Pia De Pineda

Verschlossene Türen bei Nacht

Damals wohnte ich dann abgelegen in einem Dorf, wohlauserwählt, absichtlich etwas fernab ( für meine Begriffe damals ) der urbanischer Zivilisation.
Um dem ganzen Party-Knall-Sauf-Gelagen-Volk den Rücken zu kehren und mich selbst  zu finden.
Ich änderte also meinen Wohungsort, den ich niemandem verriet, wechselte meine Telefonnummer und besorgte mir ein neues Handy mit anderer Nummer.
Hatte die Schnauze gestrichen voll von meinem Umfeld und dem, was ich dort erlebte und überlebte. So konnte das einfach nicht mehr weitergehen.

Die Ortschaft lag ca. 40 Kilometer vor Regensburg und ab 18.00 Uhr wurden Bürgersteige hochgefahren und Lichter ausgemacht. Gegen Mitternacht war es dort still, wie auf einem Friedhof.
Auch die Anwohner waren alle jenseits der Jugendlichkeit und ließen sich kaum während des Tages blicken.
Wanderte man bei Nacht umher, um frische Luft zu schnappen und Inspiration für neue Gedanken zu bekommen, so waren alle Straßen leergefegt, kein Geräusch, ausser die der windgebtriebenen Blätter war zu vernehmen.
Kümmerte mich kaum, da ich ohnehin meine Ruhe haben wollte und mitten in meiner Selbstfindung war.
Zudem war die Wohnung, die ich erworben hatte, für das Geld riesengroß.
Parterre, mit eingezäunten Garten direkt an der Straße und dennoch ruhig.
Das Einzige was mir seit Anfang an Unbehaben machte, war die Tür, die hinab zum versteinerten Keller ging.
Wie eine Grabkammer sah der feucht-modrige, grau-dunkle Raum aus, der mir nun als Keller zur Verfügung stand.
Seltsamerweise betraten meine sonst so neugierigen zwei Katzen diesen unterirdischen Bereich kein einziges Mal, seit wir dort wohnten, bis zum Auszug.

Da ich von Grund auf einen großen Respekt vor solchen Räumen habe, die mein Unterbewusstsein als "unheimlich" einstuft, bunkerte ich meine Lebensmittel zumeist in der Küche und am Gang...warum sollte ich diesen gruseligen Raum dort unten nutzen, wenn ich denn einen großen Platz oben hatte. Ne, der Keller wurde abgesperrt, da meine beiden Katzen Türen aufmachen konnten und der Schlüssel dafür hing ich am obersten Platz meines Aufbewahrungs-Regal auf.

Diese Zeit in diesem Dorf war seltsam.
Ich kam mir vor, wie in einem Geisterdorf  voller lebendiger Toten.
Auch starrten mich die wenigen Leute so durchaus dringlich jedesmal an, wenn ich einkaufen oder mit meinen zwei Katzen spazieren ging. Das hätte mich nie gestört.
Der eigentliche Grund, warum ich dann aber bald fluchtartig wieder auszog war was anderes...

Dass ich plötzlich von schaurigen Alpträumen heimgesucht wurde, ging auch noch, da man aufwachen konnte.
Ich redete mir ein, dies wär ein völlig normaler Prozess, wenn man sein altes Leben hinter sich lassen wollte.
Das würde im Traum wohl solche Reaktionen hervorbringen. Also war das doch so weit ganz gut.
Es passierte also was in mir.
Dennoch war ich vor'm Zu-Bett-Gehen immer nervös, da ich mich vor diesen Träumen fürchtete.
Ich schlief immer mit meiner Tür offen, damit, falls eine der zwei Katzen zu mir kommen wollte, dies auch tun konnte.
Zudem beruhigte mich ihre Anwesenheit beim verschwitztem Aufwachen.
Aber nachdem mich ihre raschelnden Geräusche und ihre leisen Fusstapsen immer mehr den Schlaf raubten, statt mir Linderung gegen meinen Alp zu geben, entschloss ich mich eines Abends, zum ersten Mal die Schlafzimmertüre zuzumachen.
Doch während ich schlief, stellte ich fest, daß ich es Macht der Gewohnheit doch vergessen hatte, die Türe zugemacht zu haben, die leisen, schlürfenden Tappsgeräusche und das Gefühl, in der Dunkelheit beobachtet zu werden, weckte mich erneut auf... Aber ich machte mir nichts daraus, war es ja schon langsam gewohnt. Ich wollte hellwach aufstehen und die Tür schließen, entschied mich aber doch, liegen zu bleiben - zudem fand ich immer den Schalter erst nach einer Weile. Also warum nicht einfach wieder einschlafen, statt sich zu stressen.
"Sch- sch...raus mit euch!" murmelte ich und schlief kurze Zeit wieder weiter. Wachte dann an einem Sonntag mit den ersten Sonnenstrahlen auf.
Ich stand frohen Dingens auf, um meine Katzen zu füttern und mit ihnen spazieren zu gehen...
UND ERSCHRAK, als ich mich umdrehte.
Dieser Schock fuhr mir von Kopf bis Fuß und lähmte kurzzeitig meine Atmung mit einem schmerzhaften Stich in der Brust:

Meine Schlafzimmertüre WAR zu und als ich zitternd zum Türhebel griff, betete ich, daß sie NICHT verschlossen wäre...
aber sie war stramm und fest eingefahren, da ich sie am vorherigen Abend zugesperrt hatte...
Mir ging an diesem Morgen soviel durch den Kopf.
Ich dachte an die unzähligen Nächte, an denen ich diese Schritte gehört hatte und sie meinen Katzen zugeschrieben hatte - nun waren sie letzte Nacht aber wieder ganz klar in meinem Zimmer zu hören gewesen, wie sie im Schatten hinter mir rumschlichen, obwohl niemand mein Zimmer hätte betreten können.
Was war es also, wenn es nicht einer meiner Katzen sein konnte?
Der Keller öffnete sich mental in meinem Geist.
Hatte es was mit diesem gruseligem Grabgemäuer zu tun, was ich unbewusst verarbeitete?
Was war, wenn ich nachtnächtlich Zeuge eines Geist-Besuches war, mir eines Tages wirklich noch was passieren würde und niemand wüsste, was in der Nacht geschah...ausser meinen Katzen.

Nach dieser Nacht ließ ich immer die Türe offen und im Gang brannte immer Licht, daß mir bis zum Schlafzimmer ein wenig Licht schenkte.
Aber dieser immer wiederkehrende Alptraum eines schwarzen Schattens, mit kleinen punktroten, leuchtenden Augen, das am Boden entlang kroch und sich zu einem gewaltigem Koloss auftürmen konnte, wurde immer realistischer.
Selbst, als ich schließlich bei vollem Licht im Schlafzimmer meinen Schlaf suchte.
Wachte ich extrem verschwitzt auf ( es ist kein Märchen, nach einem horriblen Alptraum wacht man schweissgebadet auf! ) hörte ich immer noch bei vollem Bewusstsein, wie sich Schritte davon machten, bevor ich mich umdrehen konnte.

Ich würde gerne den Namen des Dorfes offenbaren, kann aber vorerst nur schreiben, daß die Ortschaft ca 40 Km vor Regensburg liegt.
Bin heilfroh, nun wieder in der Stadt zu wohnen.

Doch ich schlafe hier im Schutz der Höhe - ich suchte mir seitdem immer Wohnungen, die mindestens im zweiten Stock lagen - wenn ich allein bin, immer noch mit einer Lichtquelle und aus der Ferne spüre ich, wie mich dieses Ding weiterhin sucht...
Doch ich habe das größte Schutzschild gefunden, daß ein Mensch in und um sich aufbauen kann:

Der Glaube an eine höhere, liebende Instanz und die Macht, die man dadurch gewinnt, endlich lieben zu lernen.

"An Gott glaube ich, Gott ist Liebe und ich diene bedingungslos Gott. Niemand kann durch mein Schild, daß aus Liebe besteht. Mein Licht; meine Kraft ist Gott. Dämon, Satan verschwinde, denn gegen mich bist du machtlos!" flüsstere ich immer, wenn der Schatten einst versuchte, mir erneut Angst zu machen. Angst ist es, wovon dieses Elend sich ernährt.
Ich weiß, daß es viele Menschen gibt, die es ähnlich erging oder noch ergeht...

Den Gedanken, Gott wäre ein weißbärtiger, weiser Mann in den Wolken sollte man schleunigst verbieten.
Gott ist eine Bezeichnung, die ich als reinste, mächtigste Energie bezeichne, die in jedem von uns steckt.
Man muss nicht an "GOTT" glauben, um die Liebe, fernab jeglicher Sexualität zu lernen.
"Gott" ist gut definiert in einem winzigem Bereich deines Gehirnes.

Der Mensch möchte glauben...
Und wie sehr bin ich doch ein Mensch.






 

Hätte diese Erzählung auch unter WAHRE GESCHICHTEN setzen können... aber macht ja nichts ^^ Pia De Pineda, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Pia De Pineda).
Der Beitrag wurde von Pia De Pineda auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Pia De Pineda als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Am Kamin – Gedichte zur blauen Stunde von Anne Degen



Zusammen mit Freunden am Kamin zu sitzen bedeutet:
Gute Gespräche führen, den Tag geruhsam ausklingen lassen, seinen Gedanken und Träumen nachhängen ...
Der Gedichtband „Am Kamin – Gedichte zur blauen Stunde“ von Anne Degen will genau das: Den Leser als guten Freund, mit Gedichten, die wie kleine Geschichten aus dem Leben erzählen, am Träumen teilhaben lassen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Unheimliche Geschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Pia De Pineda

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Was wäre, wenn es wäre? von Pia De Pineda (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Lena von Christopher O. (Unheimliche Geschichten)
Bis an die Grenze - Ein Tatsachenbericht ( Fortsetzung 1 ) von Ralph Bruse (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen