Rüdiger Nazar

Frankreich sollte ein neuer Anfang sein...8...

Pierro fragte...warum schließt du dein Schlafzimmer ab ?
Ich sagte nichts darauf. Die Nacht war katastrophal...ich hatte Schmerzen und erbrach  mehrmals. Nun wird es aber Zeit daß du zum Arzt gehst...sagte Gerda.
Ja...gleich Morgen früh wollte ich nach Dieuze laufen...an ein Fahren mit dem Auto war wohl nicht mehr zu denken.
Der Morgen kam...Gott sei Dank...und Gerda und ich gingen los...Richtung Dieuze.
Das Wetter war schön sonnig...keine einzige Wolke am Himmel...kein Wind...und meine Freunde...die schwarzen Raben kreisten wieder am Himmel.
Zwei Kilometer bis Maizieres le Vic...die Dorfstrassen waren wie leer gefegt.
Dann die Strasse nach Dieuze...langgezogen durch Felder und kleine Wäldchen. Eine wunderhübsche Gegend. Nach vier Kilometer Fussmarsch kamen wir dort an.
Dieuze war eine schöne kleine Stadt..mit einigen Geschäften...Gaststätten...einer Bank...
einer Festhalle...Schulen sowie Kindergarten...und einem Krankenhaus.
Aus den Bäckereigeschäften entströmte ein herrlicher Duft nach frischgebackenem.
Nase zu und schnell vorbei...sagte Gerda...nur nicht zu tief durchatmen....das Wasser lief uns im Munde. Wir standen auch vor dem kleinen Antiquitätengeschäft...der Inhaber stand davor. Kommen sie doch herein...schauen sie sich um.
Wir taten es. Er hatte wunderschöne Sachen in seiner Auslage...in den Regalen...ich war begeistert...das war meine Welt.
Danke sagte ich...und wir verließen das Geschäft...er sichtlich enttäuscht...daß wir nichts gekauft haben.
Ich fragte eine Dame die uns entgegen kam...wo den ein Arzt sei...Dr.Stock.
Ist nicht weit von hier sagte sie...zwei Strassen weiter. Es war sehr leicht zu finden.
Die Arzthelferin sprach weder Deutsch noch Englisch...kein Problem...wir sollten uns in den Warteraum setzen.
Zwei Leute...Patienten hatten wir noch vor uns....es ging ziemlich zügig voran.
Monsieur Nazar bitte. Ich betrat den Behandlungsraum. Dahinter saß ein grauhaariger...großer Mann von so cirka...60 Jahren...schätzte ich.
Verlegen fragte ich....sprechen sie Deutsch oder vielleicht Englisch ?
Er lächelte und sagte...in fließendem Deutsch...wenn sie so viel Französisch können wie ich Deutsch...bin ich absolut zufrieden.
Er war im Kriege  deutscher Soldat...und nach der Kriegsgefangenschaft ist er in Frankreich geblieben...so erzählte er mir.
Ich erzählte ihm von meinem Leiden...meinen Beschwerden..er hörte aufmerksam zu.
Während er sich Notizen machte...kramte er in seiner Tasche herum...nahm eine Packung Zigaretten heraus...und steckte sich eine an. Erst jetzt sah ich den überfüllten Aschenbecher auf seinem Schreibtisch. Das glaubte ich jetzt wohl nicht.
Das wäre in Deutschland unmöglich gewesen.
Genüsslich zog er an seinem Glimmstengel...rauchen sie ? fragte er. Ja sagte ich...eigentlich zuviel. Das ist nicht gut...sie sollten aufhören...besonders mit ihren Beschwerden.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich rauchte wirklich zuviel...aber wovon sollte ich Zigaretten kaufen ? Pierro und ich suchten die Strassen nach weggeworfenen Kippen ab...drehten uns davon neue...es war widerlich....aber die Sucht war gestillt.
Haben sie die Karte ihrer Krankenversicherung dabei ? Ich schluckte...er bemerkte es.
Also keine...nicht versichert ? Ich nickte beschämt.
Wir werden sehen...was wir da machen können. Er kramte in seinem Arzneischrank herum. Hier sagte er...diese einmal morgens und eine Abends nehmen...mehr kann ich nicht für sie tun. Ich war so dankbar...mehr konnte ich wirklich nicht erwarten.
Sollten sie schlimme Beschwerden haben...rufen sie mich einfach an.
Ich war ihm so dankbar...mehr konnte ich nicht erwarten und sagen...Danke Dr.Stock.
Beim Heimweg ließen wir uns richtig Zeit...die Gegend war so schön.
Ich weiß nicht ob es nur Einbildung war...aber hier in Frankreich riecht die Luft einfach anders als in Deutschland...das empfand ich schon in meiner Jugend so.
Jedes Jahr war ich in Frankreich...als meine Tante noch in Alemonte wohnte. Es riecht einfach ländlich...Gras...Felder und Wälder...das Wasser in den kleinen Bächen...alles hat seinen eigenen Geruch. Wenn es regnet riecht die Luft würzig...wenn die Sonne brennt...
riecht es tropisch...man fühlt sich wie in einer anderen Welt...irgendwie...ich weiß nicht. Wenn ich an Frankreich denke...und das ist oft...habe ich diese Gerüche in meiner Nase.
Wenn die Felder gedüngt werden...mit Gülle...es ist nicht schlimm oder unangenehm...es gehört einfach dazu. Wenn der Hahn in den Dörfern morgens kräht...der Morgennebel sich verzieht...und der Sonne Platz macht...einfach himmlisch.
Ich weiß...es ist nicht jedermanns Sache...aber ich blühe auf in einer solchen Umgebung.
Als wir in Mazieres le Vic ankommen...läuten die Kirchenglocken. Es ist eine kleine Glocke aus dem achtzehnten Jahrhundert...die täglich seit eh und je...von Hand an langen Stricken...gezogen wird. In meiner Jugend tat ich es auch mal...in Alemonte...außer der gewohnten Zeit...und bekam natürlich Ärger dadurch.
Jetzt hatten wir noch zwei Kilometer bis Azoudange. Als wir dort ankamen...saß Pierro mit seiner Freundin immer noch am Küchentisch. Hallo...was habt ihr denn in der Zeit gemacht ? Nichts war die Antwort. Von oben kamen Geräusche. Hallo...wer ist denn da oben ? Pierro sah mich verstört an. Papa ist wieder da...mit Freundin...und Mama !
Wie...und Mama ?  Pierre war mit seiner Freundin zurück...hatte sie abgesetzt...ist dann nach Metz gefahren...und hat seine Frau unter falschen Vorwand aus dem Frauenhaus geholt...mit nach Hause geschleppt.
Sie kamen nach unten in die Wohnküche...seine Frau sah sehr aufgewühlt und eingeschüchtert aus. Nun saßen wir alle am Küchentisch...die Stimmung war gedrückt.
In den Augen von Pierre`s Frau sah ich Furcht und Hilferufe...aber was sollte ich denn machen ?  Pierro lief hin und her...wie eine Marionette...und bediente seinen Vater...der etwas zu essen mitgebracht hatte...und auch Kaffee. Unterwürfig mit nach vorne hängenden Armen stand er stramm vor dem Alten....mir kam es hoch.
Wenn der Alte etwas haben wollte...schnippte er nur mit den Fingern...oder Pfiff.
Pierro und seine Mutter sprangen wie von Stahlfedern hochgeschnellt...es kotzte mich an.
Komm`Gerda sagte ich...wie gehen spazieren.
Wir blieben so lange weg...bis es schon langsam dunkelte.
Als wir wieder zurück waren...saß Pierro und Freundin alleine in der Küche...sie sahen etwa mürbe aus. Wo ist dein Vater fragte ich ? Oben im Schlafzimmer mit seiner Freundin im Bett. Und deine Mama ? Auch...sagte er und wurde rot. Wie auch ? fragte ich .
Wo bin ich da nur hingeraten ?
Nachts hörte ich Gestöne aus dem Schlafzimmer von Pierre...es war laut und animalisch.
Seine Freundin schrie unentwegt das sie Schmerzen hätte...aber das Geschnaube von Pierre hörte nicht auf. Zwischendurch hörte ich Geklatsche und Aufschreie...dachte mir aber nichts dabei.
Am anderen Morgen saßen wir alle wieder am Küchentisch. Die Frau von Pierre hatte
ein geschwollenes Auge...und der Kiefer war angeschwollen.
Ich platzte vor Wut. Schämt ihr euch eigentlich garnicht ? und sah die Freundin von Pierre an. Du läßt dich von Pierre vögeln...obwohl seine Frau neben euch im Bett liegt.
Und er schlägt auch noch seine Frau...und du als Frau sagst garnichts dazu. Irgendwann erlebst du das gleiche von Pierre. Dieser sah mich wutentbrannt an...halt dich daraus.
Nein...sagte ich...garantiert nicht. Vögle deine Freundin sooft und wo du willst...aber lasse deine Frau aus dem Spiel. Er gifftete und ich dachte...nun gibt es eine Keilerei.
Seine Frau sah mich hilfesuchend an. was sollte ich tun ? Ich ging zum Telephon...wählte eine Nummer...die Nummer der Polizei.
Arret schrie Pierre...laß das...ich mach`dich fertig. Unbeeindruckt sprach ich mit dem Beamten der Gott sei Dank englisch sprach. Wir kommen sofort.
Ich atmete auf. Dann stand er hinter mir...Pierre...riss mich am Hemd herum und schrie wütend. Ich lief rot an...nehme die Finger von mir...auch wen du bei der Fremdenlegion warst.
Seine Faust landete mitten in meinem Gesicht...das Blut schoss mir aus der Nase...ich sah rot...im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Frauen kreischten...und dadurch wurde die Situation noch aufreibender.
Es ist mir zuwider einen Menschen zu verletzen...mich zu schlagen...mein Gegenüber tut mir irgendwie immer leid...aber nun flippte ich aus.
Stopp...alter Mann...das ist zuviel des Guten...mit zwei Schlägen setzte ich ihn Schachmatt.
Er fiel rückwärts...stolperte und knallte mit seinem Hinterkopf auf den alten Bollerofen. Ich erschrak. Hoffentlich hat er sich nichts getan ? Pierro stand hilflos und zusehend dabei...ohne etwas zu Unternehmen.
Die Freundin von Pierre krallte sich an meinem Halse fest...es tat höllisch weh.
Ich drehte mich mühsam um...sah sie an...und erschrocken ließ sie ab von mir...wich zurück und setzte sich auf einen Stuhl. Oh mon dieu !
Die Polizei traf ein. Nach einem kurzen Gespräch nahmen sie die Frau von Pierre mit...
zurück in`s Frauenheim.
Pierre setzte sich an den Tisch...sah mich giftig an...sprach aber kein Wort. Seine Freundin
holte Hähnchenflügel aus ihrer Tasche...und begann sie zu verputzen...so als wäre nichts geschehen. Wir bekamen nichts...nur den Geruch von gebratenem.
Zwischendurch...holte sie ihre Zahnprotese aus dem Mund`...legte sie auf den Tisch...und begann sie mit einem Streichholz zu reinigen.
Das war zu viel für mich...ich verließ den Raum und erbrach.
Komm`Gerda...wir gehen schlafen...ich schloss die Schlafzimmertüre ab...unten war es ruhig.
Mal sehen was der morgige Tag bringen würde ? Ich wollte ja mit Pierro Handgranatenangeln gehen...


                                                                                             Rüdiger Nazar
                                                                                             19.April 2011
                                                                                           melvin6@gmx.de














 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Rüdiger Nazar).
Der Beitrag wurde von Rüdiger Nazar auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Rüdiger Nazar als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Ein diabolischer Plan von Doris E. M. Bulenda



„Krachen, Scheppern und dann gewaltiger Lärm, als ein schwerer Gegenstand an die Wand geworfen wurde. Oh verdammt, die Verrückte spielte drüben in der Küche schon wieder ihr absolutes Lieblingsspiel – Geister vertreiben. Gleich würde sie hierher ins Wohnzimmer stürzen, wo ich versuchte, in Ruhe meine Hausaufgaben zu machen. Und dann würde sie mir wieder lang und breit erklären, welches Gespenst gerade versucht hatte, durch die Wand zu gehen und sie anzugreifen. Ich hasste sie! Ich hasste dieses Weib aus ganzem Herzen!“ Die 13-jährige Eva lebt in einer nach außen hin heilen, kleinbürgerlichen Familie. Hinter der geschlossenen Tür herrscht Tag für Tag eine Hölle aus psychischer und physischer Gewalt durch die psychopathische Mutter und den egomanischen Vater. Verzweifelt versucht sie, sich daraus zu befreien. Vergebens - bis ihr ein altes Buch in die Hände fällt. Als letzten Ausweg beschwört sie daraus einen Teufel. Er bietet ihr seine Hilfe an. Aber sein Preis ist hoch...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (5)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Autobiografisches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Rüdiger Nazar

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wie ich zu meinem Namen kam... von Rüdiger Nazar (Autobiografisches)
Manitoba - Erster Teil Winnipeg von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)
Der Tod ist der engste Verbündete des Lebens von Daniel Polster (Science-Fiction)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen