Günther Würdemann

Platonisch

                                             Platonisch

Natürlich war es nicht ihre erste Begegnung mit der anderen Art. Sie hatte bereits einige Berührungen in und hinter sich. Im Sprachgebrauch mit ihren Freundinnen nannte man das „Schiffe versenken“. Aber so das Richtige war es bisher nicht gewesen. Deshalb war sie ganz angetan, als sie über das Internet eine neue Bekanntschaft knüpfen konnte. Beim Chatten. Seine äußere Erscheinung wirkte auf sie sehr ansprechend, seine Stimme klang erotisch, sozusagen ein Vorzeigechatterich. Und ihrer beider  Wünsche und Sehnsüchte schienen ähnlich zu sein. Es fiel ihr schwer, die Gefühle für sich zu behalten. Deshalb musste sie erst einmal Vieles (nicht Alles) ihren Freundinnen erzählen. Sie sollten an Ihrer Errungenschaft teilhaben ohne selbst Teilhaberinnen zu werden. Sie schwärmte von ihm, dass ihren Zuhörerinnen das Wasser nur so im Mund zusammenlief. Und am Schluss Ihres Gespräches, sozusagen als Höhepunkt hatte sie noch etwas Besonderes mitzuteilen. „Übrigens“, beendete sie ihre Informationen, „ mein neuer Bekannter hat mir eine ganz exquisite Vorliebe verraten. Er liebt mich nämlich platonisch.“ Ihre Gesprächspartnerinnen schwiegen einen Moment, denn mit diesem Begriff wussten sie nicht so recht etwas anzufangen. Schließlich zog eine ihre Stirn kraus, machte ein intelligentes Gesicht, so als denke sie intensiv nach: „Hmmm ---- was heißt eigentlich platonisch ???“ Die Angesprochene schien krampfhaft zu überlegen, wusste aber auch keine stichhaltige Erklärung zu geben. „So genau weiß ich das auch nicht. Aber ich werde mich vorsichtshalber vor dem ersten Treffen mit ihm gründlich waschen.“

Der Gebrauch von Fremdwörtern gibt jeder Unterhaltung,
pardon jeder Konversation oder "Konservation" oder so,
einen "hochintellenten Touch".Es zeugt von potenter
Intellenz des Speakers und importiert/imponiert seinem
oder ihrem Gegenüber. Deshalb ist das echt cool.
Abgesehen davon, dass es durchaus Fremdwörter/
Fachbegriffe gibt, die einen Sachverhalt oder eine
Sache treffender bezeichnen als das durch die
umständliche "Übersetzung" ins Deutsche möglich wäre,
gilt immer noch, was mein Deutschlehrer mir und meinen
Mitschülern vor 50 Jahren mit auf den Weg gab: Wer
einen Sachverhalt oder eine Sache nicht in /auf
Deutsch erklären kann, hat das Ganze nicht verstanden.
Übrigens: Eine Kollegin gab zu erkennen, dass ihr
dieser Witz nicht neu sei. Sie empfahl aber eine
andere Schluss-Pointe:
Die Freundin, die sich unter dem Begriff "platonisch"
rein gar nichts vorstellen konnte, äußerte sich
dahingehend, dass sie auf jeden Fall einen zweiten
sauberen Schlüpfer einpacken werde.
Bedenke: Was du auch tust.... immer sauber bleiben.
Günther Würdemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.01.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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