Andreas Gritsch

Wechselbad

















Gekrümmt lag das Bild seiner Stadt im Nebelhauch verzweigter Stunden. Lichter umschlossen ihr Spiegelbild zwischen verformten Laternen, ein einzelner Schatten wanderte über den Räumen und aus der Ferne erklang sein eigener Ruf. Dieser Augenblick befand sich ohne Entscheidung im Inneren verschlossen, während Echos durch sämtliche Strassenschluchten ihr eigenes Aufeinanderprallen zu verhindern versuchten. Doch nichts geschah betreibend seiner Umkehr nach vorne.
Keine Triebfeder vermochte sich mehr als Anspielung durch weite Züge dunkler Gebäude im Kraftwerk dieser Umhüllung entspannen. Er begann seine für einen Moment klar definierte Atmosphäre einzuatmen, ohne jedoch auch nur ein einziges Bild hinter jener leiblichen Epoche zu verantworten.
Der Hintergrund seiner Stationierung begann sich langsam zu zersetzen, während dieser Ort im Tal vor seinen Augen jede neue Betrachtung zu verschlingen begann. Alles fügte sich im Nichts zur grauen Vielfalt beschreiender Stille. In den glänzenden Türmen aus Glas erloschen die letzten Lichter urbaner Sinnlichkeit, zarte Klänge von späten Menschen fügten sich in diesen Raum zwischen den Welten, fernab von Zeiten einer wolkenlosen Entscheidung.

In seiner nunmehr immer schneller treibenden Existenz begann er im Fieber vor sich selbst zu flüchten. Keine Frage blieb ihm erspart, jede Antwort im Halse stecken. Nichts blieb wie zuvor, Alles neu, Altes schwer. Bilderstürme überwucherten sein Antlitz in Lamellenform während er zwischen Bruchteilen schimmernder Blitze nach Atem rang. Angst beflügelte seine Lunge und pumpte melodisches Blut in das unschuldige Weiß seiner Augen. Laufend über schwarze Vergänglichkeiten begann jede seiner Bewegungen als Tropfen einer Wirbelform durch Sand im Wechselbad zu ersticken. Er fühlte jede Zukunft bis zum Ende ohne Gleichnis.

Doch vom staubigen Gleichsinn ummantelt, begann sich ein lebensopfernder Duft hinter unsichtbaren Mauern, durch verwinkelte Gassen in farbenfrohe Schichten zu wandeln. Er sah sich nun plötzlich inmitten der Stadt und begann sorglos zu schlendern. Menschen traten aus ihren Häusern, wünschten sich einen guten Morgen oder einen schönen Tag. Kellner stellten kleine runde Tische vor ihre Bistros, kleine Kinder spielten auf einem Rasen mit ihrem Ball, am Kiosk wurden die Regale mit Zeitungen bepackt, Autos hupten, eine schöne Frau lächelte, Gemüse wurde von einem Lastwagen entladen, zwei Bettler wollten einen Euro, der Bus hielt für einen alten Mann, Zigaretten lagen noch qualmend auf dem Boden, ein kleiner Hund bellte die Sonne an, Abfalleimer wurden geleert und wirklich niemand machte ihn für seinen Blick auf diesen Ort, im Verschlingen weiter Existenz, als nur einziges Bild im kalten Raum seiner isolierten Stationierung verantwortlich.   




















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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.03.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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