Patrick Wagner

Liebe über den Tod



Ich war der glücklichste Mensch der Welt: Mir ging es gesundheitlich gut und ich hatte die beste Freundin, die man sich vorstellen kann. Unsere Liebe konnte nichts zerstören. Weder Eifersucht noch kleine Streitigkeiten. Ich liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Mein größtes Lebensziel war nicht etwa Geld, Karriere oder Macht, sondern nur das Glück meiner Freundin Susanne. Wir sahen uns jeden Tag: Wir schauten uns DVDs an, manchmal kochten wir auch zusammen unser Abendessen oder fuhren ziellos in der Stadt herum. Unsere geimeinsamen Unternehmungen machten mich unbeschreiblich glücklich und ich fühlte, dass Susanne auch glücklich war. Wir liebten uns gegenseitig heiß und innig.
Eines Tages schneite es als ich Susanne besuchen wollte. Ich befreite das Auto von Schnee, setzte mich hinein und fuhr los. Ich musste besonders vorsichtig fahren, denn die Straße war sehr glatt. In einem Wandgebiet sprang mir ein Reh vors Auto. Ich erschrak so sehr, dass ich das Lenkrad verriss und frontal gegen einen Baum knallte. Ein Autofahrer, der mehrere huntert Meter hinter mir fuhr, sah meinen Unfall und alarmierte sofort die Feuerwehr und den Krankenwagen. So schnell wie möglich kam Hilfe. Doch die Hilfe war zu spät. Ich war zwischen der Tür und dem Lenkrad so schwer eingeklemmt, dass ich nicht mehr atmen konnte und noch an der Unfallstelle starb. Die etwas später anrückende Polizei informierte meine Eltern und Susanne.
Ich wusste, dass ich tot war, aber ich konnte keine Ruhe finden. Mir war bewusst, dass Susanne traurig war. Das konnte ich nicht zulassen. Seelen von liebenden Menschen können erst dann in den Himmel auffahren, wenn sie das Ziel ihres Lebens erfüllt haben. Mit meinem Tod bewirkte ich das genaue Gegenteil: Susanne war totunglücklich und spielte teilweise schon mit Suizidgedanken. Sie saß nur noch in ihrem Zimmer und weinte. Sie verließ wochenlang nicht mehr das Haus. Susanne derartig unglücklich zu sehen, brach mir das Herz, auch wenn es biologisch gesehen sowieso nicht mehr schlug.
Doch eines Tages musste Susanne das Haus verlassen, um Einkaufen zu gehen. Als schwebende Kraft, die in den Augen der Menschen gar nicht existierte, konnte ich die Gedanken der Menschen lesen. Auf dem Weg in den Supermarkt wurde Susanne von vielen Männern angesehen, die aber nur an ein sekuelles Verhältnis ohne Liebe dachten. Es machte mich wütend. Als Susanne nach dem Einkaufen den Supermarkt verließ, wurde sie von einem nicht gerade vertrauenswürdigen Mann verfolgt. Ich beobachtete die Situation und fand heraus, dass dieser Mann unglaublich überspitzt an Sex dachte. Ich spürte, dass das nichts Gutes bedeuten würde. Ich wollte Susanne beschützen, doch ich wusste nicht wie. Doch da war es schon zu spät: Der Mann griff sich die schreiende Susanne, zog sie ins Gebüsch und öffnete seine Hose. Praktisch wie aus dem Nichts trat ein anderer junger Mann auf, der die Situation sofort verstand und handelnd eingriff. Er zog den Perversling von Susanne weg, trat ihm in Form der Selbstverteidigung zwischen die Beine und hielt ihn fest bis die Polizei auftauchte. Susanne war sehr dankbar.
Nach dieser Geschichte rief der junge Mann Susanne jeden Tag an, um zu fragen, wie es ihr geht. Susanne freute sich über jeden Anruf. Eines Tages trafen sie sich in einem Café. Es funkte zwischen den beiden und aus seinen Gedanken konnte ich entnehmen, dass er Susanne wirklich liebte, so wie ich es zu Lebzeiten tat.
Nur drei Jahre später heirateten sie und bekamen zwei Kinder. Ich konnte in den Himmel auffahren, denn ich wusste, dass Susanne für immer glücklich sein wird.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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