Björn Bergstein

Das Erwachen - Teil 1

Es ist der 12.August 2024. Vor drei Monaten begann es. Die Sterne am Himmel verschwanden und das dunkle Tuch der Hoffnungslosigkeit breitete sich über dem Firmament aus. Ein dickflüssiger Schleier zog sich langsam aber stetig im Meer der Sterne von Himmelskörper zu Himmelskörper und verschluckte das Licht der Planeten mit seiner ölig schwarzen Gestalt. Dieses Phänomen gebar viele Gerüchte unter den Menschen. Einige hielten es für Sternenstaub eines übergroßen Kometen und andere für ein heiliges Zeichen ihrer Schöpfer.   Mit jedem weiteren Tag wichen die Gerüchte den Überzeugungen, als die riesige Wolke sich in lautlosen Schritten unter die Sonne schob, sich ausbreitete und die Tage verdunkelte. Vor allem unter den religiösen Menschen breitete sich schnell die Kunde vom Untergang der Menschheit für die menschlichen Frevel gegenüber Gott aus. Selbsternannte Prediger in abgewetzter Kleidung, mit Fetischen ihrer Religion behangen, gingen durch die Straßen der Städte und unterstützten lautstark die Plakate über ihren Köpfen. „Gott ist gestorben und wir werden ihm folgen“, „Unsere Sünden haben die Dunkelheit gerufen“ und „Wir werden mit Blut für unsere Vergehen bezahlen“. Die Tage entwickelten sich zu Schatten.   Unter dem rostigen Licht einer alten flackernden Öllampe, die sich den Weg durch den Schleier erkämpfte, wich das warme Licht der Sonne einer unbarmherzigen Kälte. Mit jedem Atemzug verstummten mehr Vögel und Tiere. Chaos und Verzweifelung breitete sich unter den Geschöpfen der Erde aus. Die Fernsehsender versuchten anfangs noch, die Menschheit mit Trivialfernsehen bei Laune zu halten, doch die Gerüchte über eine Apokalypse brannten sich wie ein Lauffeuer durch Nationen, Kulturen und Religionen. Mit Notstandsgesetzen unter dem Einsatz von Militär, versuchten die hiesigen Regierungen die Stabilität wieder herzustellen, doch auch unter den Soldaten und der Regierung hatte man die Hilflosigkeit der Situation gespürt. Das Internet war voll von Videos, in denen sich Sekten in Massensuiziden auf brutalste Art und Weise hingaben. Die Versorgung in den Städten kam größtenteils zum Erliegen. Plünderung und Überfälle waren die Folge von Furcht vor der Apokalypse. Es wuchs der Trieb, sich wenigstens selbst zu retten. Der Mensch schien Gesetze und Moral zu vergessen.   Erst vor zwei Wochen hatte ein Professor, beauftragt von den Vereinten Nationen, die Untersuchungsergebnisse seiner Projektgruppe „Dawn“ veröffentlicht. Prof. Dr. Wiestein war der erste Mensch, der die Prognose über das Ende der Welt mit seinem Team indirekt bestätigte. Die bestehende Wolke war kein Staub eines Himmelskörpers.   Jetzt gibt es keinen Strom mehr. Die Zivilisation hat uns verlassen.   Es ist der 12. August 2024 und mein Name ist Lars Steinberg. Seit einer Woche sitze ich in meinem verriegelten Keller und höre nichts außer dem rasselnden Atmen meiner Seele. Heute werde ich meinen Keller verlassen. Ich brauche Essen und Wasser, sonst brauche ich mir keine weiteren Gedanken mehr zu machen.

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