Rosemarie Palm-Krein

Computer sind seltsame Wesen

 

Ja, Sie haben richtig gelesen. Ich halte Computer tatsächlich für Wesen.
Sagt ja auch schon der Name PC. Personal Computer.
Ein PC kann Viren und Würmer bekommen und bei Überlastung wird er in seiner Leistung langsamer.
Außerdem kann ein PC Eigenarten entwickeln die einen in den Wahnsinn treiben können.
Das sind alles sehr menschliche Eigenschaften.
Man hat mir gesagt, dass es sich bei einem PC nur um einen Rechner handelt, der ausschließlich mit der Null und der Eins arbeitet.
Wenn mein PC morgens meine Kennung wissen will habe ich erhebliche Zweifel daran, dass er tatsächlich nur rechnet.
Vielleicht verlangt er ja irgendwann meinen Pass, damit ich mich ausweisen kann, bevor er mir zu Diensten ist.
Der Verdacht, dass in dieser grauen Kiste mehr vor sich geht als wir ahnen, verlässt mich nie.
Vor ein paar Wochen weigerte er sich hartnäckig seine Arbeit zu beginnen indem er mir immer wieder mitteilte,
er könne die gewünschte Datei nicht finden.
Ich hatte aber keine Datei aufgerufen sondern wollte nur im Netz surfen.
In mir keimte der Verdacht auf, dass der PC mit seiner Arbeit nicht fertig geworden war.
Am Tag zuvor hatte ich nämlich ein Essay überarbeitet. Wochenlang hatte ich daran herumgefeilt.
Nun war es fertig und ich war sehr zufrieden.
Die Vorstellung, dass mein PC dieses Epos verschlampt haben könnte nahm konkrete Formen an.
Behauptete der Kerl doch stur er könne die Datei nicht finden. Obwohl ich nicht nach einer Datei gefragt hatte.
Das war eine Ausrede. Klar, er suchte herum. So was kennt man ja.

Menschliche Wesen wühlen auf ihrem Schreibtisch und durchsuchen Schubladen.
Wo ein PC sucht ist mir offen gestanden völlig schleierhaft. . Die Fehlermeldung war auch nicht vom Monitor weg zu bekommen.
Er suchte wohl verzweifelt in seinen Schaltkreisen und hatte gar nicht bemerkt,
dass ich eigentlich etwas ganz anderes als diese Datei von ihm wollte. Ganz offensichtlich hatte mein PC ein schlechtes Gewissen.
Eine sehr menschliche Verhaltensweise. Oder wie sehen Sie das?
“Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als Eure Schulweisheit sich träumt“, hat bereits Shakespeare
den alten Hamlet so treffend feststellen lassen. Warum soll das nicht auf unser ach so rationales Zeitalter zutreffen?
Wir können nicht alles bis ins Letzte erklären. Fragen Sie mal einen Physiker. (Natürlich nicht Frau Merkel. Die ist schon zu lange aus dem Geschäft).
Ich verstehe sowieso nicht wie ein Computer arbeitet und halte es im tiefsten Inneren für Telepathie.
Eine symbiotische Verbindung zwischen Mensch und angeblicher Maschine. Er bekommt den Strom und liefert dafür Daten.
Das erklärt allerdings nicht woher er sie bezieht.
Und genau hier beginnt mein persönliches PC-Mysterium.
Was kann er was ich nicht kann? Oder über welche Fähigkeiten offensichtlich übersinnlicher Natur verfügt er?
Jetzt kann man natürlich behaupten alles sei schließlich von Menschen ersonnen und gebaut und dahinter stecke keineswegs ein Geheimnis,
sondern nur der menschliche, überragende Geist. Okay, aber wieso wird der menschliche Geist über seine eigene Erfindung nicht so ganz Herr.
Ich denke da an nicht zu stoppende Computerviren oder die Tatsache das man im Netz eingestellte Daten nicht mehr bzw. nur sehr schwer wieder löschen kann.
Wenn der Mensch so schlau ist müsste er das doch auch in den Griff bekommen.
Oder frühzeitig in sein System einbauen. Offensichtlich ist dies aber gar nicht so einfach. Und warum nicht?
Weil die PCs in ihrem World-Wide-Web, also ihrem Wohnzimmer könnte man sagen, selbst bestimmen was drin bleibt oder nicht.
Möglicherweise sind sie aber auch extreme Sammlernaturen und können sich von nichts mehr so richtig trennen.
Da sie ja über beinahe unbegrenzte Speicher verfügen wird alles aufgehoben. Gnadenlos.
Das ist auch sehr menschlich. Zumindest wenn ich so an meinen Speicher unterm Dach denke.
Der PC entwickelt definitiv ein Eigenleben. Auch im Netz. Wer weiß wie die einzelnen Rechner miteinander kommunizieren?
Vermutlich lachen sie sich schief über ihre Schöpfer, während wir glauben vor einer Maschine zu sitzen.

Mein Admin am Arbeitsplatz stutzte mich neulich genervt zurecht.
Wenn Du dem PC zwei Befehle gibst, die ein und dasselbe Dokument betreffen, dann weiß er nicht was er machen soll.
Das ist ein Anwenderfehler den man vermeiden kann.
Ja was denn nun?
Wenn das Teil nur mit Null und Eins rechnet, dann kann es das ja wohl nacheinander machen und beide Befehle ausführen.
Da kann ich immer noch eine Version des Dokumentes löschen.
Was macht der angebliche Rechner? Der macht einen auf überforderte Mimose.
Also mir kann man nicht erzählen, das ein PC wirklich nur ein PC ist. Er wechselt auch ständig das Hintergrundbild.
Je nach Stimmung begrüßt er mich mit einer Schneelandschaft, Lavendelfeldern oder der Wüste.
Wer da nicht ins Grübeln kommt.
Ich tendiere zu Goethes Zauberlehrling, wenn ich so an das World-Wide-Web und die darin arbeitenden (oder lebenden) Computer denke.
Jedenfalls wenn ich wieder vor dem PC sitze und dieses Teil einfach nicht das ausführt, was ich gerne hätte bzw. ihm eingegeben habe.
Die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.

Also: Nr. 5 lebt!!!

  

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Rosemarie Palm-Krein).
Der Beitrag wurde von Rosemarie Palm-Krein auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.02.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Rosemarie Palm-Krein als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Gespürtes Leben: Gereimt von A bis Z von Rainer Tiemann



Es ist zu hoffen, aber sehr wichtig, sich darüber klar zu sein, dass es auch eine Zeit nach der Corona-Krise geben wird. Wir müssen uns dann vermutlich darauf einstellen, dass es so schnell keine Zeit mehr geben wird, wie sie einmal war. Das kann bedeuten, dass wir vielleicht mit Menschen anders umgehen, als es noch vor der Pandemie war. Denn mit allen Menschen teilen wir nicht nur Luft, Keime und Viren, sondern auch die Sehnsucht nach Liebe. Die Reime von A-Z in Gespürtes Leben zeigen Situationen des Lebens auf, nach denen sich mancher Leser bestimmt gerne zurücksehnt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Rosemarie Palm-Krein

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Nachtrag: Computer sind seltsame Wesen von Rosemarie Palm-Krein (Humor)
Die indische Prinzessin und der Freier aus Sachsen von Heinz Säring (Humor)
Die ach so kleine Welt von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen