Jessica Möhl

Stromausfall

Es
war ein Tag wie jeder andere. Ich hatte mein letzten Schultag hinter
mir und ging nach Hause. Mein Vater war arbeiten und ich verschickte
mehrere SMS an meine einzige Freundin. Später um 17.00 Uhr kam mein
Vater nach Hause. Ich saß vor dem Fernseher und guckte ein
spannenden Film. Als mein Dad mich begrüßte, schwieg ich und
starrte weiter auf den Bildschirm. Auf jeden Fall hatte er mir
irgendwas gesagt, aber ich hatte mich so auf den Film konzentriert,
dass ich es nicht mitbekam. Hätte ich bloß zugehört! Dann war er
weg und ich wusste nicht wohin er ging. Um 17.30 Uhr saß ich im
dunklen Zimmer und spielte mit meinem Handy. Da bekam ich eine SMS
von meinem Dad:„ Helfe mir! Komm bitte mit Hilfe, sofort!“ Ich
hatte etwas Angst, wusste zuerst nicht, was ich jetzt machen sollte
und schrieb zurück:„ Wo steckst du?“ Aber kurz bevor er
antworten konnte, musste mein Handy ausgehen. Der Akku war leer,
schnell schnappte ich mir das Ladegerät und schloss es an. Aber was
geschah!? Wir hatten Stromausfall, ausgerechnet jetzt. Ich wusste
nicht, wo mein Vater in Schwierigkeiten war, weil ich nicht zugehört
hatte. Nichts ging mehr. Voller Panik rannte ich im finsteren Haus
herum. Auch draußen war es schon dunkel und verzweifelt zündete ich
mit zitternder Hand ein paar Kerzen an. Ich hatte Angst, Angst um
mich und meinem Vater. Ich wollte nicht raus gehen, da draußen nur
schreiend Kinder herum liefen. Ich legte mich schlafen und wartete
bis zum Morgen. Am nächsten Tag versuchte ich den Fernseher an
zuschalten. Aber wir hatten immer noch kein Strom. Ich zog mir eine
Jacke über und spazierte draußen herum, dabei bemerkte ich, dass in
Läden eingebrochen wurde. Bei dem Anblick fühlte ich mich unwohl
und ging schnell weiter. Ich suchte verwirrt meinen Vater, aber er
war nicht zu finden. Ich klingelte bei unseren Nachbarn, fragte nach
einem Handy und versuchte meinen Vater zu erreichen, aber er ging
leider nicht ran. Traurig ging ich um 16.30 Uhr wieder in das Haus
und weinte Pausenlos. Ich konnte niemanden anrufen. Ich war völlig
alleine. Nichts ging mehr, mein Handy nicht, bei meinem Nintendo
wurde der Akku schwach und ich musste dauernd Kerzen anzünden. So
ging es immer weiter. Ich musste unseren Grill anzünden um mir etwas
zu kochen. Am Tag versuchte ich irgendwo Lebensmittel zu kaufen. Aus
dem Wasserhahn kam auch kein Wasser mehr. Ich musste bei Regen soviel
wie möglich Regenwasser auffangen. Duschen und waschen ging kaum
noch, ich stank und meine Haare waren so verfilzt, dass ich sie
abschneiden musste. Die Polizei wusste auch nicht mehr weiter bei all
den Diebstählen und Plünderung rannten sie später nur noch ratlos
herum. Ich verbrachte meine Zeit fast nur noch mit lesen, malen und
Fahrrad fahren, da ich kaum zu essen hatte wurde ich später immer
dünner. Aber ich versuchte durchzuhalten und schlief viel. Meine
Nachbarn halfen mir auch nicht mehr. Jeder musste für sich selbst
sorgen. Bei mir wurde sogar mal eingebrochen... Sie hatten mir nur
ein paar Dosen geklaut. Ich wusste nicht, ob ich das noch lange
durchhalten würde. Ich hatte zu niemanden mehr Kontakt. Fuhr zwar
bei meiner Freundin vorbei, die aber nicht da war. In der ganzen
Stadt war nichts los. Manche Leute rannten orientierungslos umher und
ein paar lagen tot auf den Straßen. Ich zündete jedes mal Kerzen
an, bis sie verbraucht waren. Jetzt musste ich mit der Dunkelheit
leben. Die Zeit war hart. Es ging 5 Monate so weiter ohne Strom. Als
ich mal wieder mit dem Fahrrad unterwegs war, hatte ich auf einmal
keine Kraft mehr das Fahrrad zu lenken und knallte auf den Boden. Ich
sah nur noch schwarz... Dann wachte ich plötzlich in einem Bett auf.
Meine Augen weit aufgerissen starrte ich in den Raum. Ich lag völlig
gesund in einem Bett des Krankenhauses unserer Stadt. Außerhalb
meines Zimmers stand ein Arzt hinter einer Glaswand, der meinen Blick
zuerst nicht bemerkte. Ich richtete mich auf und guckte den Arzt an,
der jetzt überraschend zurück blickte und die Zimmertür aufriss.
„Hanna! Du lebst!“ Brüllte er glücklich und machte meinen Vater
darauf aufmerksam, der neben ihm stand. „Dad!“ Rief ich und erhob
mich. Glücklich umarmen wir uns. Nach 5 Tagen waren wir wieder zu
Hause und mein Dad erklärte mir, was eigentlich passiert war mit
mir. Ich fuhr mit dem Fahrrad und stürzte dabei. Ich lag länger als
5 Monate im Koma und war nach meinem verrückten Traum wieder
erwacht. Ja! Zum Glück war es nur ein Traum! Ich war so froh und
hatte mir vorgenommen meinen Vater in Zukunft immer zuzuhören. Ich
hatte sogar Silvester verpennt... An einem anderen Tag guckte ich
wieder einen spannenden Film und starrte gefesselt auf den
Bildschirm. Mein Vater kam ein bisschen später von der Arbeit und
wollte am Abend noch spazieren gehen, aber ich hielt ihn besser auf
und überredet ihn mit mir den Film zu gucken. Aber nach fünf
Minuten ging auf einmal der Fernseher aus. Wir hatten Stromausfall
...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.01.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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