Martina Wiemers

Alfons mit den blauen Haaren



Alfons, das kleine Heinzelmännchen, hüpfte schon seit  Stunden ungeduldig von einem Bein zum anderen. Aufgeregt schaute er dem Weihnachtsmann zu, wie der den großen Schlitten mit den vielen Paketen, Päckchen und Briefen belud. Heute Nacht wollte er seine fleißigen Helfer auf der Erde besuchen. Ein einzelner Weihnachtsmann kann unmöglich die ganze Arbeit am Heiligen Abend allein bewältigen. Geschenke austeilen, Gedichte und Geschichten von braven Kindern anhören und manchmal , den Frechen, auch mit der Rute drohen, nimmt viel Zeit in Anspruch.
Einige fleißige Heinzelmännchen durften heute den Weihnachtsmann begleiten. Sie sollen den Menschen bei Ihren Vorbereitungen auf das Fest helfen.
Alfons nahm seine grüne Zipfelmütze, die nicht nur seine Ohren ,sondern auch seine Füße schön warm hält und  kletterte geschwind in die Manteltasche des Weihnachtsmannes.
Endlich, endlich ging es los. Frau Holle hatte fleißig die Betten geschüttelt, so dass der Schlitten wie der Wind durch die Wolken brauste.
Doch, oh Schreck, Rudi, das Rentier, musste einer Sternschnuppe ausweichen. Der Schlitten fing an zu schleudern und der Weihnachtsmann konnte kaum die Zügel halten. Alfons, der aus Manteltasche herauslugte um besser sehen zu können, konnte sich nicht schnell genug festhalten und fiel aus dem Schlitten durch die Wolken  in Richtung Erde.
Seine grüne Zipfelmütze blähte sich dabei wie ein Fallschirm auf und verhütete so Schlimmeres. Er  landete weich in einer Schneewehe.
„Wo bin ich“ , rief er, und warum  ist es hier so still, dunkel und kalt?“ Da hörte er ein leises Ächzen und Stöhnen . Aus einem Hügel, mitten in der Erde, guckte verwundert ein kleines schwarzes Tier mit großen Händen. „Wer bist Du und was machst Du in der kalten Erde“, fragte Alfons. Ich bin Waldemar, der Maulwurf und hoffe auf ein Wunder, wie alle Tiere heute  hier im Wald. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, muss Weihnachten in diesem Jahr für uns alle ausfallen.
Da fing es auf dem  Kopf von Alfons an zu jucken. Wunder  waren nämlich seine Stärke. Hier war er richtig und konnte er endlich  helfen. Er krempelte die Ärmel hoch, schaute sich um, spuckte in die Hände und wollte schon beginnen.
Da fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste um welches Wunder es sich handelte.
Der Maulwurf sagte traurig zu ihm:„alle Tiere des Waldes wünschen sich sehnlichst einen festlich geschmückten Weihnachtsbaum und satt zu fressen. Doch keiner weiß Rat. Mitten im  kalten Winter und bei strengem Frost ist es für uns Tiere sehr schwer ausreichend Futter zu finden.
Da zupfte Alfons  sich kurz an seiner Nasenspitze, kratzte sich hinter den Ohren und riss dann drei seiner blauen Haare vom Kopf.
Das erste Haar steckte er mit der linken Hand in eine Schneewehe. Da wirbelten  glitzernde Schneeflocken so groß wie Untertassen durch die Luft und legten sich auf die große Tanne mitten im Wald.
Mit der rechten Hand  hielt Alfons das zweite blaue Haar in den Nachthimmel. Da fielen goldene Sterne auf die Tanne herunter und leuchteten dort wie tausend Weihnachtskerzen.
Alle Tiere des Waldes kamen herbei und freuten sich. So einen schönen Weihnachtsbaum hatten sie noch nie gesehen. Alfons nahm das dritte blaue Haar und legte es unter die geschmückte Tanne in den Schnee. Da taute der Boden und es wuchs grünes Gras für die Hasen und Rehe. Die Wildschweine fanden Eicheln und die Vögel fraßen sich dort an Körnern und Sonneblumenkernen satt. Der Fuchs fing eine Maus und der Maulwurf und seine Familie konnten sich mit dicken, fetten Regenwürmern ihre knurrenden Magen füllen.
Da jubelten die Tiere und ließen Alfons hochleben. Sie warfen ihn in die Luft, bis ihm die Puste wegblieb. Plötzlich hörten alle ein lautes Brausen und Zischen. Um die Ecke kam der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten angesaust.
„Ho, ho, ho, da ist ja der Ausreißer“, rief er, packte mit zwei Fingern Alfons  an der Zipfelmütze und schüttelte ihn .“ Wolltest  dich wohl vor der Arbeit drücken, nun mach schnell, wir müssen weiter, zu den Menschen“, sagte er  ärgerlich und runzelte dabei die Stirn.
Waldemar, der Maulwurf, trat tapfer vor den Weihnachtsmann und  erzählte ihm von den Wünschen der Tiere, vom Hunger im Winter und vom Wunder der Weihnacht im Wald. Da schmunzelte der Weihnachtsmann und brummte:“ na ja; wenn das so ist, dann will ich noch mal ein Auge zudrücken“, nahm einen Bonbon aus der Manteltasche und steckte ihn Alfons in den Mund. Der strahlte über das ganze Gesicht, denn ein Bonbon aus der Hand des Weihnachtsmannes ist die zweit schönste  Auszeichnung im Leben eines Heinzelmännchens und kommt gleich nach einem Kuss vom Christkind.

                                                                                                                   (C) MW
 
 
   

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.11.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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