16:35 Uhr. Kommissar Lohmann schüttelte den Kopf. Er konnte diese eiskalte Emotion, welche augenblicklich vor ihm lag, nicht fassen. Es war der 23. Dezember, einen Tag vor Weihnachten und Lohmann hatte sich eigentlich für die laufenden 48 Stunden Urlaub genommen. Doch dieser spezielle Fall, ließ den erfahrenen Kriminalisten, außerdienstlich aktiv werden.
„Wer hat den Leichnam gefunden?“ Lohmann schaute sich in dem geräumigen Wohnzimmer interessiert um.
„Die Frau des Hauses“, kam die erschütterte Antwort eines Beamten Vororts, „sie rief uns hysterisch an und das Revier schickte eine Streife. Wir fanden Herrn Mai exakt so vor. Wir haben weder zuvor, noch hinterher etwas angefasst… Es wurde von uns nur der Tatort gesichert!“
Lohmann nickte. „Ausgezeichnete Arbeit Kollegen“, lobte er, „ich übernehme jetzt. Kollege Römer wird mir assistieren. Immerhin bin ich quasi nur Beobachter in diesem Fall.“ Lohmann zeigte ein verbissenes Lächeln, die Sachlage war zu ernst, als unnötige Witze zu reisen. Für Lohmann galt es nun, sich in einer gewissen Distanz zu halten, aber Josefine Römer, eine gute Bekannte des Kriminalisten, vertrat die Ansicht, dass hierbei Lohmanns Intellekt gefragt wäre.
„Wie viel Geld steckt wohl in diesem Haus?“ Lohmann hatte schon von außen, die prunkvolle Villa argwöhnisch betrachtet. In Fällen, wo es um stark betuchte Personen handelte, wateten die Beamten meist durch enormen Dreck aller Beteiligten.
„Frederick Maria Baumert ist Börsenspekulant, er selbst benennt sich auch als Börsenmanager“, Kommissarin Römer, eine drahtige Beamtin mittleren Alters, trat an den Kollegen heran, „höchst erfolgreich, wie es der Augenschein vorgibt. Aber warum ermordet man den Diener des Hauses? Das ergibt doch keinen Sinn!“
Lohmann hatte seit seinem Eintreffen am Tatort, die Hände in seinen Manteltaschen. Er hatte keine Handschuhe dabei und wollte tunlichst vermeiden, dass er versehendlich eine vorhandene Spur zerstörte. „Der Augenschein kann trügen Jo und wegen dem Warum, deswegen sind wir ja nun hier. Das Warum wird sich sicherlich bald erkennbar machen.“
Doktor Janek, der Hausarzt der Familie Baumert, trat in den Wohnsalon und richtete seine Worte an Kommissarin Römer. „Frau Baumert ist nun etwas gelöster. Sie ist bereit um ihre Fragen zu beantworten. Doch ich fürchte, sie wird nicht viel zu dem abscheulichen Mord am Vortag des Weihnachtsabends berichten können. Sie war nicht zuhause als das schändliche Verbrechen stattfand, Herr Baumert auch nicht. Er ist immer noch im Bösencenter. Nur der Junior war zugegen, und seine Bonne.“
Der Kommissar horchte auf. Wo waren die Gouvernante und der Sohn des Hauses? Römer nickte dem Hausarzt zu und gemeinsam mit Lohmann stieg sie die Treppen in den ersten Stock hinauf. „Was bitte ist eine Bonne?“ Etwas irritiert blickte Josefine Römer auf ihren Kollegen, dieser lächelte sanft und antwortete: „Bonne ist eine andere Bezeichnung für Amme. Heut zutage sagt man eigentlich nur mehr Nanny.“
Vor der Tür zum Schlafgemach von Frau Baumert, richtete Lohmann kurz seine Worte an Römer. „Waren die Fotografen schon zugegen? Und die Spurenleute? Damit die Prosektur den Verblichenen abtransportieren kann. Vor dem Haus lauern sicherlich schon duzende von Reportern, und ich möchte vermeiden, das die Aasgeier die Sachlage traumatisch aufbauschen. Die Art und Weise, und der Ort geben gegenwärtig zu denken genug.“
„Selbstredend“, bestätigte Kommissarin Römer, „sobald wir mit Frau Baumert fertig sind, können die Prosekturdiener den Leichnam entfernen.“ Lohmann nickte, dann drückte er die Klinge nieder und öffnete die Tür. „Frau Baumert“, Lohmann stellte die Kollegin und sich rasch vor, „wir untersuchen den Tod ihres Bediensteten und hätten einige Fragen an sie. Ist es erlaubt einzutreten?“
Frau Baumert, sie lag etwas bleich auf ihrem Bett, erteilte die Erlaubnis und Kommissarin Römer stellte die erste Frage, etwas unverblümt kam sie direkt zur Sache. „Können sie sich vorstellen Gnädige Frau, warum ihr Diener in eine derartig religiöse Pose gesetzt wurde?“
Frau Baumert schaute Kommissarin Römer aus rotumrandeten Augen an. Sie schien geweint zuhaben, eigentlich nicht verwunderlich, denn immerhin hatte sie als erste den Ermordeten gefunden. „Nein, kann ich nicht. Es ist mir ein Rätsel. Denken sie, dass es sich hierbei um einen Ritualmord handelt? Thomas ist ein sehr gläubiger Mensch, eventuell hatte er sich innerhalb einer anderen Glaubensgemeinschaft unkorrekt verhalten.“
„Worauf passiert ihre Annahme Frau Baumert?“ diese Frage kam nun von Seiten Lohmanns. „Thomas ist ein eingefleischter Katholik, er ärgerte sich ständig um die samstagmorgendlichen Besuche der Zeugen Jehovas. Und obgleich wir auch nicht gerate angetan waren von der morgendlichen Störung, brachte es Thomas, der normal ein sehr besonnener Mann war, an den Rand der Verzweiflung. Es folgten dann immer lautstarke Konfrontationen, da sich die Jehovas auch nicht so leicht abwimmeln ließen.“
Lohmann sagte darauf nichts, er als Evangelist, glaubte zwar an Gott, aber nicht an die Kirche. Römer blickte seitlich auf ihren Kollegen, doch der Kommissar zeigte keinerlei Gefühlsregung.
„Ich frage mich nur was Thomas heute hier wollte? Er hatte doch frei!“
Diese Aussage war zwar interessant, aber gegenwärtig nicht sonderlich vom Nutzen. Daher blieb der Kriminalist sachlich und hinterfragte nun nach dem Aufenthaltsort von Frederick Baumert Junior und seiner Nanny.
„Ich weiß es nicht“, war die stockende Antwort Frau Baumerts, „als ich wegfuhr, zum Shoppen, da waren beide im Haus zugegen. Ich denke aber, dass Julia mit unserem Junior zum Weihnachtsmarkt gefahren ist. So kurz vor dem Heiligen Abend sind die Kinder ja immer sehr aufgeregt und man bekommt sie nur sehr schwer unter Kontrolle.“
„Wie alt ist ihr Sohn?“ Wieder war es Lohmann der die Frage stellte. Frau Baumert richtete sich ein wenig auf und lächelte. „Fredi wurde am 19. November sieben. Er geht seit September in die Schule und er ist unser ganzer Stolz. Als ich wegging, sang er sein Lieblingsweihnachtslied, Stille Nacht. Er singt es eigentlich das ganze Jahr hindurch, aber natürlich jetzt wesentlich verstärkt.“
„Wann gedenken sie“, nun richtete wieder Kommissarin Römer ihre Worte an die Frau des Hauses, „werden ihr Junge und ihr Kindermädchen zurück kommen?“ Frau Baumert richtete sich nun vollends auf, erhob sich vom Bett und blickte auf den Nachttischwecker, dann schaute sie betreten auf die Kommissarin und murmelte konfus. „Es ist jetzt kurz nach fünf Uhr. So um eins herum habe ich das Haus verlassen. Julia weiß, dass pünktlich um sechs das Abendbrot auf dem Tisch steht. Sie hat eigentlich Order, immer um fünf zuhause zu sein. Hoffentlich ist nichts passiert, ich mache mir nun schon sehr große Sorgen.“
„Ihre Nanny wird doch ein Handy haben“, Lohmann war es wieder, der jene Anregung gab, „rufen sie, sie einfach an. Eventuell haben sie nur eine Bahn oder der gleichen verpasst.“ Frau Baumert bedankte sich für den Tipp, er hatte eigentlich auf der Hand gelegen, Frau Baumert hantierte nervös in ihrer Handtasche herum, sie schien ihr eigenes Handy zu suchen, während dieser Aktivität, verabschiedeten sich Lohmann und Römer.
„Glaubst du an der Ritualtheorie von Frau Baumert ist was dran? Die Zeugen Jehovas wären wieder einmal von Thomas, dem Diener, vertrieben worden und ihnen platzte der Kragen und sie gingen Thomas an denselben!“
„Einerseits könnte es so gewesen sein, aber weshalb dann diese abartige Pose… Dornenkrone auf dem Kopf und Nägel durch die Hände… Mitten im Wohnsalon, am Boden auf ein Kreuz geschlagen… ich glaube nicht das ein Gottesmann, egal aus welcher Glaubensgemeinschaft, einen Mord so zur Schau stellen würde. Zudem ist heute Donnerstag, und nicht Samstag… Die Jehovas wären außerhalb ihrer Anwesenheitszeit hier gewesen. Frau Baumert sagte doch das sie immer nur Samstagmorgens hier erschienen!“
Es war wirklich unheimlich, den Ermordeten so zu sehen. Die simulierte Dornenkrone, hierbei gefertigt aus herkömmlichen Draht und kleinen Stahlnägeln, welche in jeden Hausrat zu finden waren, welche auch Jesus aufgesetzt worden war, war weit über die Stirn gedrückt worden und das Angesicht Thomas Mais dadurch Blutbesudelt. Das einfache Holzkreuz, lag auf dem Boden, der Körper des Dieners darauf und seine Hände, waren durch die Handballen, mittels 100er Nägel, gegen das Kreuz geschlagen worden. Einzige Abweichung zur Biblischen Darstellung der Kreuzigung Jesu, war die Tatsache, dass Mais Füße nicht an das Kreuz geschlagen worden waren.
„Warum meinst du“, wandte sich Römer an den Kollegen, „haben die Täter diesem Faktum außer Acht gelassen?“
„Die Täter?“ Echote Lohmann. „Warum meinst du dass es Täter waren? Es könnte ja auch nur ein Täter sein. Und warum man das weggelassen hat? Ich weiß es noch nicht, aber ich denke mal, das diese Pose, nicht geplant war, eher Improvisiert. Der Hammer, und die 100er Nagelschacht, geben mir dies zu bedenken, auch die simpel zusammengeschusterte Dornenkrone lässt diesen Schluss zu.“
Kommissarin Römer gab den Prosekturleuten grünes Licht, sie konnten die Leiche vom Tatort entfernen. Die Wanduhr im Salon zeigte 20 Minuten nach fünf Uhr.
Frau Baumert erschien auf der Treppe, die in das Erdgeschoß führte, sie war noch bleicher als zuvor. Ihre Augen huschten suchend umher, und langsam, beinahe wie in Trance, stieg sie die Treppen herab.
„Ist mein Kind schon nach Hause gekommen?“
Kommissar Lohmann musste das verneinen, zumindest hatte er nichts davon bemerkt. Auch Kollegin Römer konnte diesbezüglich keine positivere Meldung abgeben.
„Ich erwische Julia nicht, ihr Handy ist nicht an. Es geht immer gleich die Sprachbox dran.“
In diesem Augenblick hinein, läutete im Wohnsalon das Telefon. Aufgelöst stürmte Frau Baumert an den schnurlosen Apparat und drückte mit zitternden Fingern die Sprachtaste.
„Wo seit ihr den so lange?“, Frau Baumert wartete nicht ab bis sich jemand meldete, sondern schälte den Anrufer sofort, „und warum hast du dein Handy nicht an? Ich war Krank vor Angst und Sorge um mein Kind.“
Dann verstummte Frau Baumert und ihr weißes Gesicht, verlor noch mehr an Farbe. Kraftlos fiel das Telefon aus ihren Fingern und geschockt ging die Frau in die Knie…
18:05 Uhr, am selben Abend. Herr Frederick Maria Baumert kehrte nach Hause zurück und fand einen unbeschreiblichen Tumult vor. Einerseits waren durch die Kommissare Römer und Lohmann, die Mordkommission zugegen, andererseits, war nun auch noch das Entführungskommissariat Vorort. Frau Baumert erlebte während des Telefonats ihren zweiten Nervenzusammenbruch an diesem Tag und abermals musste Doktor Janek gerufen werden.
„Das ist doch alles nicht möglich“, Herr Baumert behielt zwar die Fassung, dennoch konnte man an seiner Stimme erkennen, dass er das gehörte, absolut nicht glauben wollte.
„Sehen sie in den beiden Vorfällen eine Verbindung?“
„Das kann man nicht ausschließen. Aber auch jene Ritualtheorie, welche ihre Gattin in den Raum stelle, dürfen wir nicht so ohne weiteres unter den Tisch fallen lassen.“
Lohmann hatte, mit Einverständnis aller Beteiligten, das direkte Kommando über die laufenden Ermittlungen übernommen. Obgleich zwei unterschiedliche Abteilungen hier zuständig waren, war man befleißigt bemüht, Hand in Hand zuarbeiten.
„Was genau hat der Entführer gesagt?“
„Das wissen wir noch nicht“, Kommissar Lohmann erklärte die vergangene Situation, „das Telefon läutete, ihre Frau ging ran, glaubte das es ihre Nanny wäre und erteilte ihr eine verbale Lektion. Dann plötzlich verstummte sie und brach zusammen… noch ist ihr Hausarzt bei ihr, aber wir hoffen das wir bald erfahren welches genau der Anrufer übermittelte.“
„Aber sie wissen definitiv dass es sich um eine Entführung handelt?“ so Sachlich Frederick Maria Baumert auch blieb, man konnte an seiner Aussprache erkennen, dass er schon bald die Geduld verlor.
„Ich habe die letzten Worte des Anrufers vernommen“, bestätigte Römer, sie hatte, während Frau Baumert fiel, und Lohmann zu ihr stürzte und sie auffing, das Telefon aufgehoben.
„Ich habe noch gehört, wie verlautet wurde, dass man sich für die weiteren Übergabeformalitäten abermals melden würde.“
Herr Baumert blickte in Richtung des Tannenbaumes, der noch kahl im Wohnsalon stand. Die Weihnachtsstimmung war verflogen, nur mehr die Sorge um den Sohn beherrschte gegenwärtig das prunkvolle Haus der wohlhabenden Familie...
20:22 Uhr. Die Erschöpfung stand allen ins Gesicht geschrieben, Herr Baumert persönlich hatte starken, schwarzen Kaffee gebracht, doch so wohltuend das starke Gebräu anfangs auch wirkte, mittlerweile hatte es seine Power verloren. Das untätige warten, das absolute nichts tun war es, welches die Nerven zermürbte. Frau Baumert war längst wieder zu sich gekommen, doch außer das sie bestätigen konnte, dass Frederick Junior entführt worden war, konnte sie keine wirkliche Aussage tätigen, welche den Beamten hilfreich gewesen wäre. Es blieben nur jene Fragen offen: Stand die Ermordung von Thomas Mai und die Entführung des jungen Frederick Baumerts im Zusammenhang? Und was war aus der Nanny des Kindes geworden?
Lohmann entschied, dass er sich, zusammen mit Kollegin Römer, nun etwas im privaten Umfeld von Baumerts Kindermädchen umsehen sollte. Während die Kommissarin sich die Adresse von Frau Baumert besorgte, sprach Lohmann direkt mit dem Hausherrn.
„Wir werden alles daran setzen, ihr Kind unbeschadet nach Hause zu bringen. Doch sie dürfen uns dabei nicht in den Rücken fallen. Ein Erpresser darf nicht mit seinem tun durch kommen, auch wenn er ihnen droht, bedenken sie immer, das er das Kind, auch bei Bezahlung immer noch töten kann. Wenn er anruft, die Kollegen unterstützen sie. Halten sie ihn hin und versuchen sie so viel wie möglich zu erfahren. Verlangen sie das sie mit ihrem Kind sprechen dürfen und holen sie sich, falls der Anrufer darauf eingeht, genaue Informationen, was aus ihrer Nanny wurde… immerhin könnte sie bei der Entführung involviert sein!“
Frederick Maria Baumert nickte, er nahm die dargebotene Hand des Kommissars an und in dem Moment, als ihr Händeschütteln, das Versprechen Lohmanns besiegelte, in diesen Augenblick, ertönte im Haus das Weihnachtslied Stille Nacht.
„Solange“, Frau Baumert, welche das Lied aufgedreht hatte, erklärte unter Tränen, „bis mein kleiner Junge wieder bei uns ist, gesund und munter bei uns ist, wird dieses Lied unser schmerzhaftes Warten begleiten.“
21:10 Uhr, die Kommissare waren im privaten Dienstwagen von Jo Römer unterwegs. Die Kommissarin hatte die Adresse vorgelesen und Lohmann, der hinter dem Steuer saß, aktiviert den Navigationscomputer.
„Heiligenstädter Straße, Nummer 4.“
„Korrekt“, bestätigte Römer, „zweiter Stock, Tür 9. Gemeindebau, als Gallhofbenannt. Julias vollständiger Name ist Julia Annemarie Kerner.“
Lohmann griff nach dem Funkgerät.
„Wagen 7Charly, für Römer. Erbitten ID Freigabe für Julia Annemarie Kerner, Over.“
Es dauerte eine Weile, dann schließlich, meldete sich die Zentrale.
„Anfrage verstanden. In Arbeit, melden uns, sobald Ergebnisse vorliegen. Base an 7Charly, Over.“
35 Minuten später errichten die Beamten den Wohnblock. Hastig stiegen sie aus und begaben sich durch das Haupttor in das Innere. Orientiert wanden sie sich der Nummer vier zu, mittels eines elektronischen Türöffners verschafften sich die Beamten Zugang und gewandt stiegen sie in den zweiten Stock hinauf.
„Hier die Neun“, Lohmann zückte seine Waffe und gab seiner Kollegin Deckung, während sie das einfache Schloss knackte.
Schwungvoll stieß Römer die Tür auf, in dieser Bewegung drehte sich die Kriminalistin aus dem Türbereich und Lohmann, die Waffe entsichert im Anschlag, setzte vorsichtig seinen Fuß über die Schwelle.
„Kriminalpolizei“, rief der Kommissar, doch in der Wohnung blieb weiterhin alles Still. Achtsam begab sich Lohmann weiter in die Wohnung, Römer sicherte die Tür.
„Es ist niemand hier“, gab Lohmann schließlich Entwarnung, „ruf die Zentrale, die Spurensicherung soll hier antanzen. Noch bin ich mir über Frau Kerners Rolle in diesem Drama nicht im Klaren, aber so oder so, hier muss alles gesichtet und unter Verschluss genommen werden.“
Der Kommissar sicherte seine Waffe und steckte sie weg. Noch immer hatte er keine Handschuhe, daher verstaute er sie abermals in seinen Manteltaschen und schritt so, alles genau betrachtend, durch die kleine Wohnung.
Frau Julia Kerner bewohnte ein zwei Zimmer Appartement. Vom Gang aus, kam man in einen kleinen Vorraum, rechter Hand waren das Badezimmer und die Toilette, linker Hand die Küche und nach Vorne, zur Straßenseite, erstreckten sich der Wohn- und Schlafbereich. Beide Zimmer waren durch einen schmalen Balkon miteinander verbunden.
„Für einen Single“, äußerte sich Jo Römer, „eine gut gelegene Wohnung. Gute Verbindung und dennoch eine ruhige Lage.“
„Mal sehen was wir hier so alles finden. Vielleicht einen kleinen Fingerzeig, wo sich Frau Kerner nun gerate Aufhält.“
Römer begann im Schlafzimmer, während sie routiniert die Durchsuchung vornahm, schaute sich Lohmann im Wohnzimmer um. Da läutete sein Handy und nach der Nummer zu schließen, waren es die Kollegen vom Entführungsdezernat.
„Lohmann“, meldete sich der Kommissar, noch bevor ein Wort von der anderen Seite gesprochen wurde, ertönte die klingende Melodie des Weihnachtsliedes Stille Nacht!
„Schwarzwald hier“, kam es schließlich zurück, „der Entführer hat sich soeben gemeldet. Ob es ein Mann oder eine Frau ist, ist gegenwärtig noch nicht zu sagen. Der Anrufer nutzte einen Stimmensyndizier. Seine Forderung: 80 000 Euro, in kleinen Scheinen, nicht höher als 20 Euro und die Übergabe soll morgen, um neun Uhr sein. Ort: Donauinsel.“
„Einen schlimmeren Ort hat er wohl nicht wählen können. Wie stellt er sich die Übergabe dort vor?“
„Weitere Details folgen erst“, kam die negative Antwort zurück, „laut Telefonat, will sich der Entführer Morgenfrüh, gegen sieben Uhr abermals melden.“
„Verstanden“, Lohmann war während des Gesprächs an der Balkontür stehen geblieben, nun wandte er sich um und sein Blick fiel auf einen Bilderrahmen. Es durchfuhr ihn und hastig trat er näher.
„Jedermann bleibt Vorort. Ich glaube ich habe hier etwas… zumindest ist es ein winziger Ansatz. Jede weitere Änderung der Vorgehensweise ist unverzüglich an mich zu melden.“
Rasch beendete Lohmann das Gespräch und legte das Handy weg.
„Jo“, rief er etwas erstick, „komm mal, das ist ein Hammer.“
Das männliche Gesicht, welches den Kommissar hinter dem Bilderrahmen anlächelte, kannte der Kriminalist nur zu gut. Es war noch nicht allzu lange her, da hatten bei diesen Herren, durch ihn, und durch eine kleine Scharade, die Handschellen geklickt.
„Was gibt es denn?“ Kommissarin Römer fand Lohmann befangen vor. Er stierte ein Bild an der Wand an und in seiner Mimik konnte man jegliche Art von Gefühlen lesen. Schrecken, auch Entsetzen und natürlich Betroffenheit.
„Was hat Frau Kerner mit diesem Individuum zu schaffen?“
„Wie meinst du das? Wer ist der Typ?“
„Es ist grade mal 15 Tage her, da habe ich ihn verhaftet. Wegen Mordes verhaftet. Wenn ich nicht ganz falsch liege, so sollte nach den Weihnachtsfeiertagen, seine Verhandlung beginnen. Aber warum hängt ein Bild von ihm hier in dieser Wohnung. Seine Frau hieß mit Vornamen Claudia… “
„Ich verstehe nicht“, Römer schaute sich das Bild genauer an. Sie konnte jedoch an dem doch sehr charmanten Lächeln nichts Anstößiges abgewinnen.
„Sein Name ist… “, bevor Lohmann weiter sprechen konnte, läutete wiederum sein Handy und aus den Gedanken gerissen, suchte der Kommissar nach dem Telefon. Nachdem er es hatte, hob er ab und die Zentrale meldete sich.
„Hier Base für 7Charly. Reportbericht Julia Annemarie Kerner. Alter 25 Jahre, wohnhaft Heiligenstädter Straße 4, im 19. Wiener Gemeinebezirk. Eingetragener Arbeitsgeber Familie Baumert, Berufsbezeichnung Kindermädchen. Beschäftigt seit März 2006. Eltern beide schon verstorben. Jüngere Schwester von… “ Lohmann ließ den Beamten nicht weiter aussprechen, sondern gab von seiner Seite aus die Antwort.
„Ludwig Kleinert“, es war fast nur ein flüstern. Lohmann schüttelte sich. Jo Römer verfolgte irritiert das Gespräch, viel bekam sie ja nicht mit, nur Lohmanns Aussage und die verstand sie nicht wirklich.
„Korrekt Kollege“, folgte die Bestätigung aus der Zentrale, „gegen Frau Kerner, die im Scheidungsjahr mit einem Herrn Gustav Kerner lebt, liegen bis dato keine Verurteilungen vor. Sie ist unbescholten.“
„Haben sie sich auch über den Berufstand von Herrn Kerner erkundigt?“
„Positiv. Herr Kerner ist Zeitsoldat und seit gut einem Jahr im Afghanistaneinsatz. Seine Militärakte besagt, dass seine Rückkehr nach Wien, auf den 7. Januar 2011 angesetzt ist.“
„In 14. Tagen“, gab Lohmann mehr für sich selber zum besten, „ich glaube aber nicht, dass er etwas über die Ereignisse hier weiß. Dazu ist er schon zu lange weg.“
„Diese Überlegungen sind nunmehr ihr Ressort Kollege“, die Zentrale verabschiedete sich, „Base für 7Charly, Over.“
„Was ist los?“ hinterfragte Kommissarin Römer. „Wer ist Kleinert? Und was hat er mit unserem Entführungsfall zu tun? Auch die Ermordung von Thomas Mai dürfen wir nicht außeracht lassen… Offenbare dich mir, was weißt du über diesen Kleinert?“
23:55 Uhr, fünf Minuten vor Mitternacht. Römer und Lohmann waren in das Haus der Baumerts zurückgekehrt. Von dort waren bislang keine weiteren Meldungen gekommen. Frau Baumert schlief bereits, mehr durch ein starkes Beruhigungsmittel, das ihr der Hausarzt verschrieben hatte, als von sich selber aus und Herr Baumert harrte verbissen, angespannt und voller Sorge mit den Beamten der Entführungsabteilung aus. Noch immer spielte die interne Hausanlage den Klassiger Stille Nacht. Frederick Maria Baumert bestand mit Nachdruck darauf, dass der persönliche Wunsch seiner Gattin diesbezüglich befolgt wurde…
Kommissarin Römer hatte während der gesamten Rückfahrt, Lohmann damit bedrängt, dass er ihr die Fakten über Ludwig Kleinert zugestehen sollte. Schließlich hatte der Kommissar ihr, über seinen letzten Fall berichtet.
„Am 8. Dezember habe ich ihn überführt. Kleinert hatte Mario Schuster erschossen… Schuster war ein Erpresser, er hatte umfangreiches Material über Kleinerts außerehelichen Vergnügungen – mittels einer Blinden Hörzeugen und ihrer Zwillingsschwester, habe ich Kleinert in eine Falle gelockt. Er hat sich am Ende dadurch verraten, das er eben wusste dass jene Frau, die er angepöbelt hatte, Blind war. Und Julia Kerner ist nunmehr seine jüngere Schwester. Zufall, oder ein Richtungswechsel?“
Römer sinnierte über etwas nach. Der Name sagte ihr etwas, gestern erst musste sie etwas über ihn gehört haben. Zuerst war ihr das nicht aufgefallen, aber da Lohmann sagte, dass nach den Feiertagen seine Verhandlung ausstand, war ihre eine wage Meldung in den Sinn gekommen. Nun konnte sie sich wieder daran erinnern und zügig griff diesmal sie nach dem Funk…
Herr Baumert wollte wissen wie die Sachlage nun stand. In den Gesichtern der Kriminalisten konnte er deutlich lesen, dass sich etwas aufregendes Ergeben hatte. Doch er konnte nicht herausfiltern ob Gut oder schlecht für sie.
„Es könnte eine heiße Spur sein“, hielt Lohmann vorsichtig hinter dem Berg, „aber ich möchte noch nicht darüber sprechen. Bitte verzeihen sie, aber wir müssen nun unter uns, die weiteren Schritte erörtern. Mein Versprechen steht, und ich gedenke es Morgen einzulösen.“
Frederick Maria Baumert war nicht sonderlich davon begeistert, dass er das Feld nun räumen sollte, aber er wollte den Beamten in ihrer Arbeit auch nicht störend nebenbei stehen. Also grüßte er freundlich und zog sich still aus dem Umfeld der Ermittler zurück.
„Nehmen wir also mal an“, äußerte sich Kommissarin Römer offen, nachdem Baumert gegangen war, „Ludwig Kleinert und seine Schwester Julia Kerner sind die Drahtzieher in dieser Entführung. Wie passt Thomas Mais Ermordung, und seine Kreuzigung ins bestehende Bild?“
Die Wanduhr im Salon schlug Mitternacht. Es war der 24. Dezember, der Weihnachtstag. Beginnen sollte dieser Heilige Abend mit der Aufklärung eines bestialischen Mordes und der Heimbringung eines Entführten Sohnes… Denn Lohmann hatte zu Baumert gesagt, er solle heute so agieren, wie er es getan hätte, wären jene Vorfälle nicht geschehen. „Ich gebe mein Leben dafür“, hatte der Kommissar feierlich geschworen, „das zur Geburtsstunde Jesu das Lachen in dieses Haus einigermaßen wieder Einzug halten kann.“
Lange noch, ständig begleitet vom melodischen Sound der Stillen Nacht, hatten Römer und Lohmann, den Beamten des Entführungsdezernats, die aktuelle Situation erklärt. Wie es offensichtlich war, standen Ludwig Kleinert, welchem die Flucht aus der Untersuchungshaft gelungen war, und seine Schwester, Julia Annemarie Kerner hinter der Entführung von Frederick Baumert Junior. Kommissar Lohmann spielte mit einer Idee, sie war schon mehr als extravagant, dennoch, auch wenn sie jede Kapazität übersteigen würde, schien sie gegenwärtig die einzig sinnvolle Aktivität diesbezüglich zu sein.
07:40 Uhr, Lohmann gähnte. Seit einer Stunde harrte der Kommissar im privaten Dienstwagen auf der Donauinsel aus. Römer und die Kollegen von der Entführungsabteilunge ebenfalls. Jeder freie Beamte war mobilisiert worden, dennoch war es ein schier unmögliches Unterfangen. Das Areal der Donauinsel war einfach zu Umfangreich, um eine Deckungswirksame Abschirmung zu gewährleisten.
„Wagen 7Charly an 10Zulu“, Lohmanns Funk zirpte, „Statusbericht 0745. Keine Aktivität, Over.“
„Verstanden“, Lohmann rieb sich die brennenden Augen, „10Zulu für 7Charly. Over.“
Auch die übrigen Wagen meldeten sich, zuzüglich jene Beamten, welche zu Fuß observierten. Lohmann hatte zum internen Funk, eine konstante Konferenzschaltung zwischen dem Hause Baumert und der obersten Leiter der Kripoabteilung gesetzt. Anfangs war Lohmanns Idee in den Ohren der Obrigkeit nicht gut angekommen. Die frühe Stunde hatte wohl auch damit zu tun gehabt, denn nach und nach wurde der Wiederstand zu Lohmanns Ansinnen schwächer und schließlich genehmigte man das umfassende Netzwerk.
Eine ganze Stunde verging, noch immer war kein Anruf bei den Opfern eingegangen. Frederick Maria Baumert musste sich auf den Weg machen. Schon kurz nach acht Uhr morgens, war der Börsenmanager bei seiner Bank gewesen und hatte die geforderte Summe, in den gewünschten Banknoten, behoben.
„Victor 1November, erreichen Zielort bei 0850. Für Wagen 10Zulu, Over.“
„Position einnehmen, halten und Funkstille bewahren“, Lohmann straffte sich, „umschalten auf Frequenz: Code CharlyCharly. 10Zulu Over.“
Einen weiten Radius um den Checkpoint hatte Lohmann gezogen, der Kommissar wollte eine geringe Fehlerquote erreichen. Wagen standen im inneren und am äußeren Rand der Abschirmung bereit und Lotsen, getarnt, wachten an gesetzten Knotenpunkten, um den Einsatzfahrzeugen eine reibungslose, denkbare Verfolgung zu ermöglichen. Und damit nicht genug, zusätzlich beschattete je ein Helikopter, außerhalb der Radiusmarkierung, in allen Himmelsrichtungen das Geschehen unter ihnen. Mit Sichtgeräten bewaffnete Männer, kontrollierten aus dem äußeren Einflussbereich, das gesamte Umfeld, um absonderliche Begebenheiten zu melden.
„Oscar5 Observer an 10Zulu, Zielperson Whisky erfasst. Koordinaten Sierra, Over.“
„Noch nicht zugreifen Oscar5. Fixieren und auf weiteren Befehl warten. 10Zulu, Over.“
Lohmann atmete auf, ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es 180 Sekunden vor 0900 war. Es war nun bewiesen, das Julia Annemarie Kerner in die Entführung des jungen Frederick Baumert Junior implizierte war.
„10Zulu an Wagen 7Charly“, Lohmann kontaktierte Römer, „Frau Kerner, Code: Whisky wurde am Schifffahrtszentrum gesichtet. Over“, der Kommissar schaltete auf seine allgemeine Konferenzschaltung um und wandte sich an alle Einsatzkräfte.
„Kommando von 10Zulu an alle, umschalten auf Frequenz: Code CharlyCharly. Handlung fortan individuell koordinieren, dennoch allen verfrühten Aktivitäten entsagen. Over!“
09:02 Uhr, Frederick Maria Baumert hockte nervös hinter seinem Lenkrad, seine Finger trommelten einen Marsch auf das Steuer. Seit seinem Eintreffen, vor 12 Minuten, hatte er kein Wort mehr gesprochen. Nur kurz hatte er Lohmann von seiner Ankunft unterrichtet, danach hatte er, wie angewiesen, auf die besprochene Funkfrequenz gewechselt.
„Nun mach schon“, Baumert war müde, ungepflegt und auf das äußerste angespannt, „wie geht es nun weiter? Mach deinen Zug und beende diese nervenzermürbende Warterei.“
Kaum hatte der Börsenmanager seine Worte zu Ende gedacht, da klingelte auch schon sein Handy. Keine Nummer, der Anrufer unterdrückte die seine, und obgleich es gegen die bisherige Vorgehensweise Baumerts entsprach, hob er diesmal ab und meldete sich.
„Frederick Maria Baumert, ja bitte?“
„Steigen Sie aus“, kam es verzerrt durch das Telefon, „nehmen Sie den Geldkoffer zur Hand und begeben Sie sich in das Innere des Schifffahrtszentrums. Weitere Anweisungen folgen!“ Danach knackte es in der Leitung, denn der Gesprächspartner hatte aufgelegt. Baumert sagte nichts, abgleich er getan hatte als ob er normal telefoniere, hatte er das Handy über Lautsprecher laufen lassen. Ein jeder Einsatzbeamte hatte jedes Wort verfolgen und mithören können…
Lohmann straffte sich, er hörte durch die Konferenzschaltung das öffnen Baumerts Wagentür, in diese Aktivität, läutete Lohmanns Telefon. Es war der Leiter der Kader Zwei.
„Echo Commander an 10Zulu, Code Golf Grün. Over!“
„Ja“, der Kommissar frohlockte. Seine Annahme hatte sich auch hierbei zugetragen. Zufrieden bestätigte Lohmann die eingegangene Meldung.
„Confirmed Echo Commander, Zielperson sichern und an Punktcode: Hotel eskortieren. 10Zulu Over!“ Danach richtete der Kriminalist seine Worte an die übrige Belegschaft.
„Wagen 10Zulu an alle“, Lohmann startete sein Fahrzeug, „es ist soweit. Das Entführungsoper ist im sicheren Gewahrsam, der Knalleffekt neutralisiert. Code Alpha Access. Zugriff, sofort. 10Zulu Over!“
Die Festnahme der Zielperson: Code Whisky, entlarvt als Frau Julia Annemarie Kerner, gestaltete sich als Einfach. Das Kindermädchen der Baumerts, hatte in diesem Endspiel die Aufgabe, das Umfeld zu beobachten. Ihr Standpunkt: Unweit des Eingangs zum Schifffahrtszentrums.
Das verhaften von Zielperson zwei, polizeiliche Beobachter Vorort hatten wahrhaftig Ludwig Kleinert erspäht, erwies sich als schwerer. Kleinert hatte zwar seinen Wagen verlassen, doch er war noch nicht weit von seinem Fahrzeug entfernt gewesen, als der Zugriffsbefehl kam. Er schaffte es nochmal zurück in das Fuhrwerk und gab Gas. Lohmann hatte mit dieser Eventualität gerechnet und nahm die Verfolgung auf. Unterstützt von den Lotsen und koordiniert aus der Luft, setzte sich der Kommissar rasch hinter Ludwig Kleinerts Auto. Und obgleich der Flüchtige erkennen musste, dass sein Spiel verloren war, gab er dennoch nicht auf. Sein Motor heulte auf und die Reifen quietschten lauthörbar, als er rasend schnell in die Kurve brauste…
09:50 Uhr, über Funk hatte Lohmann Straßensperren angeordnet. Sämtliche Abzweigungen waren von der Polizei blockiert worden. Es gab keinen Ausweg und da ebenfalls der Luftraum kontrolliert war, sah sich Ludwig Kleinert in der Falle. Verzweifelt drückte er eine Kurzwahltaste auf seinem Handy und knurrte verbissen zu sich selber.
„Wenn es schon den Bach runter geht, so sollen wir nicht die einzigen sein, die unter dieser Last leiden. Und Tschüs Junior… “ Danach sah er sich zahlreich umstellt und mit einem grimmigen Lachen, streckte Ludwig Kleinert die Waffen. Er brachte seinen Wagen zum Stillstand und stieg mit erhobenen Händen aus.
„Hände über den Kopf“, lautete das Kommando, „Beine breit und auf den Boden legen.“
Nachdem Kleinert gefilzt worden war und sich wieder erheben durfte, blickte er in das lächelnde Gesicht Kommissar Lohmanns. Kleinert erstarrte, dass er ausgerechnet von diesem Beamten abermals gefasst worden war, das schmeckte ihm nicht. Dennoch wollte er den letzten Tropfen der Bitternis für sich abschöpfen.
„Wieder haben sie mich gestellt“, anerkennend musste Kleinert dies zugeben, „wenn ich geahnt hätte, dass wieder sie ihre Hände im Spiel haben, hätte ich anders agiert. Glückwunsch Kommissar, zum zweiten Mal haben sie mich erwischt. Doch ihr Sieg ist dennoch eine Niederlage… ich habe nichts mehr zu verlieren, daher ist es mir gleich, ob der kleine Frederick lebt oder nicht. Mein Handy diente als Fernzünder – so wie Mai, musste nun auch der Spross der Baumerts ins Gras beißen.“
Hysterisch lachte Kleinert wieder auf, nackter Wahn stand in seinen Augen. Lohmann ließ in kurz seinen vermeintlichen Triumpf genießen, dann wiedersprach er ruhig.
„Ich muss leider bedauern. Aber ich habe vorhergesehen das sie den jungen Baumert nicht mit sich führen. Alle Anwesen von Ihnen und ihrer Schwester, sogar die Liegenschaften von Frau Kerners Ehemann wurden kontrolliert. Frederick Baumert Junior ist in Sicherheit, der Schuppen, denn sie per Fernzündung sprengten, ist absolut leer und ohne menschliche Opfer explodiert.“
11:26 Uhr, Frederick Maria Baumert schloss das Eingangstor zu seiner Villa auf und trat ein. Das Lied Stille Nacht spielte anhaltend und hinter ihm folgten die Kommissare Römer und Lohmann. Jo führte einen Knaben an der Hand und Frau Baumert, die soeben die Treppe ins Erdgeschoß herunter kam, erkannte in diesem Buben, ihren Sohn. Aufweinend, unter starken Tränen, lief die Mutter auf das Kind zu und drückte es an sich.
„Frohe Weihnachten mein Junge“, sie schluchzte auf und sank vor Frederick Junior auf die Knie, „es ist schön und tut gut das du Gesund nachhause gekommen bist. Habt Dank“, diese Worte waren an die Kommissare gerichtet, „niemals wird mein Dank an Sie verblassen.“
Für die Kriminalisten war ihr Einsatz selbstverständlich gewesen. Und während Mutter und Kind die Stille Nacht einstimmig besangen, verabschiedeten sich die Beamten von der Familie. Nur ein schmaler Geschmack blieb zurück. Thomas Mai, der ermordete Diener des Hauses hatte nur am falschen Tag, zur falschen Zeit, am falschen Ort verweilt. Sein Tod war sinnlos und ohne Bedeutung für die Entführung des kleinen Baumert Junior gewesen. Und die provokante Pose? Auch diese war, wie Lohmann angedeutet hatte, nur improvisiert worden. Zur Ablenkung. Denn Julia hatte ja von der Abneigung gewusst, denn der Diener den Zeugen Jehovas entgegen bracht hatte…
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.01.2011.
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