Andreas Krause

Der letzte Schritt

Du bist ein Versager brüllte er mich an..raus!!..verschwinde aus unserem Haus!!..noch immer habe ich seine Laute Stimme in meinen Ohren..oh wie ich sie hasse!Der Tag fing an wie jeder andere auch..nur das es diesmal eine ganz andere Wendung nahm als sonst.
Doch fangen wir von vorne an..
6 Uhr am morgen..mein Wecker ging wie immer um diese Stunde an und es kamen die Nachrichten..heute wechselhaft und später starker Regen.
Wie immer war der erste gang zur Toilette..
Oh ich vergass zu erwähnen das nebenmir eine der hübschesten und aufmersamsten Wesen der welt schlief..wenn sie sich nicht im laufe der zeit so verändert hätte.
Ok man kann einen seitensprung verzeihen..nur mussten es gleich 5 sein.
Wir haben schon lange nicht mehr miteinander geschlafen und irgendwie vermisste ich es auch nicht mehr.
Ich schaute an diesem morgen lange in den Spiegel und fragte mich ob ich mich wirklich rasieren sollte..nein für das was vor mir lag garantiert nicht.
Schnell ging ich noch in die Küche und schaute in den Kühlschrank nach..ok man könnte hin und wieder was einkaufen..nur sagt es mal einer dem Wesen die eben neben mir lag und ihren Rausch ausschlief von letzter Nacht mit eins ihrer "Verehrer".
Ein Schluck aus der Milchflasche weckte mich nun endlich auf und den Grund erfuhr ich als ich auf das haltbarkeitsdatum schaute. Ein schneller kopfschüttelnder Blick richtung schlafzimmer und ich dackelte ins Wohnzimmer wo meine Klamotten von letzter Nacht auf einem stuhl lagen. Ich bin beim Tv schauen eingeschlafen und habe es mir erstmal auf der Couch bequem gemacht. Später um 2 uhr kam dann auch meine Frau von ihrem Ausflug wieder nach Hause..ja ich wusste wann sie genau kam denn ihren Gasang konnte man deutlich durchs ganze Haus hören. Bevor sie sich den Hals bricht beim Gang aufs Klo, habe ich ihr noch geholfen und auch ins Bett getragen..was macht mann nicht alles für so ein Wesen...
Nun stand ich im Flur und gab unserem Hund noch etwas Futter bevor ich aus dem Haus ging..wie jeden morgen auch.
Der Bus kam diesmal etwas später..nur was solls es ist eh das letzte mal..voll war es auch..ich liebe Kinder.nur musste es so viele auf einmal sein und singen am frühen morgen mag ich eigentlich auch nicht soooo gerne.
Ich arbeitete schon lange bei dieser Versicherung und der neue Chef schloss mich auch direkt in seine Arme an seinen ersten tag um mir ein "wenn die Jungen kommen, müssen die Alten gehen" ins Ohr zu flüstern..ich mochte ihn seitdem überhaupt nicht mehr.
Ich kam also wie jeden Tag in die Firma und musste mitansehen wie mein Büro schon von einem jungen Mann geräumt wurde und er mich angrinste als er mich sah..
"na heute letzter tag ? " sagte er in einem gespielt freundlichen Tonfall.." nun können sie ja ihren Hobbys nachgehen "...alles klar du Arschloch dachte ich mir nur und habe ihn gedanklich erwürgt!!
Mit 45 gehört man heute schon zum alten Eisen..nun gut mal sehen wie es ihm dann ergehen wird dachte ich und ging eins meiner Kisten hinterher die von einer jungen Dame, wie sich herausstellte seiner Sekräterin, herausgetragen wurde.
Nachdem ich noch retten konnte was zu retten war, verabschiedete ich mich noch von meiner Umgebung und nickte dem zukünftigen Chef kurz zu nachdem er fertig war einer Angestellten in den Po zu kneifen.
Mit einer Plastiktüte voller erinnerungsstücke ging ich langsam wieder zum Bus..nur diesmal fuhr ich nicht wie jenden Werktag nach hause , sondern richtung meiner Eltern um ihnen ein Bettelbesuch abzustatten.
Zum Glück war der Bus nicht so voll und es sah keiner wie schlecht ich wohl aussah..ich konnte keine grinsenden lachenden Gesichter mehr ertragen. Lange fuhr ich nicht und als ich ausstieg wäre ich am liebsten wieder eingestiegen..denn es regnete wie blöde.
Es waren ca 15 Minuten Fussweg bis zum Haus meiner Eltern und es war klar das ich nicht trocken dort ankommen würde.
Die erste Zeit hielt ich meine Tüte über den Kopf und musste mit der zeit bemerken das sie anstatt schwerer wegen dem Regen, immer leichter wurde , da ich nach und nach den Inhalt verlor.
Da es keinen Sinn machte zurückzugehen und all das durchnässte wieder auszusammeln, liess ich es und schmiss auch noch vor Wut den restlichen Kram in eine Mülltonne.
Ich kam durchnässt am Haus meiner Eltern an und klingelte am Tor ca 2 Minuten bevor mir aufgemacht wurde.
Schnell ging ich den kleinen Weg richtung Haustür und meine Mutter empfing mich mit einem " Was will denn der hier " Gesichtsausdruck.
Wiederwillig liess sie mich hinein und ich konnte ne weile im Eingangsbereich abtropfen.
Mein Vater kam auch schon angaloppiert mit einem netten hallo auf den Lippen "Du bist ein Versager brüllte er mich an..raus!!..verschwinde aus unserem Haus!!"
Nun ja..bevor meine Mutter wieder in Tränen ausbricht wie immer bei unserer Unterhaltung zwischen Vater und Sohn, bin ich lieber wieder hinaus in das nasse Wetter.
Der Weg zum Bus war diesmal länger als sonst und ich habe ihn gar nicht erst genommen. Langsam ging ich durch den Regen die Geschäftsstrasse entlang und besuchte mein Lieblingsgebäude.
Diesmal war nicht soviel los vor dem Laden und ich ging durch die Abteilung für Uhren wo mich die Angestellten ansahen als wäre ich ein Ausserirdischer. Nur mich kümmerten die Blicke jetzt nicht mehr so sehr wie sonst immer..mein Ziel war eine Abteilung die ich noch nie besucht hatte und es diesmal machen würde.
Die Türen waren zum Glück nicht verschlossen oder gesichert und ich kam meinem Ziel immer näher.
Oben an der letzten Tür angekommen schaute ich mich noch einmal um ob mich auch das Wachpersonal oder ne Kamera verfolgte auf meinem Spaziergang durchs Treppenhaus nach oben zum Dachgeschoss.
Die Tür zur Dachplattform war auch nicht verschlossen und ich fand es etwas rüchsichtslos von dem Laden..wer weiss auf was für Gedanken die Menschen kommen könnten..Ich musste kurz lachen bei dem Gedanken und ging zielstrebig richtung Rand des Daches.
Nun steh ich hier und schau mir die Welt von hier oben an.
Der Regen hat aufgehört und es pfeifft ein kühler Wind um meine Ohren. Man sagt das einem das Leben vor dem Augen vorbeifliegt wenn man kurz vor seinem Tot ist..nur ich hoffe das es wirklich nur ein schneller Rückblick sein wird und einige sachen übersprungen werden die nicht gerade lustig waren.
Wie würde meine Frau reagieren und ob sie unseren Hund füttern wird wenn ich nicht mehr da bin ?
Wen wird mein Vater anschreien wenn sein Lieblingsschreiopfer nicht mehr da ist?  Wird meine Mutter weinen an meinem Grab oder ihre Tupperware herumzeigen wie sonst auch bei solchen Anlässen ?
Was ist mit meinen Ex-Kolegen von der Firma ?  Das wusste wir eh das er es machen wird..ja das werden sie sagen und eine Feier organisieren.
Langsam verschwinden wieder die Wolken und die Sonne kommt hervor.
Ich spüre wie sie mir in der Nase kitzelt und ich muss lächeln.
Wieviel Uhr es wohl sein mag ?...Oh ..es ist 16 Uhr..Feierabend und Zeit zum nach Hause gehen.
Langsam strecke ich mich noch einmal denn es war ein anstrengender Tag gewesen und mache meinen letzten Schritt....
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.01.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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