Hans Witteborg

Eine haarige Angelegenheit


Das Thema Männer und Haare könnte abendfüllend sein. schon in biblischen Zeiten hat man sich damit befasst und stellvertretend für alle Geschlechtsgenossen Samsons Haarpracht, der er seine sagenumwobene Kraft verdankte als Quell herber Männlichkeit ( und nebenbei bemerkt: Verletzlichkeit) hervorgehoben.
Ein listiges Weib beendete die Herr –lichkeit, indem sie ihm kurzerhand das Haar ablängte. er verlor all seine Kraft und die antike Alice Schwarzer – sofern der Vergleich erlaubt scheint- triumphierte.
Seit jenen fernen Tagen ist die Verletzlichkeit männlicher Seelen und heroischen Stolzes zur grossen Sorge des benachteiligten Geschlechts geworden, dessen Schmerzempfindlichkeit und Jammerlappentum zur Erheiterung unserer robusten Gefährtinnen regelmässig beitragen. Allerdings – zu deren Ehrenrettung – sind sie um diese Schwachstelle auch ständig besorgt und beobachten mit kritischem Kennerblick die Veränderung auffälliger Männlichkeit und deren Nachlassen.
Enervierende Fürsorge, wenn man mich fragt, was allerdings niemand tut.
Das Aufdecken von Schwachstellen hat also etwas mit der weiblichen Voraussicht zu tun. Das ist entwicklungstechnisch bestimmt und stammt aus der Zeit, als Männer noch Schutz und Trutz gegen Gefahren darstellten und jede Schwäche der weiblichen Sippschaft signalisierte: Achtung, der hält nicht mehr lange durch, such dir beizeiten eine stärkere Schulter zum Ausruhen. so oder ähnlich hat sich das abgespielt und den Frauen zu einem sensiblen Selbsterhaltungstrieb verholfen. Sie können also nicht s dafür. Ist so, basta.
Kommen wir zu dem Kern meiner Geschichte.
Ich erinnere mich noch gut als die ersten grauen Fäden sich durch meine damalige Lockenpracht zogen. „Nanu, du wirst seriös,“ lächelte mein Frau. Anfangs. Als das Grau inzwischen anfing etwas dominanter zu werden, war das Lächeln einem kritischen Blick gewichen. Mit einem mal hiess es: du wirst alt. Welche Frau in ihren attraktivsten Jahren will sich schon mit einem alten Mann sehen lassen? Wenn man ihn schon nicht eintauschen kann oder will, muss wenigstens sein Äusseres poliert werden. Soll heissen: färben, wegtünchen, verkleistern. Prozeduren ohne Ende mit abrubbeln überschüssiger Färbungen an Schläfen und Stirn. (Für Nachahmer: hier empfiehlt sich Schmirgelpapier mit Körnung 200). Aber Haare sind dynamisch, sie danken dir eine solche Behandlung mit nachwachsen. somit siehst du nach zwei, drei Wochen auf dem Kopf eher aus wie ein Zebra, gerade so, als hättest du die Gene jener Wildpferdeart aus längst vergangenen Entwicklungsständen wieder neu belebt.
Es gibt für diesen, sich wiederholenden Fall, allerdings Handlungsalternativen. Nachfärben oder schneiden mit anschliessendem Nachfärben. Letzteres ist effektiver und wird bevorzugt. Also ab zum Haardesigner (sagt man so, wenn einem die Bezeichnung Frisör nicht edel genug erscheint). Haardesign ist jedoch in unserem Dorf eher grundsolide Schneidearbeit. Dafür ist es preiswert und schnell.
Meine Madame ist allerdings schwer zufrieden zu stellen. Wie gerupft siehst du aus…. oder du siehst aus wie Karl Napp ( woher sie den noch kennen sollte ist mir mehr als schleierhaft, nennt man so etwas vielleicht retrograde Erinnerung nach der Wiedergeburt?) Jedenfalls stimmt selten etwas mit meinem Haarschnitt: zu lang, zu kurz, nicht gleichmässig, nein so geht das nicht und ausserdem musst du deine beginnenden Geheimratsecken kaschieren, anders kämmen.
Ihr kennt mich und die Kreativität beim Entwickeln ausweichender Strategien. Auch hier habe ich mir etwas einfallen lassen. Kurzum, ich liess mir eine Glatze schneiden und polieren. Glatzen sind sexy, deuten auf einen Überschuss von Testosteron und damit als Nachweis ausgezeichneter Potenz. Einer meiner Nachbarn (Name aus Datenschutzgründen und dem Schutz des Persönlichkeitsrechts bleibt unerwähnt), also jener spöttelte: wer in der Jugend viel bürstet, braucht im Alter wenig zu kämmen. Ein Spruch mit sooo ´nem Bart!
Das sah mein Heimchen wohl ähnlich. Sie verpasste mir eine margentafarbige Kappe und schickte mich zum Gespött aller ständig zum Einkaufen. Frauen können so rachsüchtig sein.
Wenn ihr aber glaubt, ihr könntet euch dem Spiessrutenlaufen anschliessen, dann muss ich Euch leider enttäuschen. Ich habe die Geschichte nämlich erfunden. Denn echte Geschichten aus dem Dorf trau ich mich nicht zu erzählen, dann würde ich wohl unweigerlich ausgebürgert werden oder so!.
Bei uns im Dorf ist immer ganz grosses Kino. Kommt mich besuchen und lacht euch kaputt. Wenn ihr das nicht wollt, dann langweilt euch doch zu Hause…..

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.11.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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