In Essen liegen die Linken auf der Straße. Schon der 5. linke Handschuh, den ich seit dem Wintereinbruch auf Essens Straßen fand.
Nr.5 gab ich aber brav an der Bude auf dem Bahnhof ab. Aber warum? Sonst hängst Du die Dinger doch auch irgendwo auf den Zaun und gut iss. Nein. Nr.5 tat mir leid. Er war nicht besonders schön. Aber irgendwas hatte der kleine, braune, sicher unpolitisch gestrickte Stoffhandschuh an sich.
Sprach er mit meiner inneren Eieruhr? So in etwas. He Du! Nimm mich mit. Gib mich ab. Ich werde gesucht? Vielleicht war es auch nur ein Rest von Mitleid, weil 3 Kids mit ihm Fußball spielten. Auf die Bahn zu warten bei der Kälte iss ja auch langweilig. Ich kann diese neue Wegschmeiß-Mode nicht verstehen.
Schon der 2. Winter hier in Essen, wo mir das auffällt. Aber warum überwiegend linke Handschuhe? Ist das politisch zu sehen, weil uns hier 5 Jahre Schwarz-Jürgen regierte? Lägen etwa sonst rechte Handschuhe auf den Wegen herum? Eingefleischten Linkshändern passiert so etwas sicher auch nicht. Wem dann?
Ich glaube inzwischen an Opfergaben an die Alltagshektik. Schneller. Höher. Weiter. Natürlich für das Gehalt von 2008. Und diese Spirale dreht sich immer schneller. Auch ich merke das. Angst ist zur Handelsware mutiert. Deshalb diese Handschuhe? Komm wieder runter.
Schluß mit der Grübelei und erst mal frühstücken. Für so einen Scheiß interessiert sich doch sonst kein Schwein. Oder etwa doch? Das hat man davon, wenn sich gute TV-Serien ins Leben schleichen. Aber die muss man ja inzwischen mit der Lupe suchen. Genau wie den allseits erwähnten Aufschwung. An meiner Geldbörse ist er wohl vorbeigeschlichen.
Ab morgen werde ich alle gefundenen Handschuhe mitnehmen und mittig am Fenster ausstellen. Und warten was passiert. Vielleicht werde ich eines Nachts vom Schluchzen eines dieser "Einzelgänger" geweckt und er erzählt mir seine Geschichte.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.01.2011.
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