Andreas Gritsch

Nest 708






















K. begann mit der Zeit sich selbst zu atmen. In seinem Nest unter dem Dach verlor jede Nacht ihr Gleichgewicht. Tage zogen nicht mehr zählbar an seinem Fenster vorüber, ohne auch nur den kleinsten Zwischenraum schwacher Erinnerung, als Tropfen erweitert durch jegliche Blasenform grau zu gestalten. Sein Nest umschloß ihn mit wolkenverhangenen Bildern aus Blicken hinter schwebenden Tiefen immer weiter zu kreisenden Ecken. K. begann die Wände in sich zu empfinden.
Stunden pflegten Lichter aus meliertem Nichts zu binden, während schwarze Schritte keine Stufen zeigen konnten. Bewegung hüllte ihr Entsetzen gleichsem auf jeden vertrockneten Punkt im Asphalt, noch bevor K. sich in Bewegung setzte. Das Nichts verlief durch kalte Etagen von oben nach unten durch trübes Verlangen. Aus betagten Epochen erschien jenes Nest fast schimmernd über gebrochenen Farben, alles verlor im Tanz unverbrauchter Strahlen jede umhüllte Wirkung. K. begann sich zwischen Tropfen zu bewegen.
Augenblicke wiegten sich im Schatten der Laternen hinter seinen Fenstern. Ein kleiner Park schien im Dunkel dahinter zu liegen. Stille rahmte jeden Blick. Manchmal unterhielt er sich mit toten Kindern, lud sie ein in diesen Park, doch sie zerflossen beim Verlassen des Gebäudes in Staub und flogen mit den Wolken. Ihre Stimmen verhallten zwischen Bäumen und Flüssen, während K. seine Worte immer mehr verlor.
Risse zogen langsam aus den Mauern durch seinen Leib direkt durch tragende Schichten. Er begann sich bei jedem Erwachen selbst zu verlieren, ohne dabei auch nur kleinste Stücke jeder Gegenwart in sich ruhen zu lassen. Im Nebel zogen Streifen tausend Kreise während er aus dem Fenster blickte. Wandte er sich jedoch ab, blies eine ewig gleiche Melodie in zarten Klängen schnell an ihm vorüber. K. begann lebend in seinem Nest zu verfaulen.
Staub setzte sich fest, in welchem sich seine Spuren selbst nicht mehr fanden. Die Wänden rückten immer näher, während sich ihre Risse ständig weiter durch seinen Leib gruben. Das Leben erschien nur als kalte Momentaufnahme, seine Gedanken trockneten aus, die Seele stand nur noch als Maschine neben ihm. 
Ein Flug zur letzten Möglichkeit, hinein ins wahre Leben, im Gleichklang als schimmernder Weg. K. begann zu träumen.
Kein Nest im schwarzen Turm der grauen Etagen mehr, verwoben mit Echos der treibenden Flucht, sondern Licht und Tage durch Herzen der Welt. Er öffnete also zum ersten mal sein Fenster hinein in die Schlucht, suchte seinen Blick, stieg auf das Brett und ließ sich fallen. Keine Bewegung ließ seine Erwartung von aussen bestimmen, alles verschob sich um ihn herum, nichts durchzog die Existenz. Seine Nacht hatte ihr Gleichgewicht wieder, und K. zog als Erinnerung im Zwischenraum durch jegliche Blasenform in verhüllten Epochen vorüber.





































 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.02.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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