Ute Abele

Die Angst erholte sich



Da war das Empfinden von zu sehr Anwesendsein... Das Empfinden von Angst, im Körper gefangen zu sein und somit
entdeckt werden zu können. Und in dieser Angst ging das Anwesendsein gleichzeitig verloren. Es war ein Paradoxon.
Die Angst schlich sich an den Körperwänden im Inneren entlang und suchte einen Fluchtweg. Nur die Augen durften
es nicht sein, denn durch die Augen würde sie erkannt werden. Und so machte sie den Körper beben mit ihrem hektischen
Suchen, brachte die Gedärme durcheinander und hinderte den Atem. So ging das sehr lange, bis eines Tages ein
neuer Wind wehte. Der Atem kam nicht mehr unsicher, sondern stark und mit Macht und erreichte alle Zellen. Sie,
die vielen Städte des Körpers, die trauernd in Schutt und Asche darnieder gelegen hatten, standen wieder auf und
begannen sich zu erholen. Sie erblühten und am Ende tanzten sie sogar. Die Angst wurde ins Herz geholt und umarmt.
Dort war es warm und weich und das sanfte Klopfen war wie eine wundervolle Massage. Die Gedärme erholten sich,
und die Augen konnten von Anwesenheit zeugen. Die Angst erholte sich ebenfalls. Sie kam zu sich und begriff endlich
wieder, wozu sie da war. Und dass sie da sein durfte, sogar musste, denn ihr Alarm war manchmal dringend nötig
für diesen Körper, der ja nicht - wie sein Eigentümer - unendlich und unbegrenzt war. Die Angst durfte eine Botschafterin
sein, die sagte: "Hey, halt, das ist zuviel für den Körper, zu gefährlich. Du unbegrenztes Wesen, pass bitte auf, achte
deines Körpers Grenzen. Unendlich und unbegrenzt kannst du später wieder sein, wenn du ihn abgelegt hast und
wieder ins Unendliche zurückgekehrt bist." So war das. Und so hatte alles wieder seinen Platz und aus dem Chaos
war Ordnung entstanden. Und das alles aus schierer Gnade.








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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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