Hans Witteborg

Um die jüngere Generation brauchen wir uns nicht zu sorgen



Anlass und Umstände spielen für den Vorfall, den ich euch berichte keine Rolle. Wir hatten unsere Nichte und unseren Neffen zu einem ganztätigen Besuch, besser gesagt Grossnichte und Grossneffe aber das sagt man nicht, weil dann fühlt man sich genau so alt, wie man aussieht. Vivien, 12 Jahre, und Niklas-Noel (sprich No – el, nicht Nöhl, wie Querulant) 8 Jahre, sind gut erzogen, sehr brav und intelligent (das vermeint man immer in der eigenen Mischpoke zu erkennen, ist aber so). Dennoch Kinder wollen beschäftigt sein und da geteiltes Leid doppelte Freude bedeutet, haben meine mir Anvertraute und ich uns diese Aufgabe der Kinderbelustigung ehekonform geteilt. D. h. die kleine Dame wurde durch meine Frau betreut, ich hingegen nahm mich des Niklas-Noels an(welch schrecklicher Name: bedeutet er doch Nikolaus-Weihnachten - seinerzeit zu meiner Zeit hiess man noch vernünftig, Peter, Dieter, Karl-Heinz und im schlimmsten Fall Hans). Doch dieser Generationen trennende Unterschied spielt keine grosse Rolle, da Männer landläufiger Feministinnen-Meinung sowie so Kinder bleiben. Demnach gab es auch gleichgeschaltete Interessen, den Computer nämlich.
Manche mag dies angesichts meines Alters etwas erstaunen aber ich habe die ersten Computergenerationen bereits begleitet, als die Kernspeicher noch mit Lese-Schreibdrähten gefädelt wurden und die Bits noch das Speichern erlernen mussten. Kaum vorstellbar, dass der 10 Millionste Teil (oder noch geringer) der heutigen PC-Leistungen damals einen 40 qm grossen , klimatisierten Raum benötigten. Ja, so alt bin ich nun mal – aber noch immer Technik begeistert, wie eben auch klein Niklas.
Der hatte, ratz-fatz den PC in Beschlag genommen und Spieleseiten aufgerufen, deren Namen ich noch nicht einmal aussprechen konnte. Zwischendurch: Clipfish.de man muß ja auch mal lachen dürfen.
So ging das in einem Fort. Notwendige Unterbrechungen und zwischenzeitlich pädagogisch eingelegte Zwangspausen ausgenommen, wurde die Computer Mouse auf dem Pad wohl über 5 Stunden malträtiert bis… ja, bis diese erschöpft aufgab und den Dienst strikt verweigerte, d.h. sie war klug genug sich tot zu stellen.
Da ich einen modernen Computer habe, dessen Peripherie z.B. die Tastatur und die Mouse
funkgesteuert arbeiten, war der Mouse die Batterie verreckt. Ohne Energie aber ist alles Andere nur Schrott. Nach der ersten Verblüffung des Traktators, sah dieser mich vorwurfsvoll mit jenem Blick an, der sagen sollte:“was nun?“
Ich heuchelte Ratlosigkeit und versteckte meine Erleichterung hinter einer sorgenvollen Miene. „Tut mir leid,“ sollte dies bedeuten. Das wurde mit einem Macht-gar-nichts-Lächeln quittiert. Kurz in der Hosentasche gewühlt und schon holte der Knirps ein paar passender Batterien heraus, legte die Mouse auf den Rücken, öffnete mit chirurgischer Präzision deren Bauch, platzierte die Batterien – verschloss die Wunde geschickt und belebte das „Tierchen“ mit spitzem Kugelschreiberdruck auf den Reset-Knopf.
Nicht die Tatsache, das ein Achtjähriger sich am Computer auskennt stürzte mich in Verblüffung, es war vielmehr eine mir unerklärliche Voraussicht auf zukünftige Pannenereignisse….. wir müssen uns glaube ich um die Zukunft dieser Generation keine Sorgen machen.
Ein ganz ehrlicher Vergleich: hätte ich als Achtjähriger einen Spielwürfel unerreichbar unter das „Stubenbuffet“ verdaddelt, ich hätte mich heulend in eine Ecke verkrochen. Zeiten ändern sich!

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hans Witteborg).
Der Beitrag wurde von Hans Witteborg auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.03.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Hans Witteborg als Lieblingsautor markieren

Buch von Hans Witteborg:

cover

Vom Ufer aus von Hans Witteborg



Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Alltag" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Hans Witteborg

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der Sterbende und der Tod von Hans Witteborg (Spirituelles)
SIE und ER von Julia Russau (Alltag)
Stumme Kälte von Rainer Tiemann (Trauriges / Verzweiflung)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen