Seit Wochen riecht es in den Supermärkten schon nach Weihnachten. Lebkuchen, Zimtsterne, Anisgebäck und Spekulatius verströmen ihre künstlichen Gerüche, die den Kunden zum Kaufen überreden sollen. Die Männer mit den weißen Bärten schnarchen noch aus Schokolade vor sich hin, bis sie aus Werbegründen vor dem Fest sich vermenschlichen.
Mitautoren von denen ich das ganze Jahr über kaum was höre, bieten mir auf einmal ihre Bücher mit dem Hinweis auf das Fest zum Kauf an. Verlage, die bisher alles von mir ablehnten, wollen mir ihre Schinken verkaufen.
Auch in den Seniorenwohnpflegeversorgungsgeldabschöpfheimen wird wieder Aktivität vorgegeben. Vorleser stürzen sich auf die alten Leute, um ihnen alles vorzulesen, was es für betagte Senioren so gibt. Auch ich habe auf diese Art bereits Sterbehilfe geleistet, in dem ich meine Texte vorgetragen habe. Doch ich merkte bald, dass dieses alles Alibiveranstaltungen sind. Alles was nicht weglaufen kann wird in den Vorleseraum geschoben und dämmert vor sich hin. Mit zwei sehr guten Mitpoetinnen habe ich das einige Male erlebt. Von 40 anwesenden Personen konnten etwa drei den Vorträgen noch folgen. Ich musste beim Zuhören lächeln, wenn sie sich lautstark dabei unterhielten und in etwa so fragten: "Macht die Alte eigentlich noch lange mit ihrem Verzell?" Dann kam letzten Endes noch dazu, dass wir für die getrunkene Tasse Kaffee in einem sehr großen Heim noch zahlen mussten, wo sonst von alles von uns mit Anfahrt und Lesung kostenlos geleistet wurde.
Es kommt auch wieder die Zeit der Chöre und das Musizieren der einzelnen Musikschulen. Spätestens da weiß man, dass es eine Gnade sein kann, wenn man im Alter schwerhörig wird. So bleibt einiges erspart, was einem sonst gegen den Höhrgenussstrich geht. Ich habe Chöre erlebt, da hätte ich am liebsten den Saal geflutet. Aber auch für die Kleinen muss man etwas übrig haben, wenn man gewisse Disharmonien ertragen will. Aber Übung macht ja den Meister.
Also empfehle ich allen Leuten schon mal zu basteln, was man jemandem verschenken will, den man nicht leiden kann. Oder fleißig unnütze Dinge einzukaufen, die keiner im Prinzip brauchen kann, und wo der Umtauschgedanke schon einbezogen wird. Ich empfehle da lieber gleich Verrechnungsschecks, denn Gutscheine werden oft auch nicht gerne eingelöst, weil der Erlös ja bereits vereinnahmt worden ist.
Alles Gute wünsche ich jetzt schon beizeiten zu Weihnachten. Wenn sie noch gut hören können und in einem Heim leben, besorgen sie sich schon vorsorglich einen Hörschutz, denn Dichter und Denker und Musikanten werden sie auch dieses Jahr heimsuchen.
28.09.2010 Norbert Wittke
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.09.2010.
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