Andreas Gritsch

In Verpflichtung : Maximilian von Weichs



































Potsdam  10. Mai  1939







Liebste Sophie,

nun ist es endlich so weit. Jene Truppen, welche noch vor wenigen Monaten so eindrucksvoll während einer Parade an uns vorüber zogen, streben gen Westen. Ich sehne mich nach dir und versuche seit einiger Zeit, meinen Schmerz in Gedanken an unsere gemeinsamen Tage zu stillen. Du erinnerst bestimmt noch diese stillen Momente in der prachtvollen Hegelallee, am Tage bevor dieser glänzende General am Ende der Parade stramm, während zwei Stunden ohne Bewegung, mit Stolz seine Soldaten im Vorübermarschieren grüßte. Ein in sich gekehrter Befehlshaber, welcher aber stets Würde ausstrahlte durch seine militärische Idee einer subjektiven Notwendigkeit deren Begriff das eigene Handeln vorraussetzt. Aber natürlich war auch die Allee mit den vielen Flaggen, der Marschmusik und all den jubelnden Menschen an sich schon ein absolutes Ereignis.
Nun lebst du schon einige Zeit so fern von mir und ich weiß nicht wie es um dich steht. Noch keinen Brief wolltest du mir beantworten. Der Weg aus Norwegen ist doch nicht weit, ich bitte dich auch heute wieder um Verzeihung. Ohne dich gehe ich doch zu Grunde. Dieser Kuss, dieser eine unverschämte Kuss tut mir noch heute im Herzen weh. Ich war doch nur für einen Moment so hingerissen von jener Feldhaubitzen-Batterie, dieser Stärke und Wirkung hinein in die Zukunft. Ich konnte nicht mehr denken, alle Gefühle sammmelten sich aus dieser Begebenheit zu einem absoluten Übergang. Ich war nicht mehr Ich selbst, bitte verzeih.

Eine gelbe Tasche gab dieser laufenden Aktion in der Vorbereitung seinen Namen. Entstanden durch den Fehler eines jungen Mannes, sein Kommandant sollte dafür büßen, doch was hier wütend enden sollte, barg den ganzen Anfang in sich. Liebste Sophie, ich zerfliesse in Scham durch meinen Fehler, sollte also dieser Tag nicht ein Zeichen für uns beide sein?. Ich erbitte doch nur eine Antwort auf die stillen Momente von damals. Wir fanden doch ohne jede Art der Begrifflichkeit zueinander. Einheiten formieren sich, wie wir nun auch dieser Tage wieder sehen, immer objektiv, aber Logik funktioniert doch am schönsten von innen nach aussen. Bei einem Glas Rotwein, Hand in Hand fern ab vom Alltag schimmern die Sterne auch etwas entspannter. Egal was war, egal was kommt, das Leben vollkommen durch die Nähe eines lieben Menschen zu erfahren - Geht es nicht eigentlich nur darum?
Ich sitze allein in meiner Stube und denke nur noch an dich. Alles andere, und sei es die ganze Welt, ist mir hier und jetzt egal. Was die Zukunft bringt spielt keine Rolle ohne dich. Meinen Kummer ertränke ich seit damals nicht mehr mit Wein, weil er unser Getränk bleiben soll, bis wir uns endlich wiedersehen. In letzter Zeit schlendere ich nachts durch die verwaiste Allee, spüre noch den Stechschritt der Soldaten auf dem Asphalt, doch mache mir keine Gedanken mehr um sie, sondern nur noch um dich. Der Generalfeldmarschall scheint mittlerweile nicht mehr besonders Gedankenversunken, was ob seiner Verplichtung auch nicht verwundert, aber uns beiden ging es doch gemeinsam auch von Anfang an um etwas anderes. Nur um einen einzigen wahren Moment in diesem Leben. Diesen haben wir erfahren, und dieser bleibt uns bis in alle Zeit, auch ohne Betrachtung der Geschichte.

Also verbeibe ich auch diesmal, wie immer, mit lieben Grüssen und einer Bitte um dein Verständnis.
























































.

 
















Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Gritsch).
Der Beitrag wurde von Andreas Gritsch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.01.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Gritsch als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Knuddelbuddelbuntes Kinderland: Festeinband für das Vor- und Erstlesealter von Edeltrud Wisser



Ein Kinderland ist erlebnisreich, bunt und verlockend.
Diese Vielfalt ist in Form von Reimgedichten beschrieben.
Festeinband für das Vor- und Erstlesealter, mit farb. Abb. und Ausmalbildern
Ein Teil des Erlöses aus dem Buchverkauf fließt der Stiftung Fly&Help zu.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Historie" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Gritsch

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Double Whopper von Andreas Gritsch (Ernüchterung)
Der Tod des Templers von Claudia Laschinski (Historie)
Sein letzter Brief von Rainer Tiemann (Freundschaft)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen