Rolf Kirsch

Das Silvesterfeuerwerk

Bruno, so wurde berichtet, habe jetzt in einem kleinen Kreis eingestanden, dass er, Bruno, sich nach Jahrzehnten zum ersten Male wieder getraut habe, am Silvestertage um 24.00 Uhr ein kleines Feuerwerk abzubrennen. Nicht einmal zur Jahrtausendwende habe er Raketen und Böller besorgt, denn, so Bruno, er habe sich immer wieder den Aufrufen besonnener Menschen untergeordnet, die statt Feuerwerk und Knaller lieber das eingesparte Geld gemeinnützigen Zwecken zu widmen mahnten oder darauf mit Sorge hinwiesen, dass gerade zu Silvester Haus- und Stalltiere durch den Silvesterlärm so verängstigt würden, dass bleibende psychische Schäden oft nicht ausblieben.
 
Bruno, so hieß es, habe daher im Gegensatz zu den Jahren zuvor am Tage vor den Silvesterfeierlichkeiten in einem einschlägigen Supermarkt zwei Brilliant-Fontänen zu je € 2,99 mit einer Brenndauer von genau 70 Sekunden sowie 10 Riesenwunderkerzen mit minutenlangem Sprühsternschauer erstanden. Bruno habe betont, dass diese Ausgabe sicherlich nicht übertrieben sei und ihm nach so langer Zeit der Silvesterenthaltsamkeit einen sensiblen Wiedereinstieg in das übliche Silvestertreiben ermöglichen könne. Aber, so ließ Bruno wissen, auch dieser harmlose Kauf hätte seinen ganzen Mut erfordert.
 
Denn als er die ausgesuchte Silvesterware auf das Laufband, das zur Supermarktkasse führt, abgelegt habe, hätte ein älteres Rentnerpaar angesichts der von Bruno gekauften Brilliant-Fontänen und Wunderkerzen sichtbar die Nase gerümpft und so laut genuschelt, dass es von Bruno auf jeden Fall unmissverständlich zu hören gewesen sei, dass diese ganze Silvesterknallerei zum Teufel gehöre, das Geld lieber einem guten Zweck zugeführt werden solle und Haustiere und alte Leute durch diesen Unfug nur verschreckt würden, so dass bleibende Schäden hinsichtlich des Gehörs oder dringend benötigter Tiefschlafphasen fast immer zu befürchten seien.
 
Bruno, so ließ der die Umsitzenden wissen, werde sich im nächsten Jahr auf jeden Fall reiflich überlegen, ob er noch einmal Feuer- und Böllerwerk erstehen wolle. Für die diesjährige Silversterfeier allerdings sei die Ware nun einmal erworben worden und habe verwendet werden müssen. Damit von diesem unnützen Gegenständen keinerlei psychische Gefahr ausginge, habe er die Wunderkerzen in der leeren und abgeschlossenen Garage einzeln abgebrannt und die beiden Brilliant-Fontänen im Garten unter einer angefeuchteten Decke gezündet.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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