Pia De Pineda

Die verbundenen Seelen in der Traumwelt

 

Es war die Erhöhung zur Mälze, die wir mit dem Rad vorhatten.
Der Tag war hell und die Sonne schien angenehm, ich spürte die Wärme auf meiner Haut und wusste, daß ich diesen Berg wohl schaffen würde.

Thomas sah mich lächelnd an. Ohne Worte radelten wir dann bei Grün los.

Es war keine Anstrengung, - jedoch....mit jedem Tritt und meinen Blick hinauf zum Berg, wurde mir klar, das dies unsere letzte  Tour war. Diese Erkenntnis erreichte mich so sicher, wie ich jeden Atemzug in mir fühlte.
Ich hatte keine Chance, dieses Gefühl zu hinterfragen, es war einfach plötzlich da.
Auf dem Berg oben würden sich unsere Wege trennen!
Hm, - warum also nicht einfach stoppen und umkehren, dachte ich mir.
Aber meine Füße traten weiter, das Einzige was ich schaffte, war, mich kurz umzudrehen.
Dort lag ein Teil Regensburgs, mein geliebtes Regensburg, daß mich nun hier hoch hievte, mich auf diese Erhöhung haben wollte.
Mein Brustkorb zog sich mit einem Schmerz zusammen, den ich so real nie kennegelernt hatte - aber ich trat weiter in die Pedale.
Vielleicht würd ich mich ja auch täuschen...

Wir kamen viel zu schnell oben an. Die Kreuzung war aber weg, die normalerweise sich hier befand.
Vor uns lag -
NICHTS!
Es ging nur leicht abwärts und lag in einem dichten Nebel von einem Nichts.

"Tom, lass uns bitte wieder umkehren!" flüssterte ich.
Angst ergriff mich bei diesem Anblick. Dieser Schlund schien mich aufzufressen.
"Ich muss hier weiter!" antwortete er mir traurig.
"Warum?" rief ich, "Lass uns doch einfach umdrehen! Bitte!"
"Ich muss hier weiter, es tut mir so leid!" hörte ich ihn noch sagen.
"Tom, bitte verlass mich  nicht, oh bitte, verlass mich nicht!" schrie ich, als er auf sein Rad stieg und langsam in den Nebel fuhr.
Ich  hatte nicht den Mut, ihm zu folgen.
Ich konnte ihm nur weinend hinterherschreien, bis er ganz verschwand und nicht mehr zu sehen war.

Es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich über einen Traum unter Tränen aufwachte.
MEIN GOTT; was war ich froh, nur geträumt zu haben...

Was lachte ich über diesen nichtigen Traum noch über Tage. Wieso sollte sich mein Seelenpartner das Leben nehmen, lachte ich. Er hat doch mich.


Thomas nahm sich vier Monate nach meinem Traum das Leben.

Sein Frei-Tod hatte mir beinahe selbst das Leben abverlangt.

Diese Zeit damals war die Hölle auf Erden. 
Ich wünsche es niemanden.

Ich träumte dann regelmäßig von ihm. Er hat mir erklärt im Traum, warum er es gemacht hat.

Wir hatten in unseren Träumen unsere Beziehung einfach weitergeführt....es war seltsam, weil mir das niemand glauben wird, dachte ich.
Unsere Träume waren orgiastisch, fantastisch - besser, als man es real im Leben haben hätte können.
Und ich wurde wieder glücklich.
Bis - Thomas mich im Traum wieder besuchte. Wir gingen in meine Küche ( warum die Küche, das weiß ich nicht ), dort hörte ich seine Stimme leise:
"Ich muss gehen!"
Ich sah ihn an und wurde traurig und wütend zugleich: "Wie oft musst du denn noch von mir gehen?"
"Das ist unser letztes Mal hier!" hauchte er mir zu und umarmte mich, so wie wir uns immer umarmt hatten im Leben, fest, leidenschaftlich und innig.
Ich schlang meine Arme um ihn und sprach seinen Namen aus: "Thomas!"
Und so standen wir, meine Tränen taten unendlich weh, dieser Abschied, dieser entgültige verlangte alles von mir ab.
Wie verabschiedet man sich von seiner Liebe, wenn es für immer sein wird?
Ich wusste, daß ich irgendwann mal wieder aufwachen musste, aber ich versuchte es hinauszu zögern....
Auch wenn ich unterm Schlaf das Wasser spürte, welches mir aus den verschlossenen Augen rannte.


Ich ward wohl verrückt gworden....dachte ich mir.

Aber ich habe in der kleinen  Stadt eines Tages nacheinander Thomas beste Freunde getroffen, Tobi und Harry...

Ich erzählte beiden nebenbei, fast zufällig von meinem Traum mit Thomas.

Die beiden kennen sich kaum - aber beide berichteten mir nach meiner Erzählung nahezu das Gleiche: Thomas hätte sich in dem selben Zeitraum bei beiden im Traum verabschiedet - und......BEIDE habe ihm nicht weinend in Umarmung verabschiedet, sondern zum Schluss im Traum verprügelt.



Beide.

Klingt seltsam, aber diese Offenbarung der beiden, unabhängig voneinander;  hat mich überleben lassen...

Ich weiß etwas, was du nicht weißt...

In ewiger Erinnerung an Thomas S.

........................Es geht alles weiter.









 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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