie hatten einen netten Aufenthalt auf Sylt. Unser Ziel ist Hamburg Altona. Nächster planmäßiger Halt ist Niebüll...“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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