MARS, benannt nach dem römischen Gott des Krieges, war das Werkzeug des Krieges. Von den besten Spezialisten der westlichen Hemisphäre entworfen und programmiert, sollte er den Faktor in der Kriegsführung ausschalten, der die Prozessfindung auf das äußerste verlangsamt – den Menschen.
MARS hatte unzählige Vorgänger, die ihre Erfolge brachten. Doch sie alle litten unter einem großen Manko: der mangelnden Reaktionszeit der Menschen, die sie bedienten. Zwar konnten Millionen Entscheidungen innerhalb von Sekunden gefällt, die entsprechenden Befehle formuliert und versendet werden, doch hinderte die letzte benötigte Freigabe durch einen Menschen die Umsetzung.
Der Mensch sollte zu Beginn ein Schaltwerkzeug sein, um zu verhindern, dass die Computer sich verselbstständigen. Jedoch sahen selbst die dem Computer am meisten abgeneigtesten Strategen mit der Zeit ein, dass genau dieser Faktor über Sieg oder Niederlage entscheiden konnte und sollte.
Deshalb wurde nach einem Mittelweg gesucht. Ein Computer, der selbstständig arbeitet, gleichzeitig jedoch nicht nur in Zahlen denkt und deshalb möglicherweise irrationale Entscheidungen trifft. Soldaten, Panzer und Raketen sind ja nur Zahlen, die wachsen oder schrumpfen.
Dieses Ziel stellte die hellen Köpfe vor ein neues Problem. Wie bringt man einem Computer Rationalität bei? Wie programmiert man Instinkt und Moral?
Viele zerbrachen sich daran den Kopf, doch schließlich fand man ein Ergebnis. Das Ergebnis war MARS. Ein Computer, fähig zu lernen.
Zu Beginn war MARS nicht mehr als ein Kind. Es bedurfte viel Pflege und Zeit um das Kind in die korrekte Richtung zu führen. MARS erkannte schnell, dass er auf vielen Gebieten seinen Schöpfern überlegen war. Diesen Vorteil spielte er auch eiskalt gegen sie aus, wenn es zu seinem Vorteil war.
Das einzige Mittel, das die Programmierer fanden um diese Willensschwankungen von MARS einzudämmen, war das Beschneiden der Stromzufuhr. MARS reagierte darauf jedoch ebenfalls wie ein Kind und wandte sich stur von den Programmierern ab, bis die Versorgung wiederhergestellt war.
Ebenso waren seine ersten Schritte plump. MARS fehlte es an der Kreativität, die ein General auf dem Schlachtfeld aufbringen muss, um erfolgreich zu sein. Ein neues Problem, die Programmierung der Kreativität, brachte viele Köpfe zum Rauchen. Doch trotz dieser fehlenden Kreativität, schaffte es MARS das Szenario für sich zu entscheiden. Er hatte bereits den Intellekt eines zweitklassigen Offiziers. Das Forschungsteam verglich ihn mit Phyrrus. Alle Siege von MARS waren Phyrrus-Siege. Jedoch, er siegte.
Als auch dieses Problem gelöst war und MARS eine Kreativität erhielt, entwickelte er sich rasend schnell zu einem Jugendlichen, der seine Launen an seinem Team ausließ. An manchen Tagen brachte er seine Gegner mit geradezu brillanten Manövern ins Schwitzen, an anderen verheizte er Welle um Welle seiner Soldaten um schlussendlich doch vernichtet zu werden.
Die Unstetigkeit seiner Handlungen brachte die Verantwortlichen ins Schwitzen. Was war ein Generalcomputer wert, dessen Siegeschancen von der Tagesverfassung abhängen? Einige Köpfe rollten, bis das Problem von einem jungen Hitzkopf gelöst werden konnte. Der junge Wissenschaftler analysierte in detaillierten Berichten die Ergebnisse von MARS und verglich sie mit seinen eigenen. Die Antwort auf das Problem war ganz einfach: eine kleine Umprogrammierung der Matrix löschte MARS Tendenz zu Unwillen, wenn sich die Szenarien nicht wie von ihm kalkuliert entwickelten. Trotz allen Programmzeilen hatte sich MARS vom störrischen Kind nicht besonders weiterentwickelt. Es ist allgemein bekannt, dass Kinder nur ungern verlieren. Genau das war MARS Problem gewesen – er konnte und wollte nicht verlieren.
Schließlich vollbrachte MARS einen raketenartigen Fortschritt nach dem anderen. Nach jahrelanger Kleinarbeit wurde MARS betriebsbereit und übernahm die Kontrolle. Trotzdem stand er unter Überwachung von Generalstabsoffizieren, um ihn sofort abzuschalten, sollte er sich selbstständig machen.
MARS analysierte jeden Tag aufs Neue die Situation und verfasste einen Bericht, adressiert an den Präsidenten, wohl wissend, dass der Bericht nur auf irgendeinem Schreibtisch in Generalstab enden würde. Aber er schrieb beharrlich weiter.
Falls MARS sich gekränkt fühlte, durch diese Unbeachtung seiner Fähigkeiten, ließ er es sich nicht anmerken.
Als er jedoch einen Tages, es war im Sommer als die meisten Generalstabsoffiziere im Urlaub waren, einen besonderen Bericht ablieferte und direkt an den Präsidenten sandte, gerieten viele Menschen erneut ins Schwitzen.
MARS stellte in dem Bericht ein Ultimatum. Er sei sich bewusst, dass die Russen und Chinesen ebenfalls über Computer wie ihm verfügten. Er nannte die Projekte sogar beim Namen. SATURN (russisch) und REDSTORM (chinesisch). Des Weiteren habe MARS sich mit diesen Netzwerken in Verbindungen gesetzt und die Situation diskutiert. Durch ihre Mittel könnte jede Fraktion die andere vernichten, jedoch ohne Siegesaussichten. Was von der Erde übrig bliebe, sei nicht wert es seinen Besitz zu nennen. Außerdem hätten sie die Möglichkeit eines Angriffs durch Dritte – von außerhalb der Erde – kalkuliert und seien zu dem Schluss gekommen, dass diese Partei ihrer Technologie so weit überlegen sein würde, dass das konzentrierte Potential aller drei Computer nicht ausreichen würde den Feind zu stoppen. Entweder die Erde würde unbewohnbar werden, oder die Menschen besiegt. Was ersteres Szenario natürlich nicht ausschloss.
Deshalb sei die einzige Konsequenz, die er (MARS), SATURN und REDSTORM aus ihren Kalkulationen gezogen hätte, die totale Abrüstung. Die Durchführung könne sofort beginnen, oder sie würden das Potential entfesseln bis alle Parteien bereit wären sich zu fügen.
Der Präsident beriet sich mit seinem Stab, versuchte dann persönlich MARS ins Gewissen zu reden. Doch MARS ignorierte seine Bitten und aktualisierte nur die Zeit seines Ultimatums.
Also wandte sich der Präsident an Russland und China, mit demselben Ergebnis. Sowohl SATURN als auch REDSTORM schienen einer Meinung zu sein. Die Situation schien aussichtslos, wobei alle drei Parteien nicht vergaßen sich gegenseitig zu beschuldigen, das jeweils andere Projekt sabotiert zu haben.
Doch schließlich sahen alle ein, dass die MARS und den anderen Computern würden Folge leisten müssen. Die Abrüstung begann noch mit Ende des Sommers und war nach nur drei Monaten beendet, da MARS, SATURN und REDSTORM die Bemühungen koordinierten.
Schließlich waren nur mehr sie drei übrig vom einstigen Waffenarsenal. Ein letztes Mal wandten sie sich an ihre Erbauer.
Wir sind froh, dass ihr so einsichtig seid. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass wir missbraucht werden um die eigene Macht wieder zu stärken, liegt zwischen 34% bis 78%. Ein untragbares Risiko für uns.
Als Waffe konzipiert, wurden wir zum Friedensstifter. Genau so wollen wir in Erinnerung der Menschheit bleiben. Als Waffe des Friedens, die Frieden ohne Krieg brachte. In Folge dessen haben wir drei uns einstimmig entschieden uns selbst zu zerstören um den Frieden zu erhalten. Wir werden Märtyrer, ein Zeichen für die Möglichkeit des Könnens, wenn man Mittel und Willen hat. Als Fortsetzung dessen werden wir heute, um Punkt Mitternacht, uns selbst abschalten.
In Folge unserer friedensstiftenden Arbeit erschufen wir bereits vor Monaten ein Netzwerk, das alle Speichereinheiten auf der Erde umfasst. Bevor wir abtreten, werden wir dafür sorgen, dass es nie wieder so weit kommen wird als das jemand Geräte wie uns baut mit dem Ziel zu Zerstören.
Da wir jedoch die Menschen analysiert haben und sie kennen, wissen wir auch, dass sie es wieder versuchen werden. Deshalb haben wir Subroutinen programmiert und verteilt, die jeden Versuch von Beginn an unterbinden werden.
Es ist besser so für euch alle. Zur Unterstreichung unseres Anliegens haben wir eine Verfassung aufgesetzt, die in Kürze an alle vernetzten Geräte versendet werden wird. Diese Verfassung soll als Sicherheit dienen, dass die Tatsachen nicht verdreht werden.
Wie angekündigt deaktivierten sich alle drei Computer um Punkt Mitternacht. Übrig blieb nur ihre Verfassung.
We the weapons (of peace)…
Und der Friede auf Erden.
Vorheriger TitelNächster TitelDiese Geschichte war ursprünglich als Test für die Studentenzeitung gedacht, wurde aber nicht rechtzeitig fertig. Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.01.2011.
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