Hans Witteborg

Welt der Unzufriedenen



In einem wunderschönen Landstrich hatten die Bewohner zur guten Verwaltung und zur Rechtsprechung einen Gouverneur eingesetzt, der über die Regeln des Zusammenlebens untereinander wachen sollte und notfalls Fehlentwicklungen des Landstriches rechtzeitig zu erkennen und zu stoppen. Damit aber nicht auf alle Zeit die Macht in den Händen eines einzelnen lag, hatte man verabredet, daß nach Ablauf einer gewissen Zeit ein neuer Gouverneur gewählt werden sollte. Alles schien zur Zufriedenheit abzulaufen.
Eines Tages jedoch taten sich ein paar Wiesenbesitzer zusammen, weil sie befürchteten, daß die Ziegen, die von den Ziegenfarmern der Umgebung gehalten wurden, ihre Wiesen befielen und damit der Verödung preisgaben.
Sie wurden beim Gouverneur vorstellig und verlangten das Abschlachten der Tiere, die ihrer Meinung nach der Umwelt großen Schaden zufügten. Ihren Argumenten verliehen sie Nachdruck, indem sie dem Verwalter androhten, ihm bei der anstehenden Wahl ihre Stimme zu versagen.
Da war dem Gouverneur das Hemd denn doch näher als die Hose, denn er hatte es sich bequem eingerichtet und wollte gerne eine weitere Amtszeit bestreiten. Also ließ er einen nicht unerhebliche Teil der Tiere schlachten.
Nun protestierten nicht nur die Ziegenhalter, nein auch die Tierschützer gingen auf die Barrikaden und drohten nun ihrerseits dem Gouverneur. Beide Lager standen sich unversöhnlich gegenüber und mit jedem Tag wurden die Proteste heftiger. Das ging soweit, daß niemand mehr an sein Tagewerk dachte und die Landwirtschaft vernachlässigt wurde.
Ziegen verhungerten und die Wiesen verdorrten zur Wüste. Das Elend schien den Bewohnern unerträglich. Man machte den Gouverneur als Schuldigen aus und jagte ihn aus dem Amt.
Ein neuer Verwalter wurde mit Hilfe der Wiesenbesitzer zum Gouverneur ausgerufen, der eingedenk, wem er seine Würde zu verdanken hatte, den Wiesenbesitzern eine weitgehende Bewässerung versprach und die auch sofort in die Tat umsetzte. Um seiner Klientel deutlich seine Dankbarkeit zu zeigen, ließ er übertrieben viele Brunnen bohren und störte auf diese Weise den Wasserhaushalt indem der Grundwasserspiegel abgesenkt wurde.
Die Ziegenhalter waren erbost, taten sich mit den Umweltschützern zusammen und verlangten den Urzustand wieder herzustellen. Der Gouverneur saß nun zwischen allen Stühlen aber da er ein Mann des Ausgleichs war, berief er eine Kommission aus allen Lagern, die einen geeigneten Kompromiß finden sollten. Es wurde getagt, konferiert, Koalitionen gebildet und wieder aufgelöst und über all dem Streit blieb einfach alles beim Alten. Dann starben die Ziegen an Wassermangel und es gab kein Fleisch mehr zu essen.
Wieder beschwerten sich die selben Leute und besonders die Tierschützer, die vorgaben, nicht wegen des Fleischmangels zu protestieren sondern der armen verdursteten Kreaturen wegen. Auch die Umweltschützer gingen wieder auf die Straße, weil die Menschen mangels besserer Ernährung nun auf den Wiesen herumtrampelten und Champignons suchten, dabei aber auf seltene Pflanzen keine Rücksicht nahmen. Diesmal waren sich fast alle einig, daß der Gouverneur versagt habe, und in einer Großen Koalition des Wahlvolkes jagte man ihn zum Tor hinaus.
Was aber war zu tun?
Es wurden weitere Arbeitskreise einberufen, man tagte, konferierte, debattierte währenddessen blieb alles beim Alten... nein ich vergaß: nicht so ganz - während die Abgesandten des Volkes sich stritten bis sie grau wurden und ihnen lange Bärte wuchsen
suchte sich das gemeine Volk einen anderen Landstrich aus wo es hoffentlich glücklich und von politischen Wirrköpfen unbeeindruckt weiter leben konnte.
Nur fürchte ich auch sie haben ihren Egoismus nicht abgelegt. In einem wunderbaren Landstrich hatten Bewohner.....sh. oben!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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