Helmut Wurm

Notizen aus dem Schul-Tagebuch des Sokrates

 

(Themen, die lohnen, später ausführlicher dargestellt zu werden)

 

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Überschwere Schulranzen:

 

Sokrates sieht einen jüngeren Schüler von ca. 13 Jahren mit einem sehr schweren Schulranzen. Er spricht ihn  an und der Schüler behauptet, alles was in dem Schulranzen sei, für den heutigen Tag zu benötigen. Er packt den Schulranzen auf Bitten des Sokrates aus und der enthält eine Fülle von Büchern, Arbeitsheften, Hausheften, Vokabelheften… Der Schüler sagt, er habe heute 3 Hauptfächer und 2 naturwissenschaftliche Nebenfächer und in jedem Fach hätten sie ein dickes Lehrbuch und Arbeitsheft mit Übungsaufgaben, für Englisch zusätzlich ein Grammatikbüchlein und ein Vokabelheft, dazu die Haushefte für die einzelnen Fächer und das Hausaufgabenheft. Er benötige weiter ein ausreichendes Schulbrot und etwas zu trinken.

 

Sokrates bemerkte dazu: Die Schulbuchverlage wollen offensichtlich möglichst viel bedrucktes Papier verkaufen, denn dadurch verdienen sie mehr. Und die Lehrer möchten gerne, dass die Schüler dauernd in einer Vielfalt von Texten, Aufgaben und Anregungen nachschlagen können. Aber weder Lehrer noch die Vertreter der Schulbuchverlage müssen diese Materialflut selber weitere Strecken schleppen, höchstens vom Parkplatz bis zu ihrer Arbeitsstelle.

 

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Unnötiges und teilweise unsinniges Fachwissen im Unterricht.

 

Sokrates ist bei der Durchsicht von Schulbüchern und bei seinen Unterrichtsbesuchen aufgefallen, dass immer mehr Fremdworte schon in den unteren Klassen von Realschule und Gymnasium den Schülern gelehrt werden und dass ebenfalls bereits in den unteren Klassen der weiterführenden Schulen teilweise unverständliches Spezialwissen von den Schülern zu lernen verlangt wird. So bemerkte er, dass in Fremdsprachenbüchern Texte über Golfspielen gelesen und die Spezialausdrücke für das Golfspiel dann auch verlangt wurden. Und in naturwissenschaftlichen Fächern wird manchmal derartig umfangreiches Spezialwissen verlangt, dass es wie ein Vorbereitungskurs für spezielle Berufe aussieht.

 

Sokrates bemerkt dazu: Was viele Schüler an unnötigem Spezialwissen für eine Arbeit lernen sollen, haben sie bald wieder vergessen und benötigen die allermeisten später in ihrem Leben in diesem Detail-Umfang auch nie mehr. Aber scheinbar soll das Lernen einerseits eine hohe Qualität vortäuschen und andererseits können sich Lehrer, die nur ein oder einige Spezialfächer unterrichten, nicht mehr in die Schüler hinein versetzten, die das ganze Spezialwissen lernen und behalten sollen. „Weniger ist mehr“ für Sokrates und er meint damit, dass in der Schule eine gestrafftere Allgemeinbildung vermittelt werden sollte, diese aber immer wieder durch Wiederholungen im Gedächtnis gefestigt werden sollte. Solches Lernen brächte als Ergebnis eine größere und dauerhaftere Allgemeinbildung als heute bei den Schülern.

 

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Gefahren und Probleme von verpflichtenden Ganztagesschulen

 

Sokrates hat einen Vortrag von einem führenden Befürworter von Ganztagesschulen gehört. Dieser Befürworter von Ganztagesschulen vertrat die Meinung, dass Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter eine größere geistige Anregung in der Gemeinschaft von Schule und Mitschülern hätten als zu Hause in den typischen deutschen 1- oder 2-Kinderfamilien. Die Ganztagesschule sei der Erziehung in der Familie überlegen. Allein schon deswegen sei die Ganztagesschule die bessere Schulform, unabhängig davon, ob die Eltern auch nachmittags berufstätig wären.

 

Sokrates bemerkt dazu: Eine Erziehung und ein Aufenthalt in einer Familie, die den Kindern/Jugendlichen eine echte Geborgenheit gibt und diese sorgfältig erzieht, ist jeder noch so vernünftig geplanten Ganztagesschule im Wert für die Entwicklung dieser Kinder/ Jugendlichen überlegen. Das schließt auch das Essen an. Eine zu Hause sorgfältig und an den Geschmacksgewohnheiten, Verträglichkeiten und Bedürfnissen der jeweiligen Kinder/ Jugendlichen zubereitete Kost ist jeder Massenküche, die auch die Schulen beliefern, überlegen. Besonders zählt natürlich, dass das Bedürfnis nach einer engen emotionalen Zuwendung von besorgten Eltern genetisch in Heranwachsenden verankert ist und es bei Fehlen solcher besorgter Nahbeziehungen zu emotionellen Verarmungen und Verflachungen kommen kann.

 

Und wenn die Schüler erst am Nachmittag nach Hause kommen, sind sie, besonders in jüngeren Jahren, teilweise abgespannt/erschöpft oder/und haben doch noch nicht alle Hausaufgaben gemacht. Sie haben dann weniger Zeit und Interesse, sich in Vereinen zu engagieren, sei es in Sport-, Musik- oder sonstigen Vereinen. Die Vereine werden Abmeldungen bei ihren Jugendgruppen erleben.

 

Die Ganztagesschule kann also nur ein freiwilliges Alternativ-Angebot für solche Familien sein, in denen beide Elternteile auch nachmittags arbeiten.

 

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Die unterlassene radikale Vereinfachung der Rechtschreibung im Deutschen

 

Sokrates hat bei seinen Unterrichtsbesuchen in Fach Deutsch immer wieder festgestellt, dass sich die Schüler schwer mit Rechtschreibung und Grammatik tun, unnötig viel Zeit und Konzentration auf das Erlernen der teilweise spitzfindigen oder unverständlichen oder unnötigen Rechtschreibe-Regeln im Deutschen verwenden müssen.

 

Diese Schwierigkeiten und unnötigen Spitzfindigkeiten der deutschen Sprache sind auch ein Teilgrund, weshalb viele Einwanderer ungern die deutsche Sprache lernen bzw. es in der Praxis unterlassen. Das hat Sokrates bei seinen Gesprächen mit Migranten immer wieder gehört und bemerkt.

 

Und Sokrates hat bei seinen Reisen auch festgestellt, dass die Bedeutung der deutschen Sprache im Ausland kontinuierlich rückläufig ist zu Gunsten des Englischen. Das hat ebenfalls seinen Hauptgrund darin, dass die englische Sprache in ihren Grundzügen leichter und einfacher zu lernen ist als die deutsche.

 

Sokrates bemerkt dazu: Das Ganze ist ein hausgemachtes Problem. Die jeweils bisher Verantwortlichen für die deutsche Rechtschreibung und Grammatik haben es einfach versäumt, die deutsche Sprache entschieden zu vereinfachen und in Rechtschreibung und Grammatik an die Erfordernisse der Moderne und einer zusammenwachsenden Welt anzupassen.

 

Deutsch hätte eigentlich von seinen Möglichkeiten her gute Chancen für eine Weltsprache gehabt. Denn man spricht in der Regel so, wie man schreibt. Das ist beim Englischen und Französischen nicht so. Aber der Ballast der Groß- und Kleinschreibung, die unnötigen  Spitzfindigkeiten bzw. Unklarheiten bezüglich Zusammen- und Getrenntschreibung, das

Problem ss und ß, die verschiedenen Dehnungsweisen mit Doppelvokal, mit i oder h und die komplizierten Schachtelungen in Satzgefügen machen diesen Klang-Schreib-Vorteil des Deutschen wieder völlig zunichte.

 

Wenn die Deutschen die Großschreibung (außer am Satzanfang) abschaffen (auch bei Namen), wenn man generell die Getrenntschreibung einführen, Laut-Dehnungen nur noch über Vokalverdoppelungen ausdrücken, die Stellung der Satzteile innerhalb von Sätzen flexibel zu gestalten erlauben und ebensolche Flexibilität in Satzgefügen erlauben würde (einziges Kriterium wäre die Verständlichkeit), dann würden nach einer gewissen Umgewöhnung die Vorteile dieser Vereinfachung schnell deutlich werden. Die Schüler hätten weniger Mühe mit dem Erlernen der Rechtschreibung und Grammatik, die Migranten würden zunehmend Deutsch lernen und die Bedeutung des Deutschen als Weltsprache würde kontinuierlich zunehmen und eventuell das Englische zurück drängen.

Die alberne Sorge, dann würden die großen deutschen Schriftsteller nicht mehr so viel gelesen, könnte man leicht beheben, wenn man Neudrucke in der vereinfachten Schreibweise verfasste.

 

Für das Unterlassen dieser Reformen sieht Sokrates den Hauptgrund in den Charakteren derjenigen Sprach-Wissenschaftler, die für die Rechtschreibe-Regen verantwortlich sind. Diese Personen haben geradezu ein Interesse an der Diskussion von Spitzfindigkeiten und können sich nicht vorstellen, dass ein normaler Erwachsener oder Schüler, der müde von der Arbeit oder der Schule nach Hause kommt, sich z. B. nicht dafür interessiert, aus welchen Gründen und in welchen Fällen groß und klein und zusammen oder getrennt geschrieben werden soll oder wo man beide Möglichkeiten offen hat.  

 

Die Rechtschreibereformen in den letzen beiden Jahrzehnten haben kaum Schreibvorteile gebracht und haben das Wesentliche, nämlich den Mut zu einer radikalen Vereinfachung, nicht gezeigt.

 

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Zu den Vorwürfen gegenüber den heutigen Jugendlichen, dass es sich bei ihnen um eine zunehmend disziplinlose, aggressive, verwahrloste, arbeitsfaule, oberflächliche und verkommene Generation handele.      

 

Sokrates hat einen Vortrag eines Elternvorsitzenden in einer Gesamtschule gehört, in dem der Vortragende heftige Vorwürfe gegen die heutige Jugend richtete. Er listete alle schlechten Eigenschaften auf, die man bei der heutigen deutschen Jugend beobachten kann und zeigte sich verzweifelt und hilflos zugleich, die Jugend zu bessern.

 

Sokrates bemerkte dazu in der Versammlung: Die Verhaltensweisen der Jugend würden nicht einfach vom Himmel fallen, sondern sie seien die Produkte von Umweltbedingungen und Einflüssen, die die Erwachsenen geschaffen hätten. Wenn Erwachsene also über die heutige Jugend klagten, dann sollten sie einmal kritisch ihre eigene Erwachsenenwelt analysieren und eventuell über diese klagen. Man könne solche Zusammenhänge sehr konkret an einzelnen Vorwürfen verfolgen und in Parallelen mit bestimmten Einflüssen aus der Erwachsenenwelt bringen.

 

Der Elternvorsitzende solle also besser die derzeitige Erwachsenenwelt kritisieren und Vorschläge machen, diese zu verbessern.


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  Nach Nach Nach außen wird an manchen Schulen und auch von manchen Schulbehörden ein geschönteres Bild von den realen Zuständen und Abläufen vor Ort dargestellt, als es in Wirklichkeit  ist.
Einige Beispiele dazu:

 

- Angeblich ist die Unterrichtsversorgung an manchen Schulen weitgehend gesichert und der Unterrichtsausfall nur gering.

 

Sokrates sagt dazu: In Wirklichkeit können viele in der Nähe von Schulen Wohnende häufig Schüler beobachten, die früher als das offizielle Schulende nach Hause gehen, oft schon nach der 4. Stunde. Wenn man diese Schüler fragt, weshalb sie früher nach Hause gehen dürfen, dann erhält man zur Antwort, dass mehrere Lehrer fehlten, dass Lehrer zu einer Fortbildung gefahren seien, dass eine Konferenz stattfände… Es wird also an manchen Schulen weniger Unterricht erteilt, als nach außen  dargestellt wird. Das widerspricht dem Anrecht der Jugend auf die volle zustehende Bildung und damit auf die volle gesetzliche Unterrichtszeit. Und diese sollte realisierbar sein, auch wenn mehrere Lehrer krank sind oder zu einer Tagung müssen. Es wird an Schulen so viel von dem Kompetenz-Ziel gesprochen, dass die Schüler selbstständiges Lernen lernen sollen, dass man erwarten kann, dass Schüler diese Kompetenz auch umsetzen, wenn z.B. Lehrer fehlen. Wenn es nicht gelingt, eine solche Selbstständig-Lernen-Kompetenz real an die Schüler zu vermitteln, dann ist das ganze moderne Methoden-Konzept nicht so erfolgreich, wie man es nach außen darstellt.

 

Und man könnte weiter die Möglichkeit prüfen, pensionierte Lehrer oder andere pensionierte gebildete Personen (Ingenieure, Bankkaufleute, Ärzte oder Apotheker im Ruhestand, usw.), die gerne freiwillig Unterricht umsonst erteilen würden, für kurzfristige Vertretungen zu gewinnen. 

 

-  Es wird behauptet, dass die deutschen Schulen eine hohe Wissenskompetenz ihrer Schüler anstreben und diese nach den Stoffplänen und eingesetzten Schulbüchern auch erreichen.

 

Sokrates sagt dazu: Wenn man die Lehrplanvorgaben und die Stoffverteilungspläne vor Ort für viele Fächer prüft und die in den Fächern eingesetzten Schulbücher liest, dann ist es nicht  wahrscheinlich, dass durchschnittlich begabte Schüler dauerhaft behalten können, was alles von ihnen verlangt und ihnen angeboten wird. Sowohl die Fülle der Fakten wie die Fülle der fachspezifische Fremdworte sind in vielen Fächern so groß, dass selbst an Gymnasien für die meisten Schüler nur die Lerndevise gilt: Den Stoff für die nächste Überprüfung lernen und ihn dann vergessen, damit man wieder Platz im Kopf für die nächste überfüllte Lerneinheit hat. Das gilt besonders für Fächer wie Sprachen, Naturwissenschaften, Geschichte und Erdkunde.

 

Besser wäre, den Lehrplanstoff zu kürzen und dann zu fordern, diesen Stoff auch noch nach längerer Zeit gut zu beherrschen, nach der Devise: Weniger ist mehr. Denn es ist für den einzelnen Schüler und  die Gesellschaft nicht entscheidend, was Schüler einmal alles gehört haben und geboten bekommen haben, sondern welche Bildung sie dauerhaft mit ins Leben nehmen und was sie dauerhaft können.

 

Aber es geht nicht nur um die zu große Fülle des geforderten Stoffes, es geht auch darum, was im Einzelnen die Schüler lernen sollen. Wenn Schüler im Fremdsprachen-Unterricht der ersten beiden Jahre schon Fachausdrücke aus Sportarten und Sportwettkämpfen lernen sollen, wenn in Biologie so viel Details gelernt werden sollen, dass es fast für eine Krankenhausausbildung reicht, wenn Schüler in Mathematik bereits in der Mittelstufe Detailkenntnisse lernen sollen, die

nur ein Bankkaufmann oder Wirtschaftsmathematiker benötigt…, dann ist das kein Lernen für das spätere normale Leben, dann sind das Wissensbausteine, die die allermeisten im späteren Alltag nicht mehr benötigen, dann ist das verlorene Lernzeit und Lernkraft. Schule sollte für das spätere Leben lehren und nicht für einen Bildungsstand, der mehr beeindruckt als nützt.

 

- Bei Schulabschlüssen, Lehrproben, Schulbesuchen durch die übergeordneten Schulbehörden, usw. fallen die Noten und Beurteilungsergebnisse manchmal überraschend positiv aus. Sind das wirklich real verdiente gute Leistungen bzw. Beurteilungen?  

 

Sokrates sagt dazu: Es kommt in der Schulpraxis häufig vor, dass bei Lehrproben von Referendaren bzw. bei Standard-Überprüfungen von Lehrern die in den Lehrproben geplanten Unterrichtsabläufe aus dem Internet herunter geladen, in anderen Klassen vorgeübt und die Schüler derjenigen Klassen, in denen die Lehrproben stattfinden, vorher gebeten werden, sich kooperativ und bemüht zu zeigen. Solche Lehrproben sind dann keine realistischen Leistungs- Überprüfungen und die in der Regel guten Noten sagen wenig über die realen Leistungen der betreffenden Lehrer aus. Aussagekräftiger wäre es, solche Überprüfungen öfter vorzunehmen und nur kurzfristig anzukündigen oder sogar unangekündigt durchzuführen. Wenn dann ein Referendar bzw. Lehrer regelmäßig eine befriedigende Beurteilung erreicht, ist das real ein positiveres Ergebnis als wenige, gut vorbereitete und gut beurteilte „Vorführstunden“. 

 

Ähnlich verhält es sich mit Schulbesuchen durch die übergeordneten Schulbehörden. Solche Visitationen werden längerfristig vorher angekündigt und die ganze Schule wird wie ein Schiff, das vom Admiral besichtigt werden soll, vorher in den besten Zustand versetzt und es wird dann öfter ein gut geplantes, abgesprochenes und eingeübtes Vorführprogramm auf allen Ebenen präsentiert. Besser wäre es, solche Visitationsbesuche würden ebenfalls öfter und möglichst unangekündigt durchgeführt, um realistische Eindrücke zu gewinnen und die wirklich guten Schulen zu erkennen.

 

Was die Notengebung und Notenverteilung betrifft, so gibt es manchmal direkte Anweisungen, möglichst viele gute Noten zu verteilen, weil das einmal die Schüler motiviere, ihnen den Berufseinstieg erleichtere  und weil das nach außen einen guten Eindruck mache. Wenn aber gute Noten zu leicht erreichbar sind, dann senkt das häufig die Motivation der Schüler sich anzustrengen, denn sie erreichen schon mit relativ wenig Mühe gute Noten. Und wenn nach außen regelmäßig gute Abschlussnoten bekannt werden, dann werden Lehrherren, weiter-führende Schulen und die Wirtschaft schnell misstrauisch, weil nur allzu häufig in der Praxis Zeugnisnoten und reale Schulabgänger-Kompetenzen nicht übereinstimmen.

 

Sokrates hat wiederholt von Lehrherren erzählt bekommen, dass sie Schulabgänger mit guten Noten in Physik oder Mathematik oder Sprachen gesucht und nach den Zeugnisnoten auch solche ausgewählt hätten, dass sie im Verlauf der Ausbildung aber feststellten, dass die guten Zeugnisnoten nicht mit den realen und von den Unternehmen benötigten Kompetenzen der Azubis übereinstimmten und man unternehmensinterne Nachhilfekurse einrichten musste.

 

- Schulen verweisen manchmal stolz auf ihre Bemühungen, Schüler vom Rauchen, Alkohol  oder Drogenkonsum abzuhalten. Sind solche Bemühungen wirklich immer so intensiv und konsequent?

 

Sokrates sagt dazu:  Er hat Fälle erlebt, in denen die Schüler - mit guter Außenwirkung - mit Informationsmaterial und Filmen vor solchem Missbrauch gewarnt wurden. Wenn aber Schüler von Lehrern vor dem Schulgelände oder sogar auf dem Schulgelände mit Zigaretten oder Bier-flaschen angetroffen wurden, gingen Lehrer ohne weitere Aktionen an diesen Schülern vorbei, weil man ja seine rechtliche Pflicht erfüllt habe und man sich darüber hinaus keinen Ärger und keine Auseinandersetzungen einhandeln möchte. Solches halbherzige Verhalten wird von den Schülern als solches erkannt und hat dementsprechend auch weniger Erfolg.

 

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Viele junge Lehrer zeigen nicht das innere Engagement in ihrem Beruf wie viele Lehrer früher. Sie betrachten und betreiben ihren Beruf mehr als Job denn als Aufgabe, soziale Pflicht und als Dienst an der Jugend.   

Sokrates sagt dazu: ich habe auch bei meinen Besuchen in Schulen selbst festgestellt und von den Schulleitungen als Klagen zu hören bekommen, dass viele junge Lehrer ein anderes inneres Verhältnis zum Lehrerberuf haben, als bei früheren Lehrergenerationen und dass sich dadurch allgemein eine Wandlung im Lehrersein-Verständnis anzeigen könnte.

Früher gehörte es zur Pflicht oder es wurde zumindest erwartet, dass ein Lehrer etwa im Einzugsbereich seiner Schule wohnt, möglichst in der Nähe oder am Schulstandort. Man nannte das Residenzpflicht. Das hatte den Sinn, dass der Lehrer das Umfeld gut kannte, aus dem seine Schüler kamen, dass er leichter Kontakt zu den Erziehungsberechtigten hatte und dass er jederzeit an seinen Arbeitsort, die Schule und das Klassenzimmer gehen konnte. Lehrer war man also nicht nur tage- und stundenweise, sondern dauerhaft und man unterlag selber der Beobachtung durch das soziale Umfeld. 

In den letzten Jahren hat die Zahl der Lehrer, besonders der jungen Lehrer, deutlich   zugenommen, die weiter weg vom Schulstandort und möglichst ganz außerhalb des Einzugsbereiches ihrer Schule wohnen, damit sie nachmittags selber in einem anderen Umfeld, unbelastet von persönlichen Kontakten, Beobachtungen und Beobachtet-Werden sein können. Das ist ein deutlicher Ausdruck dafür, dass man seinen Beruf nur noch als Beruf, als Job, und nicht mehr als permanente soziale Aufgabe versteht. Besonders die jungen, unverheirateten Lehrer möchten so entgehen, dass sie beobachtet werden, mit wem sie befreundet sind, wer bei ihnen über Nacht bleibt, mit wem sie unverheiratet zusammen leben, welche Feizeit-Hobbys sie haben, usw…

Mit diesem Trennen des Wohnens vom Berufsumfeld, des Beruflichen vom Privaten und mit diesem Abschirmen des persönlichen privaten Lebens vor der sozialen Schulumwelt geht natürlich auch eine häufige Abnahme/Reduzierung des Sich-Verantwortlich-Fühlens für das Geschehen am Lehrer-Arbeitsplatz einher. 

Das äußert sich darin: 

- dass genau die Stunden notiert werden, die der Lehrer gearbeitet hat und dass er Mehrarbeit nur als zeitlich begrenzte Überstunden akzeptiert und diese gegen spätere Stundenbefreiung gegen rechnet;

- dass die in der Schule zu leistenden Arbeiten nach dem Modell der Arbeitsteilung in der Wirtschaft aufgegliedert werden auf jeweils bestimmte Personengruppen, dass also für  Unterricht die Lehrer, für Sauberkeit die Reinigungsfirma, für Schulessen eine Kochstelle, für die handwerklichen Arbeiten der Hausmeister, für die Erziehung die Eltern, usw. verantwortlich sind.

Es wird dabei nur vergessen, dass man Erziehung und Bildung (und an einer Schule muss neben der Vermittlung von Bildung auch immer Erziehungsarbeit geleistet werden) nicht nach reinen betriebswirtschaftlichen Aspekten aufteilen kann, sondern dass der Lehrer zwar als Schwerpunkt den Unterricht abhalten, aber auch in den anderen Schulbereichen Verantwortung zeigen muss. Das kann sich z.B. darin äußern, dass der Lehrer, besonders der Fachlehrer in Fachräumen, auf Sauberkeit im Unterrichtsraum achten muss, dass er jederzeit für notwendige Gespräche mit Eltern und Schülern zur Verfügung steht, dass er bei berechtigtem Bedarf (in gewissen Grenzen) Vertretung zu übernehmen bereit ist, ohne das gegen spätere Entlastungen gegen zu rechnen, usw.

Lehrersein ist keine segmentierbare Arbeit, kein Spezialarbeit, sondern ein rundherum für die Jugend Verantwortlich-Sein. Und genau so wollen immer mehr junge Lehrer ihren Beruf nicht verstehen.

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Männliche Migranten-Schüler erschweren häufig das Unterrichten/erschweren besonders die Disziplin in den deutschen Schulen – ein heißes Eisen, über das man ungern zu sprechen wagt.

Für Insider ist es seit Jahren eine zunehmende Realität, dass gerade männliche Schüler aus Migranten-Familien, und hier wieder besonders aus muslimischen Kulturen, häufig wenig Ehrgeiz zeigen eine höhere Bildung zu erreichen und dass sie ebenso häufig das Unterrichten durch freche, laute und teilweise arrogante Verhaltensweisen erschweren. Sie sind dabei häufig gegen Ermahnungen resistent oder reagieren nur kurzfristig darauf. Weibliche Schülerinnen aus Migranten-Familien, und hier wiederum besonders aus muslimischen Kulturen, sind dagegen häufig fleißige und strebsame Schülerinnen, die bemüht sind, eine höhere Bildung zu erreichen und häufig sogar deutschen Schülerinnen als Vorbilder dienen können, zumindest was das Sozialverhalten betrifft. Wie ist das zu erklären, was kann man gegen die Belastungen des Lernens durch männliche Migranten-Söhne tun? 

Sokrates bemerkt dazu: Diese Realität ist in Deutschland in der Öffentlichkeit bisher zu wenig zugegeben und thematisiert worden. Aber praktisch jede Brennpunkt-Schule und jede Schule mit höheren Migranten-Anteilen hat solche Feststellungen gemacht. Es wird aber von übergeordneten Schulverwaltungsstellen und auch schulintern ungern darüber gesprochen, allenfalls wird diese Realität in unkonkreten Formulierungen angedeutet. In manchen Klassen mit hohen Migranten-Anteilen, meistens handelt es sich um Schulen der so genannten Hauptschul-Ebene, ist ein normales Lernen zeitweise kaum möglich und die Lehrer sind psychisch an ihrer Grenze des Erträglichen angekommen.

Und es stimmt nach meinen Beobachtungen, dass es sich hauptsächlich um männliche Migranten-Schüler handelt, die das Lernen in den deutschen Schulen so erschweren, während Mädchen aus Migranten-Familien in der Tat häufig zielstrebiger, disziplinierter und teilweise sogar vorbildlich sind. Mädchen aus Migranten-Familien sind also nicht das Belastungs-Problem für die deutsche Schul-Realität.   

Soweit zuerst einmal eine prinzipielle Feststellung von meiner Seite als neutraler fremder Beobachter. 

Was sind die möglichen Ursachen für diese divergierenden Verhaltensunterschiede?

- Bei muslimischen Schüler liegen die Gründe vermutlich im muslimischen Kultur- und Erziehungssystem. Islamische Kinder, auch Jungen, werden vorwiegend von Müttern erzogen, denen die Mädchen gehorchen, die Jungen aber weniger. Mädchen werden sehr streng erzogen, vieles ist ihnen verboten, was den Brüdern erlaubt ist. Und ihre Haupt-Aufgabenbereiche als Erwachsene sind nach muslimischer Tradition die Versorgung der Familie und die Reproduktion (d.h. die Vermehrung). Viele muslimische Mädchen bei uns sehnen sich aber, wie Mädchen aus allen Kulturen, auch nach Bildung und Emanzipation und greifen gerne nach der Chance, die ihnen hier geboten wird, zu lernen und sogar zu studieren. Ihre strenge Erziehung und gleichzeitig ihr Wunsch, sich eine höhere Bildung als ihre Mütter und Großmütter anzueignen, formt das häufig positive Bild vieler muslimischer Mädchen. 

- Der Mann in muslimischen Kulturen hat einen größeren gesellschaftlichen Wert, sowohl innerhalb der Familie als auch außerhalb. Er ist als Folge davon selbstbewusst. Und da die bisherigen muslimischen Kulturen weitgehend agrarische Kulturen, Handelskulturen und kriegerische Kulturen waren, in denen es weniger auf Bildung als auf Kraft und kaufmännische Geschicklichkeit ankam, hat eine allgemeine höhere Bildung, wie sie Industrie-Kulturen zwangsläufig benötigen, für muslimische Männer bisher noch keinen notwendigen Wert gehabt. Dementsprechend gering ist auch das Lernbemühen bei vielen Jungen. 

- In den islamischen Kulturen ist es üblich, dass sich Männer gegen negatives Verhalten und Kritik von Seiten anderer Personen konsequent und oft hart durchsetzen. Das ist auch in den islamischen Schulen üblich. Dort setzen sich die Lehrer konsequent gegen die Schüler durch. Es herrscht in islamischen Schulen deshalb kein partnerschaftliches Erziehungssystem, sondern ein auf Gehorsam gegründetes System. Unser deutsches Schulsystem mit dem häufig partnerschaftlichen Lehrer-Schüler-Verhältnis wird von islamischen Jungen deswegen häufig als liberal-schwach verstanden und entsprechend verhalten sie sich.

- Dazu kommt, dass in muslimischen Kulturen ein Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Westen und seiner Dekadenz festzustellen ist. Dieses Überlegenheitsgefühl und die daraus oft resultierende Verachtung gegenüber Europa ist auch eine Ursache für den geringen Respekt vor deutschen Vorschriften und Gesetzen allgemein und besonders im Schulwesen, zumal sehr viele Lehrer weiblich sind und deswegen schon eine geringere Achtung im muslimischem Verständnis verdienen.  

Und abschließend sind viele muslimische Migranten vorwiegend nur wegen des höheren Wohlstandes und der besseren Sozialsysteme nach Europa, besonders nach Deutschland, gekommen und haben gar nicht die Absicht, sich zu integrieren und nach deutschen Verhältnissen zu richten. 

Natürlich gilt das Skizzierte nicht für die Muslime und die muslimischen Jungen und Mädchen generell. Es gibt häufig auch sehr positiv auffallende Männer und Jugendliche. Man darf also nicht verallgemeinern. Aber Verhaltenstendenzen, wie oben angedeutet,  können bei muslimischen Migranten nicht übersehen werden.

- Ähnlich, aber nicht so ausgeprägt, sind Verhaltensunterschiede bei  Migrantenkindern aus slawischen Kulturen zu beobachten. Auch hier sind die Mädchen in der Regel häufig unauffällige, oft positiv auffallende Schülerinnen, während die Jungen oft zu Grobheiten, Tätlichkeiten und geringem Lerneifer neigen. Das hat seine Ursachen vermutlich darin, dass in der slawischen Kultur die Männer (und damit auch die Schüler, die sich die Erwachsenen als Vorbilder wählen) häufig  grobe, etwas laxe, und bäuerlich-proletarische Verhaltensweisen zeigt, während die Frauen gewohnt sind, dass ihnen neben den Kindern  oft der größere Arbeitsanteil zum Unterhalt der Familie überlassen bleibt. Es ist keine Seltenheit, dass in bäuerlichen Sozialstrukturen Russlands, besonders im sibirischen Raum, die Männer einen hohen Schnaps-Konsum haben und die Frauen die Familien ernähren.

Und die Migranten aus slawischen Kulturkreisen haben wenig Demokratie-Erfahrungen. Sie sind aus der Zarenzeit und kommunistischen Zeit autoritäre Systeme gewohnt und für sie ist häufig die moderne freiheitliche Demokratie eine Staatsform der Schwäche.

Entsprechendes gilt für das Schulwesen, das in den autoritären slawischen Systemen auf Gehorsam und nicht auf geduldige Partnerschaft zwischen Lehrern-Schülern gegründet war. Dieses häufige geduldig-partnerschaftliche Verständnis in Deutschland ist für sie deswegen mehr Schwäche als Vorbild.

Und ebenfalls sind in den letzten Jahrzehnten viele Migranten aus slawischen Kulturen vorwiegend wegen des höheren Wohlstandes und der besseren Sozialsysteme nach Deutschland gekommen. Sie haben deswegen auch nicht die entschiedene Absicht, traditionelle autoritäre Anschauungen abzulegen. 

Natürlich gibt es bei Migranten aus slawischen Kulturkreisen ebenfalls häufig sehr positiv auffallende Erwachsenen und Jugendliche. Man kann also hier nur Tendenzen skizzieren, darf aber keinesfalls verallgemeinern.

Wie kann die deutsche Schule auf solches belastende Migranten-Verhalten reagieren? 

Das moderne deutsche Lehrer-Schüler-Miteinander stellt gewissermaßen das andere Extrem zum kaiserzeitlichen und nationalsozialistischen Verhaltensverständnis in den Schulen dar. Es wird aber von vielen Migranten nicht als ehrliches Bemühen um bessere Formen des Umgangs miteinander gewürdigt, sondern mehr oder minder als Schwäche eingestuft. Es sollte deswegen gegenüber auffälligen Migranten-Schülern eine sofortige und konsequente Ahndung von Fehlverhaltensformen erfolgen, die diesen Schülern das Gefühl von Autorität und Durchsetzungsbereitschaft bei deutschen Lehrern vermittelt.

Alles andere wird als Schwäche beurteilt und man muss sonst noch Generationen warten, bis sich traditionelle Denk- und Verhaltensstrukturen abgeschliffen haben.   

 

    

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