Meike Schrut

Des Teufels Sohn (1)

Im Lande, wo sich Sonne und Mond treffen, lebte einmal ein Zauberer. Sein Reich verteilte sich auf 13 Inseln, kleine und größere. 13 Könige regierten in seinem Namen und mussten sich dem Magier zu Willen zeigen. Glücklicherweise hatte der Mächtige fast nur gute Laune. Und er hatte viel Spaß an und mit seiner einzigen Tochter, er hatte sie von einer Riesin bekommen und so war die Tochter auch von gewaltigem Maße. Sie war zwar etwas naiv, häßlich und konnte nur wenige  Sachen gut: sich in grellbunte Kleider werfen, dumm herumschwatzen, Schach spielen. Und das tat sie so gut, daß sie jedesmal gewann, dann aber wurde ihr Vater wütend. So wütend, daß er den Winden befahl, sie möchten Sturm erzeugen, Wellen sollten sich aufbäumen und das Land überfluten.
Nur den zahlreichen Kobolden, Feen und Hexen war es zu verdanken, daß nicht noch mehr Unheil geschah. Zum Trost für die Menschen sah der Zauberer bald ein, daß sein Treiben Unsinn war und er dachte sich eine neue Schikane aus: in regelmäßigen Abständen befahl er einen der Könige zu sich, jeder mußte mit ihm ein Spiel spielen. Natürlich betrog er dabei und außerdem wagte kein Herrscher, ihn zu besiegen, verlor lieber absichtlich. Und der Sieger bekam Schätze aus dem jeweiligen Reiche. Aber irgendwann war auch dieser Spaß ausgereizt, denn der Magier wußte nicht mehr wohin mit den stolzen Pferden, zugehörigen Karossen, den neuen Dienern und Dienerinnen, den Diamanten, Truhen mit Gold, Silber, Bronze, Stahl für neue Schwerter und Degen usw..Was also tun? Für den letzten König, der sich dem ungerechten Spiel stellen mußte, dachte er sich etwas besonders Gemeines aus: "Löse das Rätsel, dann verlasse ich Euch und Ihr könnt regieren, wie es Euch beliebt, aber wehe, wenn das Rätsel ungelöst bleibt!"
Der verzweifelte König erbat sich 14 Tage Bedenkzeit, die bekam er und ziemlich bedrückt reiste er auf seine Insel zurück. Dort erwartete ihn schon seine Tochter, Prinzessin mit den zweifarbigen Haaren: eine Seite goldig, die andere Seite farbig, silbrig und bronzen. Nicht gefärbt, sie hatte diese Pracht von Geburt an. Sie sah ihm seine Traurigkeit natürlich gleich an und fragte, was denn los sein, so berichtete er von seiner Begegnung mit dem Chef. "Ich soll herausfinden, was das Geheimnis des Teufelssohns sei, aber dazu müßte man wissen,wo dieser wohnt.."
"Wenn du gestattest, lieber Vater, ich bekomme das für dich heraus. Ich habe sowieso viel Langeweile und mit nur einer guten Dienerin reise ich dorthin, ich habe munkeln hören, wo der Teufelssohn sich aufhält.." Über alle Maßen erfreut willigte der Vater ein, bat sie aber, sich auf keine rätselhaften Dinge einzulassen, sie lachte. "Aber deshalb reise ich doch! Du mußt nicht so reagieren, als wäre ich ein dummes und kleines Kind, ich komme schon zurecht.." Und die Prinzessin zog endlich mal wieder ihren Hosenanzug an, verstaute ihr zweitbestes Kleid in einer Truhe, nahm auch kein Geschmeide mit und ihre Dienerin schlotterte vor Angst, als sie erfuhr, wo es hingehen sollte. "Nur ruhig Blut, meine Liebe, ich kann dich ja beschützen, wenn es sein müßte.."
Und die beiden Frauen zogen los, die Kutsche nur geführt von einem ziemlich mageren Kutscher, der nicht weniger Angst hatte als die Dienerin....   

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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