Robert Klein

Angst

Angst

Angst ist ein Gefühl, dass wohl jeder kennt. Einige mögen es verleumden, um andere zu täuschen, doch täuschen sie sich eigentlich nur selbst. Angst begleitet uns im Leben, nicht immer spürbar aber doch allgegenwärtig. Wenn uns das Gefühl der Angst befällt müsste man sich fragen ob sie überhaupt berechtigt oder unberechtigt ist. Meist erfährt man die Antwort erst wenn die Angst vorbei, also die Situation vorüber ist. Segen oder Fluch? Oder eher beides? Vielleicht eine gesunde Mischung? Es gibt viele Situationen in denen man Angst empfindet, doch in dieser Geschichte geht es um eine einzige. Eine die viele Menschen Tag für Tag durchstehen. Die Angst zu später, dunkler Stunde alleine, schutzlos, mehr oder weniger wehrlos durch die Straßen zu laufen. Wohin man läuft, ist dabei eigentlich egal. Geht man irgendwo hin oder kehrt man gerade heim. Kommt man erschöpft von der Arbeit nach haus oder ist die geile Party von Kumpels gerade vorbei. Viele Möglichkeiten gäbe es hier zur Auswahl, doch sie spielen keine Rolle, denn das Endergebnis ist es, das zählt. Die Ausgeliefertheit. Ausgeliefertheit? Welche Ausgeliefertheit? Wem oder was sind wir überhaupt ausgeliefert? Man liest oft in der Zeitung oder sieht im Fernsehen, dass ein Passant von einer Gruppe Schläger verprügelt wurde. Mal ist Geld der Grund, mal einfach nur „Spaß“. In dem Moment in dem wir es hören können wir nur den Kopf schütteln, aber im Grunde ist es uns egal. Egal bis zu dem Zeitpunkt an dem wir wieder allein auf der Straße stehen. Mitten in der Nacht. Die Straßen sind leer. Was eigentlich gut wäre, denn wenn niemand da wäre, könnte uns auch niemand etwas tun. Aber so leer ist es nun auch wieder nicht. Vereinzelt begegnet man menschlichen Wesen. Teils einzeln, teils in kleineren bis größeren Gruppen. Doch bevor wir sie wirklich erkennen, bevor wir ihr Gesicht oder ihre Gesichter sehen, sehen wir lediglich einen Schatten oder eine Ansammlung von Schatten, die auf uns zukommt. Angst macht sich breit. Was ist das für einer der da auf mich zukommt. Vielleicht sollte ich besser die Straßenseite wechseln, um der möglichen Bedrohung aus dem Weg zu gehen. Ich meine es muss ja keine direkte Gefahr sein, aber sicher ist nun mal sicher. Sicher? Wirklich? Seh ich da auf der anderen Straßenseite nicht einen weiteren Schatten sich im Dunkel der Nacht bewegen? Wenn ich jetzt die Straßenseite wechsle lauf ich vielleicht direkt in die Arme eines Gewaltverbrechers, der nur auf ein Opfer wie mich gewartet hat. Und das nur weil ich vor einem Schatten Angst habe, hinter dem sich jemand verbirgt dem ich völlig egal bin. Jemand der genauso wie ich nur nach hause will. Ja so wird’s sein da bleib ich lieber wo ich bin. Aber moment. Vielleicht ist es ja genau andersrum? Vielleicht lauf ich direkt einem Schläger in die Arme, nur weil ich vor der alten Frau Angst habe, die sich hinter dem Schatten auf der anderen Straßenseite verbirgt, der mir solche Angst bereitet? Vielleicht sollte ich doch lieber die Straßenseite wechseln? Eine ungesunde Mischung aus Panik und Verzweiflung macht sich breit. Der Angstschweiß rinnt den gesamten Körper hinunter. Vielleicht ist es auch sinnlos, überhaupt Hoffnung zu hegen, einer gefährlichen Situation zu entkommen. Vielleicht verbergen sich hinter den Schatten der beiden Straßenseiten ja in beiden Fällen Gewaltverbrecher? Einer schlimmer als der Andere? Und man hat nur noch die kleine Chance den „freundlicheren“ der beiden in die Quere zu kommen. Vielleicht ist es aber auch nicht die Hoffnung sondern eher die Angst die hier fehl am Platze ist? Vielleicht befindet sich weder auf der einen noch auf der anderen Straßenseite Gefahr? Vielleicht sollte ich aber auch auf Nummer sicher gehen und so schnell rennen wie ich nur kann? Der Schatten auf meiner Straßenseite kommt nämlich immer näher. Die Situation wird immer bedrohlicher. Mein Herz rast. Der Schatten erhellt langsam und die ersten menschlichen Umrisse werden erkennbar. Letzte Chance. Jetzt oder nie? Weiterlaufen als wär nichts? Unauffällig die Straßenseite wechseln in der Hoffnung niemandem in die Arme zu laufen, der einem wehtun will? Oder panisch wegrennen in der Hoffnung schneller zu sein als der andere? Doch bevor man sich entscheidet ist es auch schon vorbei. Der Schatten verschwindet und an seiner Stelle erkennt man einen schmalen Mann im Anzug, der überhaupt nicht bedrohlich aussieht. Und wenn man genau in sein Gesicht blickt erkennt man vielleicht die ein oder andere Schweißperle. Und dazu einen recht irritierten Blick. Ein Gesichtsausdruck der dem eigenen sehr ähnlich ist. Denn er hatte wohl das gleiche durchgemacht wie man selbst:

Angst!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.01.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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