Sabine Brauer

Wilhelmine




Trauerandacht

Gaby bat mich, Gott in diese Trauerstunde mitzubringen. Das will ich gerne tun. Denn durch ihn bin ich auch immer wieder bei Wilhelmine auf das Thema Glauben zu sprechen gekommen.

Wir nehmen Abschied von Wilhelmine.

Ich erinnere mich gern an sie. Sie liebte Opern. An ihrem vorletzten Weihnachtsfest  schenkte sie mir die CD, "Ich bete an die Macht der Liebe." Da waren christliche Choräle drauf. Sie meinte: "Du glaubst da ja dran, deshalb möchte ich sie dir schenken. Ich höre sie auch so gerne, aber nicht wegen der Texte, mir geht es um den schönen Gesang." Und wieviel Freude hatte sie an ihrem Garten und den Blumen. Immer zeigte sie mir irgendeine Blüte und sagte: "Kuck mal, ist die nicht schön?"
Wie ihre Kräfte im letzten Jahr immer mehr nachließen, bat ich sie, Unkraut  jäten zu dürfen. Doch davon wollte sie nichts wissen. "Nee, das mach ich selber, nur im Moment geht et noch nicht." Sie wollte immer alles alleine machen.
Auch Jesus Christus war jemand, den sie nicht kannte.
Wenn ich ihr von ihm erzählte, meinte sie nur: "Ach, weißt du, der Werner und ich sind nicht in der Kirche, aber schlechter wie andere Leute sind wir auch nicht. Wenn der Werner vor mir stirbt, wartet er auf Wolke dreizehn auf mich. Ich beneide dich ja um deinen Glauben, aber ich kann das nicht glauben."

Da dachte ich mir, wenn ich schon nicht mit ihr über Jesus sprechen kann, so kann ich doch mit ihm von Wilhelmine reden. Denn Gott hatte sie lieb, so wie sie war. Er wollte ihr so gerne beistehen. Wie gerne hätte er ihr geholfen, wenn sie es erlaubt hätte. Gott zwingt keinen, ihn anzunehmen. Er hat uns einen freien Willen gegeben.

Bei unserer letzten Begegnung war sie sehr verzweifelt. Ich fragte sie: "Willst du mit mir Beten?", doch sie meinte: "Bete du für mich, ich kann nicht beten." So nahm ich sie fest in den Arm und bat den Herrn Jesus, sich ihrer anzunehmen, wenn ich nach Hause gehe. Bat ihn, ihr die Angst zu nehmen und auch Werner beizustehen, dort im Seniorenheim. Sie war mir dankbar und sagte,: "Du hast recht, der Werner braucht auch Hilfe." Doch die Zweifel, dass Jesus auch für sie gestorben und auferstanden ist, die blieben.
Am nächsten Tag kam sie ins Krankenhaus und hatte eine große Unruhe in sich., die ihr keiner nehmen konnte.
Wie glücklich war ich, als ich erfuhr, Wilhelmine bat den Pastor auf dem Sterbebett, mit ihr zu beten. Sie ist danach ganz friedlich eingeschlafen. Ich bin mir sicher, Jesus hat sie mit offenen Armen aufgenommen und die Engel haben vor Freude gesungen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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