Da waren wir so unsportlich, den Großen Arber mit dem (alten) Sessellift zu „besteigen“, hatten aber durchaus plausible Argumente dafür: erstens wollten wir eben eine „Bergwanderung abwärts“ machen, hatten zweitens einen langen „Anmarsch“ - natürlich mit dem Auto - von Passau her und drittens, wenn man eine „ordentliche“ (das heißt natürlich eine zeitlich und wegemäßig lange) Wanderung macht, ist dies vom heiligen Alpinismus abgesegnet oder zumindest nur eine lässliche Sünde...
Als Abstieg hinunter zu kleinen Arbersee wählten wir den Ziehweg der Schiabfahrt und schlugen uns auf halber Höhe nach links, fanden auch ein Steiglein, das direkt und steil zum Arbersee hinunterleitet. Da kündigte mein Weib an, dass sie nun schon Schwammerl in den Knien bekomme. „Klar,“ sagte ich, „weil du deine Teleskopstöcke noch immer im Rucksack hast, statt sie zu benutzen!“
Plötzlich ein tierischer Schrei von hinten, und zwei Mountainbiker (die Bikes haben ja keine Klingel) fuhren auf der sowieso nicht befestigten, im weichen Waldboden verlaufenden Steigspur herunter! Sie konnten - eine tiefe Bremsspur hinterlassend - gerade noch bremsen, ehe sie uns zu Brei fuhren. Ich schimpfte ein wenig, dass dies eine Sünde an der Natur sei und ob sie wirklich überall herumfahren müssten. „Ja, Himmel.....wisst´s ihr denn ned, welchen Schaden ihr da im Waldbod´n anrichtet´s?“
Einer der beiden, ein junger, war nicht auf`s Maul gefallen und gab zurück: „und de Wanderer mit de Teleskopsteck´n machen des ganze Grundwasser kaputt!“ „A` so ein Schmarrn,“ meinte ich, „wo wart`s denn ihr in der Schule?“ „Des geht euch wieder gar nix oo!“ platze der andere Biker heraus und sie verschwanden wie die wilde Jagd...
Drunten am See setzten wir uns auf einen Stein, schauten die schwimmenden Inseln an und die Hütte, aus deren Kamin wohlriechender Rauch vom gemütlichem Holzfeuer kam, sahen das herrliche Smaragdgrün des Sees, die glasklare Luft die goldene Laubfärbung und die niedlichen Entlein im See...
Wir verzehrten auch noch das gute Schnitzelbrot aus dem Rucksack, aber so recht kam bei mir keine Bergwanderfreude auf. „Machen das Grundwasser kaputt!“ motze ich nach - „A so ein Schmarrn!“
Von hier war es noch eine gute Stunde zu marschieren über die Mooshütte und den Brennes bis zum Parkplatz an der Talstation der Bahn, wo unser Auto stand. Der heilige Alpinismus hatte uns die Bahnfahrt sicher schon deshalb verziehen, weil wir doch als Naturschützer aufzutreten versucht hatten...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.01.2011.
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