Rolf Kirsch

Die Wettmafia

Bruno hat jetzt in einem kleinen Kreis zugegeben, dass er, jedenfalls gehe er, Bruno, davon aus, sich den kürzlich aufgedeckten Machenschaften der Wettmafia nicht gänzlich habe entziehen können. Auf die erschrocken aufgerissenen Augen aller Umsitzenden hin habe Bruno nach einer kurzen Pause bedeutungsvoll genickt und eingestanden, dass er sich immer schon, soweit er sich erinnern könne, dem Glanz des Geldes nicht habe verschließen können.
 
Erst auf den Einwand des neben ihm Sitzenden, dieser könne sich überhaupt nicht erinnern, dass Bruno sich jemals für Fußball oder eine andere Sportart interessiert habe, erst auf diesen Einwand hin habe Bruno eingestanden, diese Einschätzung sei nicht ganz richtig. Er, Bruno, habe bisweilen schon um Schalke gezittert und bisweilen gehofft, Bayern München würde verlieren. Aber sonst, da gebe er allen recht, aber sonst gäbe es für ihn Wichtigeres im Leben als Fußball. Gerade deswegen aber sei es ja so bedauerlich, dass er den Machenschaften der Wettmafia anheim gefallen sei.
 
Auf Wunsch zweier besorgter Mitmenschen, er möge sich einmal genauer erklären, inwieweit seine Verstrickung in diese Untaten denn fortgeschritten sei und nach erteiltem guten Rat eines anderen Gastes, er möge möglichst rasch eine polizeiliche Dienststelle aufsuchen, dort würde man ihn sicherlich nicht gleich verhaften, sondern einem reuevoll Geständigen auch Schutz und Fürsorge zukommen lassen, erst nach diesem Rat ließ sich Bruno herbei, in seine Rede auch einfließen zu lassen, dass er sich sowohl als Täter wie als Opfer fühle, eigentlich mehr als Opfer.
 
Dem Einwand stattgebend, er solle nun endlich mit der Sprache herausrücken, danach würde er, Bruno, sich erleichtert und sehr viel besser fühlen, habe Bruno sich einen Ruck gegeben und "also gut" gerufen und schließlich nach einer langen Pause ohne Umschweife zugegeben, dass er am letzten Mittwoch einen Lottoschein ausgefüllt habe, geblendet von der Aussicht auf das große Geld, er am nachfolgenden Donnerstag habe aber feststellen müssen, dass er statt sechs Richtiger nur zwei Richtige gehabt habe, somit seinen ganzen Einsatz an diese mafiöse Lottergesellschaft verloren habe. Aber, so Bruno, dass sei ihm eine Lehre für alle Zukunft. Einmal in seinem Leben nur habe er mit geringem Einsatz an das Geld anderer Leute gewollt. Aber ihm sei übel mitgespielt worden. Täter und Opfer sei er. Täter und Opfer. Aber damit sei nun Schluss.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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