Jedes Jahr trafen sie sich einmal in der Rose. Ohne Frauen. Als sie 60 wurden, war die Klasse noch vollständig. Mit 70 fehlten 4, mit 80 erschienen noch 7, mit 90 kamen noch 5.
Im Alter von 98 Jahren erschien nur noch einer. Wie jedes Jahr hatte er in der Rose für 21 Personen reserviert. 7 Gänge wurden aufgetischt, er sass allein am grossen Tisch und gedachte den ganzen Abend seiner 20 verstorbenen Mitschüler. Dann zahlte er für sie. Mit 99 starb auch er als Letzter. Er wurde neben den andern im Klassengrab beigesetzt.
In der Rose findet in zwei Wochen die nächste Klassenzusammenkunft statt. Ohne die Männer. Wie immer wird das Schildchen an der Saaltüre hängen: Bitte nicht stören. Und das laut Testament noch die nächsten 18 Jahre.
© René Oberholzer
Vorheriger TitelNächster TitelEV: Noisma, Nr. 36, Literaturzeitschrift, St. Gallen (CH), 1997
V: e-Stories, Internet-Portal, Nauheim (D), 2010
V: amobo, Internet-Portal, Ursensollen (D), 2011
V: WebStories, Internet-Portal, Berlin (D), 2012
V: my-Shortstory, Internet-Portal, Merching (D), 2012René Oberholzer, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.11.2010.
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